Zweites Kunstwerk gefunden!
Skandal geht weiter: Erneut Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta
Und wieder ist die documenta in Kassel wegen antisemitischer Motive in den Schlagzeilen. Erst Ende Juni wurde ein Werk der Künstlergruppe Taring Padi, das antisemtiische Abbildungen zeigt, verhüllt und schließlich abgebaut. Nun sind schon wieder antisemitische Motive aufgetaucht. Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, zeigte sich fassungslos über den Fund.
Karikaturen wurden wohl schon vor Wochen entdeckt
„Während unser pädagogisches Team am Infostand auf dem Friedrichsplatz über antisemitische Bildsprache aufklärt, werden erneut übelste antisemitische Karikaturen bekannt, auf die die künstlerische Leitung der documenta und Frau Schormann aber offenbar schon vor Wochen von einer Besucherin hingewiesen worden waren“, sagte Mendel der Deutschen Presse-Agentur. „Es stimmt mich ehrlich fassungslos, dass ich als damaliger Berater der documenta nicht darüber informiert und stattdessen auf Basis eines juristischen Gutachtens entschieden wurde, die problematischen Werke mit eindeutig antisemitischer Bildsprache in der Ausstellung zu belassen.“ Mendel zog sich nach der Entdeckung des ersten antisemitischen Werks als Berater zurück und warf der damaligen Generaldirektorin Sabine Schormann Untätigkeit vor. Auch Schormann verkündete schließlich ihren Rücktritt.
Nach Angaben der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) hat ein Besucher der Weltkunstschau entsprechende Darstellungen im Museum Fridericianum bemerkt. Es handelt sich demnach um Darstellungen in einer Broschüre, die 1988 in Algier erschienen ist. Die darin enthaltenen Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly zeigten teils antisemitische Stereotype und das Land Palästina, versehen mit Einordnungen, die dem Staat Israel seine Legitimität absprächen.
documenta lehnt Prüfung ab
Der Umgang der documenta mit diesem zweiten Fall stellt Mendel nicht zufrieden: „Dass die Künstlerische Leitung nun das Werk lediglich kontextualisieren will, statt den Rat des neuen Expertengremiums abzuwarten, das morgen seine Arbeit antritt, zeugt nicht davon, dass Ruangrupa Expertenmeinungen zu Antisemitismus wirklich ernst nimmt und respektiert.“
Auch die Politik zeigt sich geschockt über den zweiten Fund. Der FDP-Außenpolitiker Frank Müller-Rosentritt forderte den Stopp der Bundesmittel, solange keine umfassende Prüfung auf antisemitische Inhalte stattgefunden hat. „Trotz vielfacher Warnungen und Hinweise wurde nicht verhindert, dass antisemitische Werke bei der documenta veröffentlicht wurden“, so Müller-Rosentritt.
Eine solche Prüfung lehnt die documenta jedoch ab und wies die Vorwürfe nach Bekanntwerden zurück. Das historische Archivmaterial sei vor rund drei Wochen vorübergehend aus der Ausstellung genommen worden, um es eingehender zu betrachten. „Nach der Untersuchung gibt es zwar eine klare Bezugnahme auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, aber keine Bebilderung von Juden ‘als solchen’“, hieß es in einer Stellungnahme. Das Werk sei als strafrechtlich nicht relevant eingestuft worden. (dpa/dgö)