Ehemaliges Mobbingopfer (19) spricht

Das erlebte ich als Kind an der Berliner Grundschule

"Es hat damit angefangen, dass Schüler sich lustig gemacht haben über mein Aussehen", erzählt die junge Frau. Doch aus den kleinen Sticheleien wurden immer üblere Attacken. "Mir wurden die Hände festgehalten und mir wurde eine Mülltonne auf den Kopf gesetzt." Die heute 19-Jährige ging jahrelang auf die gleiche Berliner Grundschule, wie die Elfjährige, die sich nun das Leben genommen haben soll. Auch sie wurde offenbar heftig gemobbt.

Auch sie hatte Selbstmordgedanken

Was das Mädchen gefühlt haben muss, kann die 19-Jährige, die nicht erkannt werden möchte, gut nachvollziehen. "Irgendwann fängt man an, die Sachen, die sie über einen erzählen, zu glauben", erzählt die junge Frau im RTL-Interview. Im Video berichtet sie, was sie damals alles erlebt hat.

"Hätte meine Mutter nicht eingegriffen, wäre ich dieses Mädchen gewesen und ich würde heute nicht mehr hier stehen", glaubt sie. Denn auch sie hatte immer wieder Selbstmordgedanken, hörte auf zu essen und fing an, sich selbst zu verletzen, als die Mobbingattacken immer schlimmer wurden.

"Man wurde alleine gelassen"

"Ich bin eher so der ruhige Typ gewesen", so die 19-Jährige. Sie sei als Kind etwas pummelig gewesen. Das war für ihre Mitschüler anscheinend Grund genug, sie auszugrenzen und zu drangsalieren. "Warum passiert das mir jetzt? Ich habe keinem Menschen etwas getan", fragte sich das Mädchen damals. Anfangs dachte sie noch, dass die anderen sie irgendwann wieder in Ruhe lassen würden. Aber das passierte nicht. Über drei Jahre wurde sie massiv gemobbt.

Auch als sie versuchte, sich Hilfe zu holen, sei nichts passiert. "Wenn man zu Lehrern gegangen ist, zu Sozialarbeitern oder auch zur Schulleitung, wurde man alleine gelassen", wirft die 19-Jährige ihrer ehemaligen Grundschule vor. Es habe sie sehr viel Mut gekostet, Lehrern von den Schikanen zu erzählen. Doch die hätten nicht so reagiert, wie sie gehofft hatte. "Mir wurde dann mehrfach gesagt: Ja, das wird ja wohl schon seinen Grund haben", erzählt die 19-Jährige. "Man wird wütend, weil man weiß, man kann alleine nichts machen."

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Mit den Mobbing-Folgen kämpft sie noch heute

03.02.2019, Berlin: Auf den Stufen zum Eingang der Hausotter-Grundschule in Reinickendorf steht neben Windlichtern eine Kerze mit der Aufschrift «Stoppt Mobbing». Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Elfjährige wurde an einer Grundschule in Berlin offenbar so heftig gemobbt, dass sie sich das Leben nahm.
soe, dpa, Paul Zinken

Die Folgen des Jahrelangen Mobbings spürt die 19-Jährige auch heute noch. "Ich kann Menschen sehr wenig vertrauen. Ich bin ein sehr verschlossener Mensch geworden", erzählt sie. Es falle ihr immer noch schwer, mit anderen über Probleme und Sorgen zu reden. Sie mache stattdessen alles mit sich selbst aus, weil sie das Gefühl habe, alles alleine schaffen zu müssen.

An der Grundschule in Berlin soll es schon mehrere schwere Mobbingfälle gegeben haben. Dagegen sei nichts unternommen worden, kritisiert Elternvertreter Daniel Richter. Schulleiterin Daniela Walter bestreitet die Vorwürfe. Nichts werde vertuscht oder unter den Teppich gekehrt, sagte sie dem RBB. Die elfjährige Grundschülerin soll so massiv gemobbt worden sein, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm und wenige Tage später im Krankenhaus starb. Offiziell bestätigt hat die Polizei das noch nicht.

Hilfe in schwierigen Situationen

Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Hier finden Sie eine Übersicht über Hilfsangebote.

Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, dann finden Sie unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.