Studie findet biologische Erklärung

"Kaiserschnitt-Epidemie": Warum gibt es immer weniger natürliche Geburten?

Die Anzahl der Kaiserschnitte hat sich in den letzten Jahren enorm erhöht. Laut Statistischem Bundesamt lag der Anteil der Kaiserschnittgeburten in Deutschland 1991 noch bei 15 Prozent, bis 2017 verdoppelte er sich auf 30,5 Prozent. Es kommt also inzwischen fast jedes dritte Kind nicht auf natürlichem Wege zur Welt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Operation eigentlich nur, wenn sie medizinisch notwendig ist. Ist das wirklich bei jedem dritten Kind der Fall? Ob das so ist und warum die Zunahme der Kaiserschnitte auch einen biologischen Hintergrund hat, zeigt eine aktuelle Studie.

Die Menschen wachsen und wachsen

Die Forscher Eva Zaffarini und Philipp Mitteroecker von der Universität Wien kamen der Zeitung "Die Welt" zufolge zu dem Ergebnis, dass die Menschen durch den wachsenden Wohlstand in vielen Ländern mit der Zeit immer größer wurden. Diese Entwicklung könne für den Anstieg der Kaiserschnitt-Rate mitverantwortlich sein, da es durch die Größe des Fötus häufiger Komplikationen bei der Geburt gebe, die gegen eine natürliche Geburt sprächen. Diesen Zusammenhang belegten die Wissenschaftler mit einer Auswertung statistischer Daten.

Faktoren wie Gewicht und Alter der Mutter wurden berücksichtigt

Basis des Studienergebnisses ist eine umfassende Datenanalyse. Dabei wurden die weltweiten Kaiserschnittraten zwischen 2005 und 2017 miteinbezogen, die mit der Größe der Elterngeneration zwischen den 1970er- und den 1990er-Jahren verglichen wurde. Berücksichtigt wurden Faktoren, die Einfluss auf die Größe des Fötus haben könnten, wie etwa Übergewicht, Diabetes und Alter der Mutter - aber auch der Wohlstand des Geburtslandes.

Die Untersuchungen zeigten, dass ein Drittel aller Kaiserschnitte mit der Größenentwicklung der Menschen in Zusammenhang steht. Die Begründung: Durch die verbesserte Ernährungs- und Lebenssituation sei der Fötus seiner Mutter stets eine Generation voraus, wodurch dessen Größe nicht mehr zur Größe des Beckens und des Geburtskanals seiner Mutter passe.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Kaiserschnitt gilt nicht mehr nur als Notlösung

Abgesehen davon spielt auch der Wohlstand und das Gesundheitssystem eines Landes eine Rolle. In wohlhabenden Ländern kommen aufgrund der guten medizinischen Versorgung mehr Kinder durch eine Operation zur Welt als in ärmeren Gebieten. Ein Kaiserschnitt gilt nicht mehr nur als Notlösung, sondern kann auf Wunsch der Mutter auch durchgeführt werden, wenn einer natürlichen Geburt eigentlich nichts im Wege steht.