Ärger im Vatikan

500.000 Euro für Luxustaschen: Kardinal-Affäre in Italien festgenommen

Im Zusammenhang mit dubiosen Geldströmen im Vatikan ist eine 39-jährige Expertin für Geopolitik festgenommen worden.
Im Zusammenhang mit dubiosen Geldströmen im Vatikan ist eine 39-jährige Expertin für Geopolitik festgenommen worden.
Getty/myspace

Ein Finanzskandal erschüttert das heilige Rom! Am Dienstag wurde die italienische Managerin Cecilia Marogna in Mailand festgenommen. Sie soll laut Medienberichten über Jahre insgesamt 500.000 Euro von dem in Ungnade gefallenen Kardinal Angelo Becciu erhalten haben. Ein Teil des Geldes soll sie angeblich für Luxusgüter ausgegeben haben. Und noch ein Gerücht steht im Raum: Die 39-jährige Italienerin soll die Geliebte des Kardinals gewesen sein.

Bericht: Vatikan überwies 500.000 Euro auf eine Briefkastenfirma

ARCHIV - 25.09.2020, Italien, Rom: Kardinal Angelo Becciu spricht während einer Pressekonferenz mit Journalisten. Fachleute des Moneyval genannten Ausschusses begutachten seit einiger Zeit das Vorgehen des Kirchenstaates gegen Geldwäsche und andere kriminelle Finanztransaktionen. Nach dem Vorstellung des Reports von einem Expertengremium des Europarats entließ Papst Franziskus unlängst Kardinal Becciu aus seinen Ämtern. Der Italiener hatte in einer früheren Position im Staatssekretariat viele Geldströme der Vatikans beaufsichtigt. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Skandal war nach dem Rücktritt von Kardinal Becciu bekannt geworden.
GB fgj, dpa, Gregorio Borgia

Marogna sei aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch. Laut Medien wurde sie bereits am Dienstag in Mailand gefasst. Nach Angaben der Tageszeitung „La Repubblica“ wurde sie wegen Veruntreuung gesucht. Sie soll in den kommenden zwei Tagen an den Vatikan überstellt werden, dort nennt man sie „die Frau des Kardinals“.

Die Geopolitik-Expertin Marogna soll dem Bericht zufolge seit 2015 insgesamt 500.000 Euro vom vatikanischen Staatssekretariat – angeblich für geheime humanitäre Missionen – erhalten haben. Doch dafür soll das Geld nie genutzt worden sein. Stattdessen floss es auf das Konto einer angeblichen Briefkastenfirma in Slowenien, welche auf Marogna registriert ist, heißt es. Die Hälfte des Geldes soll sie dann für Luxusgüter wie Möbel und Taschen ausgegeben haben. Wie Rechnungen belegen sollen, gab sie unter anderem rund 8.000 Euro für eine Handtasche der Luxusmarke Chanel und rund 12.000 für einen Designersessel aus.

Papst feuerte Kardinal nach Finanzskandal

ARCHIV - 27.07.2013, Brasilien, St. Sebastian: Papst Franziskus spricht während einer Heiligen Messe auf dem Weltjugendtag. (zu dpa "Papst Franziskus reist nach Assisi für neue Enzyklika") Foto: Luca Zennaro/Pool/ANSA/epa/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Papst Franziskus hatte den 72-Jährigen aus seinen Ämtern entlassen.
fob pil jai cul, dpa, Pool

Der Skandal war nach dem Rücktritt von Kardinal Becciu bekannt geworden. Papst Franziskus hatte den 72-Jährigen beschuldigt, Vatikangelder zur Unterstützung einer von seinem Bruder geführten Kooperative zu verwenden und ihn aus seinen Ämtern entlassen. Becciu war als Präfekt der Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten und verzichte auch auf seine Kardinalsrechte.

In seiner früheren Rolle als Stellvertreter im Staatssekretariat, der mächtigsten Vatikanbehörde, hatte Becciu Zugang zu Geldern für wohltätige Zwecke. Also auch über das Geld, welches Marogna erhalten haben soll. „Ich habe nicht einen Euro gestohlen“, versicherte Becciu im Gespräch mit der Zeitung „Domani“ und fügte hinzu: „Ich sagte zum Papst: ,Warum tust du mir das an? Vor den Augen der ganzen Welt?‘“

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Nur ein „unschuldiges Opfer innerer Machtkämpfe im Vatikan“?

Vergangene Woche hatte die Managerin der Zeitung „Corriere della Sera“ zugegeben, insgesamt 500.000 Euro von Becciu erhalten zu haben. Das Geld sei für geopolitische Beratungsarbeit an ein von ihr in Slowenien registriertes Unternehmen gezahlt worden, soll sie behauptet haben. Außerdem soll sie als Sicherheits- und Spionageexpertin für den Kardinal tätig gewesen sein und ein Teil der Summe als Lösegeld unter anderem für in Afrika und Asien entführte Priester und Nonnen genutzt haben. Auf die Frage, ob sie das Geld für Luxusgüter ausgegeben habe, antwortete sie: „Ich glaube, ich habe das Recht, mir nach all dieser Arbeit einen Sessel zu kaufen.“ Sie sei nur ein „unschuldiges Opfer innerer Machtkämpfe im Vatikan.“

Sie habe auch Gerüchte bestritten, wonach sie die Geliebte des 72-jährigen Kardinals sei. Das hatten zuvor mehrere italienische Medien behauptet. Es sei eine „rein Geschäftliche Beziehung“ gewesen. „Tut mir leid, aber ich bin kein Missionar“, sagte sie zu „Corriere della Sera“. Sie sei nur angemessen für ihre geleistete Arbeit bezahlt worden.