Fachärzte klären Symptome ab - und Patienten bleiben anonym
„Intimarzt“-App soll Geschlechtskrankheiten erkennen

Wer sich eine Geschlechtskrankheit eingefangen hat, geht oft erst sehr spät zum Arzt - zu groß ist die Scham. Um solche Krankheiten früher diagnostizieren und besser behandeln zu können, gibt es nun eine App: Mit „Intimarzt“ kann man sich eine Erstmeinung von einem Facharzt einholen, indem man digital Fragen zu seinen Symptomen beantwortet und drei Fotos des intimen Problems hochlädt.
Patienten laden Fotos hoch
Warzen, Flecken oder sonstige Veränderungen im Intimbereich können so also anonym einem Fachmann gezeigt werden - und der schätzt ein, ob man die Auffälligkeit in einer Praxis behandeln lassen muss. Entwickelt wurde die „Intimarzt“-App von Mitarbeitern der Universitäts-Hautklinik in Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Universitäts-Hautklinik in Essen.
Einen entsprechenden Antrag für die erste telemedizinische Smartphone-Anwendung speziell für Geschlechtskrankheiten wurde von der Landesärztekammer Baden-Württemberg genehmigt. Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten dürfen Patienten mit intimen Problemen also über die App Befunde stellen.
Patient soll innerhalb von 48 Stunden Antwort bekommen
Und das funktioniert so: Um sich die Erstmeinung eines Arztes einzuholen, müssen Patienten drei Fotos vom Problembereich in der App hochladen und Fragen zu eventuellen Symptomen beantworten. Die Informationen bekommt ein Facharzt über ein verschlüsselte Verbindung, der innerhalb von 48 Stunden eine erste Einschätzung abgibt. Für die Antworten und eventuelle Rückfragen der Online-Ärzte gibt es einen geschützten Datenraum, auf den nur Patient und Arzt Zugriff haben.
„Intimarzt“-App ersetzt den Arztbesuch nicht
„Intimarzt“ liefert dann eine erste Einschätzung und empfiehlt etwa rezeptfreie Medikamente, die das Problem in vielen Fällen schon aus dem Weg schaffen können. Aber: Die App ersetzt den Arztbesuch nicht. Vielmehr soll sie die Lücke zwischen der Recherche im Internet und der daraus resultierenden gefährlichen Selbstdiagnose und dem Gang zum Arzt schließen. „Bei Fällen, die digital nicht eindeutig zu beurteilen sind, werden die Fachärzte die App-Nutzer auch weiterhin in die Praxis einladen“, sagt Titus Brinker, Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg und Leiter der App-Entwicklung am NCT Heidelberg und DKFZ.
Für die Ersteinschätzung per App zahlen Patienten 24,95 Euro Servicegebühr. „Diese Pauschale müssen die Patienten derzeit noch selbst tragen, jedoch zeigen sich auch die Krankenkassen interessiert an dem neuen Angebot“, so Brinker.
Welche Symptome beispielsweise bei Syphilis auftreten, zeigen wir im Video.