Stephanie (32) rasierte sich sogar eine Glatze
Dreifach-Mutter gibt sich als krebskrank aus – und kassiert über 12.000 Euro Spenden

Krebs im Endstadium, es bleiben nur noch 18 gemeinsame Monate: Mit dieser Nachricht schockiert Stephanie Hunter aus Hull in England ihre Familie, Freunde und Arbeitskollegen. Schnell kommen Spenden zusammen, die der Mutter von drei Kindern einen sorgenfreien Lebensabend ermöglichen sollen. Doch was wie eine Geschichte voller Nächstenliebe beginnt, ist in Wahrheit ein dreister Betrug.
Engländerin hat nur noch 18 Monate zu leben – angeblich
Es beginnt im Jahr 2016, als sich Stephanie Hunter bei ihrem Arbeitgeber, einem Unternehmen für Telemarketing, krankmeldet. Der Grund: Bei ihr sei Krebs diagnostiziert worden, daher brauche sie eine Operation an der Lunge. Wenig später wird die heute 32-Jährige behaupten, dass die Behandlung nicht angeschlagen habe und sie nun eine aggressive Chemotherapie benötige. Doch damit nicht genug: Im Januar 2017 rasiert sich Stephanie Hunter den Kopf, da der Krebs gestreut und sie inzwischen vier Tumore im Gehirn habe. Eine Heilung sei ausgeschlossen, die dreifache Mutter habe nur noch 18 Monate zu leben.
Arbeitskollegen wollen helfen – und spendieren eine Reise ins Disneyland
Ihre besorgten Kollegen beginnen, Spenden zu sammeln, „um der Familie eine letzte Reise zu ermöglichen", heißt es in der Hull Daily Mail. Insgesamt rund 10.500 Pfund (umgerechnet über 12.000 Euro) werden von großzügigen Freunden, Kollegen und lokalen Unternehmen gespendet, sodass die angeblich sterbenskranke Mutter eine VIP-Reise nach Disneyland Paris mit ihren Kindern unternehmen kann – inklusive Zufahrt 1. Klasse mit dem Eurostar und einem Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel mit Vollpension.
Sozialer Dienst lässt die Geschichte auffliegen
Nach ihrer Rückkehr bröckelt die Lügenfassade der Engländerin. Zunächst wird ihr das Krankengeld gestrichen, weil ihr kein Arzt ein Attest über ihren Zustand ausstellen wollte. Am Ende ist es der aus Sorge um die drei Kinder eingeschaltete soziale Dienst, der die Geschichte auffliegen lässt. Mit der Wahrheit konfrontiert, bricht Stephanie Hunter zusammen.
Lese-Tipp: So erkennen Sie, ob jemand lügt
Stephanie Hunter belog auch ihren eigenen Ehemann
Sie gibt zu, ihre Krankheit erfunden zu haben und damit nicht nur Freunde und Kollegen, sondern auch ihren eigenen Ehemann getäuscht zu haben. Ihm gegenüber behauptete sie über Monate hinweg, zu Behandlungen ins Krankenhaus zu gehen. „Sie hat ihn sogar zu einem Bestattungsunternehmen gebracht, um Hilfe bei der Organisation ihrer Beerdigung zu erhalten“, so das Gericht, das sich jetzt mit dem Fall beschäftigt. Hunters Ehemann habe das gemeinsame Haus inzwischen verlassen. „Er empfindet große Scham und Verlegenheit über das, was passiert ist.“
Lese-Tipp: Vater aus Bayern täuscht Leukämie seiner Tochter vor
Dreifache Mutter bedauert ihre Tat vor Gericht
Doch wie konnte es so weit kommen? Hunters Verteidiger sagte vor Gericht, dass sich seine Mandantin mit der Zeit immer weiter in ihrem Lügennetz verstrickt habe: „Diese Lüge war so tief verwurzelt, dass es ihr [Stephanie] fast unmöglich gewesen wäre, sich davon zu lösen. Sie setzte die Lüge fort und ergriff Maßnahmen, um diese Lüge zu unterstützen.“ Vor Gericht bedauert die 32-Jährige ihre Tat und erklärt: „Ich möchte mich nie wieder in diese Lage versetzen.“ Ein Psychiater diagnostizierte eine emotional instabile Persönlichkeit. „Der Motivationsfaktor dafür war der Wunsch nach Aufmerksamkeit“, heißt es vor Gericht.
Richter: "Die Freundlichkeit und Wohltätigkeit der Menschen wurde vollständig missbraucht"
Insgesamt hat Stephanie Hunter ihr Umfeld um knapp 7.000 Pfund (rund 8.200 Euro) betrogen. Einen Teil der ursprünglich viel höheren gespendeten Summe (über 12.000 Euro) habe die dreifache Mutter nicht ausgegeben. Viel größer als der finanzielle Schaden wiegt aber der Vertrauensbruch. „Die Freundlichkeit und Wohltätigkeit der Menschen wurde vollständig missbraucht. Es verhindert, dass Menschen in Zukunft echte wohltätige Spenden tätigen“, fasst Richter John Thackray zusammen. Die 32-Jährige habe die Emotionen und die Freundlichkeit vieler Menschen „ausgenutzt und tatsächlich manipuliert“. Stephanie Hunter wurde wegen Betrugs und Rechtsbeugung zu 15 Jahren Haft verurteilt. (fge)