Kommt jetzt die Home Office-Quittung?

Hundepensionen sind an ihrer Belastungsgrenze

10.06.2022, Hessne, Schlüchtern: Hündin Maja liegt im Hundelandhotel Schlüchtern auf dem Rasen. (zu dpa "Zuhause auf Zeit: Viele Tierpensionen zur Urlaubszeit ausgebucht") Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hündin Maja liegt im Hundelandhotel Schlüchtern auf dem Rasen. Ihre Halter hatten Glück - sie haben noch ein Plätzchen für sie bekommen.
scg kde, dpa, Sebastian Gollnow

Die Betreiber von Hundepensionen schlagen Alarm! Viele mussten in den vergangenen Jahren ihr Geschäft aufgeben, weil Hundehalter sich während der Pandemie gut selbst um ihre Vierbeiner kümmern konnten. Nun kippt dieser Trend jedoch – gerade zu Corona-Zeiten haben sich vermehrt Menschen im Home-Office für einen Hund entschieden und diese Vierbeiner wollen nun betreut werden. Die Betreiber von Hundepensionen sehen sich teilweise sogar wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Sowohl in Hessen als auch im Saarland und in Rheinland-Pfalz ist dieses Phänomen zu beobachten.
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Die Zeit im Home Office hat dazu geführt, dass sich viele Menschen Hunde angeschafft haben.
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Pensionsbetreiberin ruft erstmals Neukundenstopp aus

Dani Müller vom Landestierschutzverband Hessen betreibt selbst eine Tierpension. Sie selbst habe in diesem Jahr erstmals während des elfjährigen Bestehens ihrer Einrichtung einen Neukundenstopp ausrufen müssen und könne auch für die Sommerferien schon lange keine freien Plätze mehr anbieten - was längst nicht jeder Interessent freundlich hinnehme. „Da muss man sich dann auch mal Beschimpfungen anhören“, sagt sie.

Tatsächlich belegen die offiziellen Zahlen des Industrieverbandes Heimtierbedarf (IVH) und des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) den steigenden Hunde-Trend. Gab es 2018 noch 9,4 Millionen Hunde in Deutschland, waren es 2020 schon 10,7 Millionen. Zwar nahm diese Zahl 2021 wieder leicht ab, laut Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, sei aber ein stetiger Anstieg zu erkennen.

10.06.2022, Hessne, Schlüchtern: Eine Mitarbeiterin des Hundelandhotels Schlüchtern geht mit Hunden spazieren. (zu dpa "Zuhause auf Zeit: Viele Tierpensionen zur Urlaubszeit ausgebucht") Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Jetzt noch einen Betreuungsplatz für den eigenen Hund zu finden, ist gar nicht so einfach.
scg kde, dpa, Sebastian Gollnow

Die Tiere werden schwieriger

Längst ausgebucht ist derweil auch die Hundepension am Frankfurter Flughafen. Als besonderen Service übernimmt das Team auf Wunsch die Tiere direkt von ihren Besitzern in der jeweiligen Abflughalle am Flughafen und bringt sie dort auch wieder hin, wenn ihre Frauchen oder Herrchen wieder gelandet sind.

Auch der Leiter Florian Vogel sieht einen steigenden Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten für die Tiere, das locke auch neue Anbieter auf den Markt. Viele Menschen nähmen die Bedürfnisse ihrer Tiere nicht mehr richtig wahr, widmeten ihnen zu wenig Zeit oder vermenschlichten sie allzu sehr. Die Probleme sind dann auch in den Tierpensionen zu spüren. Nicht jeder Besitzer akzeptiere gleich eine Absage - und manche versuchen dann, mit Sätzen wie „Ich zahle auch das Doppelte und Dreifache“ oder „Es ist ja nur ein kleiner, ganz lieber Hund“ ihre Vierbeiner doch noch irgendwie unterzubringen.

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Kasseler Pension kann sich vor Anfragen kaum retten

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der Villa Hundebunt in Kassel ab. Raimund Stellpflug betreut in seiner Tierpension in Ortsrandlage Hunde von Kunden. Die Tiere leben mit ihm im Haus und Garten, Zwinger gibt es nicht. Vor Anfragen kann auch Stellpflug sich derzeit kaum retten, für die Sommerferien seien schon alle Plätze belegt.

Seine vierbeinigen Gäste nimmt er nicht nur während Urlaubszeiten auf, sondern betreut sie auch tagsüber, wenn ihre Besitzer keine Zeit für die Tiere haben. „Das ist wie so ein Kindergarten hier“ - große Spazierrunden im Wald inklusive. Die Kapazitäten sind allerdings auch hier begrenzt – lediglich acht Hunde nimmt er hier zu seinen vier eigenen auf. (dpa/kmü)