Priester wird in den Ruhestand versetzt

Pfarrer gesteht Gemeinde sexuellen Missbrauch - im Gottesdienst!

ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Priester hält einen Rosenkranz und eine bischöfliche Erklärung zu den Missbrauchsfällen durch Jesuiten-Pater in der Hand (Foto vom 07.02.2010). Für viele Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche reicht der Hirtenbrief von Papst Benedikt XVI. nicht aus. Foto: Jochen Lübke dpa (Zu dpa Jahreschronik - Die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2010)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
In Rhede hat ein Priester sexuellen Missbrauch gestanden.

Immer wieder wird die katholische Kirche von Missbrauchsskandalen erschüttert, einen Fall wie diesen hat es bislang jedoch noch nicht gegeben: In Rhede hat ein Pfarrer öffentlich sexuellen Missbrauch gestanden – im Gottesdienst vor der Gemeinde. Die Kirche reagiert.

St. Gudula: Bestürzung über Geständnis von Priester

„Ich hatte geglaubt, dass die Tat damals in einem Gespräch beim Bistum vergeben worden war“, liest der Priester in der Messe vor. Erst heute sei ihm klar, dass sein Opfer immer noch unter den Übergriffen leidet. In der Kirche herrscht Totenstille. Ein Mann weint.

In der Gemeinde St. Gudula hatte niemand mit diesem Geständnis gerechnet. In der Vergangenheit habe es hier laut dem „WDR“ bereits eine Missbrauchsserie gegeben. Umso größer ist nun die Bestürzung über die Worte des Pfarrers.

Lese-Tipp: Opfer erzählt seine Missbrauchsgeschichte in der katholischen Kirche

Opfer von Missbrauch: "Habe mich geekelt und war total verunsichert"

"Ich habe mich geekelt und war total verunsichert. Ich konnte mich aber damals nicht wehren oder ihm sagen, er soll die Finger wegnehmen", berichtet das Opfer des Missbrauchs dem „WDR“. Er habe damals ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem 40 Jahre älteren Mann gehabt. "Ich wollte diese Rückzugsmöglichkeit nicht verlieren und ihn nicht vergraulen.“

In den 1990er Jahren habe sein Vater die Taten bereits beim Bistum gemeldet. Nachdem der Priester die Übergriffe gestanden und sich entschuldigt hatte, sei die Nachfrage gekommen, ob damit alles erledigt sei. "Ich war total verdattert, mehr konnte ich nicht sagen", erinnert sich das Opfer heute.

Lese-Tipp: Kirche wollte wissen, ob Missbrauchsopfer Spaß hatte!

Guido Kirchner
Der Priester hatte sich in einem Brief an Bischof Felix Genn gewandt.
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Priester wird in den Ruhestand versetzt

Der Pfarrer wurde in den Ruhestand versetzt. In einem Brief an den Münsteraner Bischof Felix Genn hatte er zuvor selbst darum gebeten. Einige in der Gemeinde St. Gudula bewundern laut dem „WDR“ auch den Mut des Mannes, offen zu seiner Schuld zu stehen.

"Heute würden wir den Fall anders als damals bewerten", gibt Peter Frings, der Missbrauchsbeaufragte des Bistums, zu. Es sei dem Priester aber hoch anzurechnen, dass er die Taten so offen eingeräumt habe. Und: Zum Christentum gehöre es ja auch, Schuld zu vergeben. (jda)