Gas vor AusHeizungsalarm! Warm mit Gas bis 2045? Manche Energieversorger könnten den Hahn schon früher zudrehen

2025 wird Heizen mit Gas für viele teurer, denn im kommenden Jahr steigen die Netzentgelte. Also das, was Kunden den Energieversorgern für die Nutzung der Gasnetze zahlen müssen. Auch in den vergangenen Jahren kletterten diese Kosten jährlich nach oben. Ein Grund: Immer weniger heizen mit Gas und deshalb werden die Entgelte auf immer weniger Kunden umgelegt. Doch das ist erst der Anfang, denn Gas ist ein Auslaufmodell. So steht es im Gebäudeenergiegesetz. In Deutschland soll spätestens 2045 Schluss mit fossilen Energieträgern beim Heizen sein. Die Gasversorgung könnte örtlich aber auch deutlich früher zu Ende gehen.

Wärmeplanung soll Alternativen liefern

Kamp-Lintfort setzt in Zukunft vor allem auf Fernwärme
Kamp-Lintfort setzt in Zukunft vor allem auf Fernwärme

„Man weiß ja gar nicht, wo das hinläuft,“ sagt Elvir Sehović in der verregneten Fußgängerzone. Schon länger macht sich der Kamp-Lintforter Gedanken über eine neue Heizung. Er will weg vom Öl und auf eine für ihn umweltfreundlichere Alternative umstellen. In seiner Haushälfte in einem Zweifamilienhaus wohnt er mit seiner Familie schon seit 16 Jahren. Genauso alt ist auch die Heizung im Keller. "Ich warte tatsächlich auf den richtigen Zeitpunkt, weil man hat das Gefühl, dass die Entscheidung, die man jetzt trifft, vielleicht in zwei Jahren schon wieder falsch ist.“

Die Stadt Kamp-Lintfort weiß allerdings auf welche Heizungen Bürger in Zukunft setzen können. Denn dafür hat das Team rund um Klimaschutzmanager Axel Witzke eine sogenannte Wärmeplanung erstellt. Darin steht, in welchen Gebieten in Zukunft wie geheizt werden kann. Also zum Beispiel, ob Anwohner in einem bestimmten Stadtteil mit Fernwärme rechnen können, oder nicht. Das ist nicht verbindlich, sollte den Bürgern aber Klarheit schaffen. In Kamp-Lintfort ist das aber noch nicht der Fall, wie der Heizungsbauer Jan Raatschen verrät. „Viele Bürger haben die Sorge, sich für die nächsten Jahrzehnte falsch zu entscheiden.“ Deswegen würden viele ihre alten Heizungen lieber reparieren, statt neue zu kaufen.

Energieversorger können Gasversorgung einstellen

Im Gebäudeenergiegesetz der ablaufenden Ampel-Regierung steht zwar, dass bis 2045 mit fossilen Energieträgern geheizt werden darf. In der Praxis könnten viele aber schon früher in die Röhre schauen. Denn wenn Gaskunden das Netz verlassen, wird das Netzentgelt auf die übrigen Abnehmer verteilt. Irgendwann wird das dann für den Energieversorger unwirtschaftlich und er darf den Hahn zudrehen. So hat es vor kurzem die Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft angekündigt. Bis 2035 wolle man das Gasnetz stilllegen. Grund: „[d]a die Zahl der Gasnutzer sinkt, werden die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Nutzer umgelegt.“

Dieses Vorgehen ist auch in anderen Städten und Gemeinden möglich, wenn der Weiterbetrieb des Netzes für den Energieversorger wirtschaftlich unzumutbar ist. Das sei laut Bundesnetzagentur zwar eine „seltene Fallkonstellation“, aber „bei entsprechenden Entwicklungen in mittlerer Zukunft aber auch nicht ausgeschlossen“. Für diesen Fall sollen die Verbraucherrechte geschützt werden. Eine entsprechende EU-Richtlinie dazu wurde aber noch nicht in deutsches Recht umgesetzt.

RTL WEST hat bei den fünf größten Städten NRWs nachgefragt. Keine gab an, aktuell zu planen, die Gasversorgung vor 2045 einstellen zu wollen. In Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Duisburg ist die kommunale Wärmeplanung aber auch noch nicht abgeschlossen.

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Gasnetz wird wohl Schrott

Zwei Drittel aller Wohnungen in Nordrhein-Westfalen werden mit Gas beheizt. Der Umbau hin zu Wärmepumpe und Co. wird eine Herausforderung. Bei diesem Kraftakt bleibt das Gasnetz aber wohl oft auf der Strecke, beziehungsweise im Boden. Denn es wird überflüssig. Der Umbau zu wasserstofffähigen Leitungen ist oft unerschwinglich, weil die Gasleitungen dafür meist aufwendig erneuert werden müssten.

Außerdem ist Wasserstoff zu teuer für das Heizen in den eigenen vier Wänden. Energieökonom Manuel Frondel hält daher auch den Nutzen von klimaschonenden Biogasen für eine zukunftsfähige Alternative, ergänzt aber: „Im schlimmsten Fall müssen die Erdgasnetze unter Inkaufnahme von hohen Kosten zurückgebaut werden.“

Für den Verbraucher bedeutet all das vor allem eins: Das Heizen mit Gas wird in Zukunft deutlich teurer und endet spätestens im Jahr 2045. Für jeden, der jetzt eine neue Heizung braucht, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW zwei Dinge:

  1. Erkundigen Sie sich bei der Kommune, ob Fernwärme zu Ihnen geliefert wird.

  2. Vereinbaren Sie ein Gespräch mit einem Energieberater, denn Fernwärme ist nicht per se die beste Lösung.