Keine Einigung in Krim-Krise: Russen siegessicher, Tartaren in Angst

US-Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollegen Sergej Lawrow in London deutlich länger als erwartet über die Krim-Krise diskutiert. Beide Seiten veröffentlichten Bilder von dem Treffen, die die Politiker bei entspannt wirkenden Vier-Augen-Gesprächen im Garten der Residenz des Londoner US-Botschafters Matthew Burzon zeigen. Außer diesen Fotos ist bei dem Treffen allerdings nichts herausgekommen.

epa04125157 A handout photo made available by the US State Department shows an alfresco meeting between U.S. Secretary of State John Kerry (right) and Russian Foreign Minister Sergey Lavrov on the terrace of Winfield House, the U.S. Ambassador's Residence in London, 14 March 2014 before the start of a formal bilateral discussion focused on Russian intervention in Crimea EPA/HO HANDOUT EDITORIAL USE ONLY +++(c) dpa - Bildfunk+++
Schönes Wetter, schwierige Gespräche: Lawrow (links) und Kerry in London.
dpa, Ho

"Wir haben keine übereinstimmende Sichtweise zu der Situation", sagte Lawrow. "Die Differenzen sind da." Er machte deutlich, dass das Referendum über einen Anschluss der Krim an Russland stattfinden wird und man "den Willen der Bevölkerung der Krim akzeptieren" werde. Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass das Referendum dem Völkerrecht entspreche.

Das sieht der Westen nicht so. Die USA und die internationale Gemeinschaft werden Kerry zufolge das Ergebnis des Krim-Referendums nicht anerkennen.

Und auch auf der Krim und in ihrer Hauptstadt Simferopol herrscht nicht die Zeit der Kompromisse. Die Mehrheit denkt, fühlt und ist russisch. Man will den Anschluss an die alte Heimat, es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht für den Anschluss an Russland demonstriert wird, und der soll schnell wie möglich erfolgen. Die neue ukrainische Regierung in Kiew erntet von der russischen Krimbevölkerung nichts als Verachtung: "Uns vor den Banditen verneigen, die jetzt in Kiew regieren, nein, die Krim ist russisch", so ein Bürger.

"Wir lassen uns kein zweites Mal vertreiben"

In den letzten zwei Wochen zeigten die Russen, wie sie das meinen: Straßensperren, Uniformierte ohne Hoheitszeichen. Sie forderten ukrainische Soldaten immer wieder per Ultimatum auf, ihre Kasernen aufzugeben. Das Ergebnis des Referendums scheint längst festzustehen. Auch weil die, die dagegen sind, es wohl boykottieren werden. Zum Beispiel die Krimtataren. Sie stellen mit insgesamt 300.000 Menschen eine wichtige Minderheit auf der Halbinsel - etwa zwölf Prozent der Bevölkerung von insgesamt gut zwei Millionen.

Die Krimtataren fürchten sich vor einer 'russischen Zukunft': "Wir haben Angst vor der Zukunft", sagte eine Hotelbetreiberin aus Simferopol. Sie erzählt von Markierungen an Türen, die wie zufällige Kratzer aussehen. Sowjetdiktator Josef Stalin hatte die Krimtataren während des Zweiten Weltkriegs als Helfer von Nazi-Deutschland deportieren lassen. "Meine Schwiegermutter ist als kleines Mädchen weggebracht worden. Jetzt ist diese Angst wieder da", erzählt die Frau. "Aber dies hier ist unser Land. Wir lassen uns kein zweites Mal vertreiben."