Herzensprojekt an Rostocker Klinik

Kliniknannys trösten, wenn Mama und Papa nicht in der Nähe sind

Wenn das eigene Kind ins Krankenhaus muss, fällt das meist nicht nur den Kindern schwer, sondern auch den Eltern. Noch schmerzlicher ist es aber, wenn Eltern keine Zeit haben, den ganzen Tag am Krankenbett zu sitzen. Manchmal müssen sie Geschwisterkinder zu Hause betreuen, arbeiten oder das Krankenhaus ist so weit weg, dass man zwischen Wohnort und Klinik lange pendelt. Für diesen Fall gibt es am Rostocker Uniklinikum Kliniknannys. Sie springen ein, wenn Kinder sich alleine fühlen. Wie erfolgreich das Projekt ist und welche Überraschung jetzt kurz vor Weihnachten noch auf die kranken Kinder wartet, sehen Sie im Video.

Abschied fällt durch Kliniknannys leichter

Jana David studiert Medizin und kommt regelmäßig auf die Kinderstation des Uniklinikums Rostock. Dort betreut sie dieses Mal den elfjährigen Finley und spielt mit ihm und ihrer neuen Kollegin Cara Uno. Für Finley eine tolle Beschäftigung, statt sich im Krankenbett zu langweilen. Seit mehreren Tagen liegt er mit einer Blinddarmentzündung auf der Station. Seine Mutter kommt zwar regelmäßig, muss aber auch zwischendurch nach Hause. „Es gibt mir wirklich Sicherheit, dass es meinem Kind gut geht. Das ist nämlich die größte Sorge gewesen, wir gehen und er ist allein, aber er war ja nicht allein“, erzählt seine Mutter Franziska Breetzmann. Damit der Abschied von den Eltern nicht so schwer fällt, sind Studentinnen wie Jana und Cara da, die die Kinder trösten, mit ihnen spielen, kuscheln oder einfach nur zuhören und das mehrere Stunden am Tag. Schließlich trägt ja auch das Wohlempfinden zur Genesung bei.

Projekt entstand durch einen einsamen Patienten

Das Projekt „Tommy nicht allein“ und wurde von Praktikanten erfunden, denen auffiel, dass ein Patient mit dem Namen Tommy wenig Besuch bekam. Daraus entstanden sind die Kliniknannys. 135 Ehrenamtliche, größtenteils Studentinnen und Studenten, kümmern sich seit sieben Jahren darum, dass hier niemand alleine ist. Damit entlasten sie auch das Klinikpersonal. „Sie können sich als Krankenschwester heute nicht mehr so den Kindern widmen wie früher, wie das vor ein paar Jahrzehnten noch war“, erklärt Gernot Rücker, Notfallmediziner am Klinikum Rostock und Leiter des Projekts.

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Dankbarkeit ist das größte Geschenk für Kliniknannys

Jana David, die von Neugeborenen bis Teenager schon alle betreut hat, weiß, wie es sich anfühlt als Kind allein zu sein. „Ich habe ja noch in der DDR gelebt und dort war es nicht so wie heute, dass die Mamis mit ins Krankenhaus durften. Da war ich wirklich auch mit drei, dreieinhalb Jahren auch allein im Krankenhaus und die Mama stand draußen an der Scheibe und durfte einfach nicht rein und da habe ich mir schon gewünscht, dass auch mal jemand zu mir kommt. Das ist schon sehr einsam“, erklärt sie.

Deshalb will sie den Kindern heute Zeit schenken und bekommt dafür auch viel Dankbarkeit zurück. „Manchmal ist mir gar nicht bewusst, was ich für eine Stütze bin. Bei einer anderen Mutter habe ich das gerade erfahren. Die hat mir einen Dankesbrief geschrieben und ein handgemachtes Geschenk, was einmalig war. Da war ich total begeistert, überwältigt“, erzählt Kliniknanny Jana David. Auch die Kinderaugen zeigen, wie viel Spaß den kleinen Patienten und Patientinnen die gemeinsame Zeit macht, ob mit Gesellschaftsspielen oder beim Rumalbern. Und manchmal wird sogar auch gebacken, gekocht oder mit der ganzen Klinik gebastelt. Das Projekt ist sogar so erfolgreich, dass schon andere Krankenhäuser anrufen, die es auch umsetzen wollen. (nba)