Liebe & Partnerschaft

Warum zu viel Grübeln der Beziehung schadet - und wie Sie es ändern

Frau grübelt im Bett, Mann schläft auf der anderen Seite.
Ist das Grübeln lösungsorientiert in einer Beziehung oder schädlich?
dpa-tmn

von Christina Klein

"Ich liebe dich". Und auf einmal entsteht eine viel zu lange Pause – bis der Partner sagt "Ich dich auch". Schon fängt man in einer Beziehung an, zu grübeln und zu interpretieren. Doch das kann der Partnerschaft erheblich schaden.

Beziehungen können kaputtgedacht werden

Ist es wirklich möglich, eine Beziehung kaputt zu denken? Laut Psychologen lautet die Antwort: "Ja". Als Paar steht man in einer engen, zwischenmenschlichen Verbindung. Meist ist der Partner gleichzeitig der beste Freund und man teilt alles Mögliche miteinander. Über die Zeit meint man, dass man den anderen gut kennt und einem Veränderungen der Persönlichkeit auffallen. Dies kann auch zutreffen. Doch wenn man anfängt zu grübeln, anstatt offen zu fragen, sind Konflikte häufig vorprogrammiert.

Fragen über Fragen – ein Muster in einer Partnerschaft, das häufig bei Menschen auftritt, die zu viel grübeln. So wird schnell aus dem einen Männerabend ein "er wendet sich von mir ab" und aus dem Kontakt zur besten Freundin ein "er hat bestimmt was mit ihr". Wenn man möchte, kann man in viele Lebenssituationen etwas hineinlegen, was dort gar nicht zu finden ist. Manche Menschen neigen bei leichten Veränderungen und Unsicherheiten dazu, stundenlang das Verhalten des Partners zu analysieren und zu interpretieren. Herauskommt oft eine falsche Sicht auf die Dinge, Drama und viele Fragen.

Grübeln in der Beziehung oft wegen mangelndem Vertrauen

Kein Mensch ist vollständig transparent für den anderen und jeder hat das ein oder andere kleine Geheimnis oder Stimmungsschwankungen, die unabhängig vom Partner sind. Deshalb ist das Vertrauen in einer Partnerschaft unabdingbar und eine der wichtigsten Säulen. Gerade bei den Faktoren Vertrauen und Selbstwertgefühl hadert es aber oftmals, wenn man zum Grübeln und Überinterpretieren in einer Beziehung neigt.

Laut des Psychologen Gary W. Lewandowski steht die Arbeit an sich selbst an erster Stelle, um die Gedankenschleife und daraus resultierende Beziehungsprobleme zu überwinden. Die Konflikte innerhalb der Beziehung entstehen vielfach erst dann, wenn man das Gegenüber immer und immer wieder mit seinen eigenen Interpretationen und Fragen überzieht. Oftmals verbergen Fragen wie: "Wo warst du letzte Nacht, dass du erst um Mitternacht heimkamst?" oder "Wieso hast du so lange gebraucht um 'Ich dich auch' zu sagen?" direkte Anschuldigungen, Unterstellungen und die Botschaft des Misstrauens.

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Lewandowski rät bei "Psychology Today" zu mehr Akzeptanz. Man kann niemanden zu einhundert Prozent lesen. Wenn die Beziehung die drei Säulen Beständigkeit, Transparenz und Freundschaft aufweist, sollte man an sich selbst arbeiten, dem anderen mehr zu vertrauen.

Überinterpretation beginnt oftmals damit, dass es einem an Details zu einer Situation mangelt. Anstatt zu grübeln und Unterstellungen auszusprechen ist es ratsam, einfach abzuwarten, ob sich mehr Informationen ergeben oder aber gezielt und freundlich nachzufragen, bevor man in ein Grübelmuster verfällt. Formulierungen wie: "Was hast du in letzter Zeit so gemacht?" sind offene Fragen, die der anderen Person mehr Raum zum Reden und Erklären geben, als wenn man eine Frage direkt mit einer Unterstellung oder Interpretation paart.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.