"Katar ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt"
HSV-Fans werben für Frauenfußball, Rollstuhlbasketball und Co. statt Katar-WM

Am 20. November startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Vorfreude auf den umstrittenen Winter-Kick im Emirat ist jedoch getrübt, auch beim Supporters Club des Zweitligisten HSV. Der wirbt jetzt für ein alternatives Winterprogramm aus dem Breitensport.
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Breitensport statt Hochglanz-Fußball
„In Kürze steht uns aufgrund der WM in Katar eine lange Winterpause bevor“, heißt es in einem Tweet des HSV Supporters Clubs am Mittwoch. Doch statt zu einen einfachen Boykott der WM in Katar aufzurufen, verweist die größte Abteilung des HSV seine 65.000 Mitglieder, gemeinsam mit dem Förderkreis Nordtribüne, auf ein Alternativprogramm: „Wir wollen Alternativen schaffen. Der Breitensport ist das Gegenteil von dem, was in Katar passiert. Das ist ein cooles Zeichen. Gleichzeitig hoffen wir, die Fans mit den Aktionen für unsere anderen Abteilungen zu begeistern“, sagte Simon Philipps, Mitglied im Führungsgremium des Supporters Club dem Hamburger Abendblatt.
Frauenfußball, Rollstuhlbasketball, Eishockey
Sieben Tage, bevor der Ball in Katar rollt, sollen zum Beispiel die Fußball-Frauen in ihrem Regionalliga-Spiel gegen Hannover 96 angefeuert werden. Am 16. November, wenn die deutsche Nationalmannschaft im Oman ihr letztes Testspiel bestreitet, könnten die Fans zur Partie der Hamburger Rollstuhlbasketball-Bundesligisten BG Baskets gegen Hannover United kommen. Selbst für den Eröffnungstag des WM-Spektakels hat der Supporters Club einen Pfeil im Köcher: Futsal. Die HSV-Mannschaft spielt im Stadtderby gegen den FC St. Pauli. Und auch für die Wochen danach soll zum Beispiel Eishockey für genügend Ablenkung sorgen.
Boykotts auch anderswo
Mit ihrer Kritik an dem Turnier in Katar stehen die Anhänger des HSV nicht alleine da. Frankfurts Sportdezernent Mike Josef teilt im Oktober auf RTL-Nachfrage mit: „Die Stadt Frankfurt plant kein Public Viewing“. Ähnlich halten es andere Städte in Deutschland und positionieren sich gegen Public Viewings zur Fußball-WM. Selbst in der französischen Hauptstadt Paris soll es keine öffentlichen Fußballübertragungen aus Katar geben.
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Philipps: "Katar ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."
Grund für den Aufruf zum Boykott ist die schwierige Menschenrechtslage in dem arabischen Land. Das WM-Spektakel wird deshalb von vielen aus der organisierten und aktiven Fan-Szene abgelehnt. HSV-Supporter-Vertreter Philipps sagt dem Abendblatt dazu: „Es gibt bei vielen Menschen großen Frust über den Profifußball. Katar ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es entlädt sich vieles, was sich an anderen Stellen aufgebaut hat. Die WM ist wie ein Brennglas.“ (dpa/kzi)