"Es gibt keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen"

Katarischer Offizieller warnt vor Angriffen wegen Regenbogenfahnen

Police Maj. Gen. Abdulaziz Abdullah Al Ansari talks during and interview with The Associated Press in Doha, Qatar, Wednesday, March 30, 2022. Al Ansari, who is overseeing security for the World Cup, said that rainbow flags could be taken off supporters to protect them from being attacked for promoting gay rights. (AP Photo/Darko Bandic)
Abdulaziz Abdullah Al Ansari würde jede Regenbogenfahne am liebsten eigenhändig einsammeln
Darko Bandic, Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved

Wer sich bei der umstrittenen Fußball-WM in Katar mit einer Regenbogenfahne blicken lassen sollte, schwebe in Gefahr. Das glaubt zumindest ein katarischer Sicherheitsverantwortlicher und rät, jedwede Symbole für Diversität mindestens im Koffer zu lassen.
Lese-Tipp: Katar: RTL konfrontiert WM-Orga-Chef mit neuen Vorwürfen

"Ich kann nicht für das Verhalten aller Menschen garantieren"

Falls ein Fan „die Regenbogenfahne zeigt, und ich sie ihm wegnehme, geschieht dies nicht, weil ich sie wirklich nehmen will, um ihn zu beleidigen, sondern um ihn zu schützen“, sagte Generalmajor Abdulaziz Abdullah Al Ansari der Nachrichtenagentur AP. „Weil wenn nicht ich es bin, könnte ihn jemand attackieren. Ich kann nicht für das Verhalten aller Menschen garantieren. Und ich werde ihm sagen: ‘Bitte, es gibt keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen.’“

Al Ansari ist unter anderem der Vorsitzende des Nationalen Terrorismusbekämpfungs-Komitees im katarischen Innenministerium. Die Regenbogenfahne steht weltweit als Symbol für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.

Lese-Tipp: Appell für Freiheit und Menschenrechte – Norwegens Verbandschefin greift FIFA und Katar an

Es hagelt Kritik

Der WM-Gastgeber Katar ist nicht nur wegen der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik internationaler Organisationen. Amnesty International hatte zuletzt geurteilt, dass Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LGBTI+) „sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert“ würden. Homosexualität ist in Katar gesetzlich verboten.

In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisierten mehrere Fanverbände, dass sowohl die FIFA als auch die Organisatoren sich bislang nicht genug um die Sorgen von Fans und und Rechtegruppen gekümmert habe. „Wir können unseren Mitgliedern, LGBT+-Menschen und Verbündeten nicht guten Gewissens sagen, dass dies eine WM für alle ist.“

FIFA-Präsident Gianni Infantino sagte kürzlich: „Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen.“ Die FIFA erklärte auf Anfrage erneut, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien. Die katarischen WM-Organisatoren erklärten, dass sie Richtlinien des Weltverbandes diesbezüglich respektieren würden.

Al Ansari sagte, dass er LGBTI+-Fans nicht empfehle, dass sie Katar fernbleiben sollen. „Bucht ein Zimmer zusammen, schlaft zusammen, das ist etwas, das uns nichts angeht“, sagte er. Wer seine Ansichten zur LGBTI-Situation demonstrieren wolle, solle das in einer Gesellschaft tun, „in der das akzeptiert wird“. (dpa/mli)