Der Mediziner sagt: Mit der Kraft der Gedanken klappt's!

Nach Aussage von Heidi Klum: Kann man Schweiß einfach so abstellen?

Heidi Klum auf einer Filmpremiere.
Heidi Klum schafft es, nicht im Gesicht zu schwitzen? Wie geht das denn?
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von Vera Dünnwald

Luftige Kleider, laue Abende, Grillen mit den Freunden, am See abhängen und Sonne satt: SO stellt man sich den Sommer vor. Von lästigem Ungeziefer und Schweiß mal ganz abgesehen. Aber auch das gehört leider zu den heißen Temperaturen dazu. Model-Mama Heidi Klum wird davon scheinbar verschont, wie sie jetzt in einer US-Talkshow gegenüber Moderator Stephen Colbert verraten hat: Sie könne kontrollieren, wann sie wo wie viel schwitzt. Aber funktioniert das wirklich? Wir haben bei Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht nachgefragt. Mit der Antwort haben Sie garantiert nicht gerechnet!

Warum schwitzen wir eigentlich?

Eine Frau schwitzt im Gesicht.
Die Temperaturen auf dem Thermometer klettern immer weiter in die Höhe. Kein Wunder, dass wir auch im Gesicht schwitzen. Doch es gibt eine Methode, die uns helfen könnte.
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Als Model und TV-Moderatorin gibt es für Heidi Klum womöglich nichts nervigeres, als bei einem Fotoshooting mit perfektem Make-up ins Schwitzen zu geraten. Das dürfte sich die 49-Jährige vermutlich auch gedacht haben. Die logische Konsequenz: einfach nicht mehr im Gesicht schwitzen! „Was zunächst verrückt und witzig zugleich klingt, funktioniert tatsächlich“, sagt Dr. Christoph Specht im RTL-Interview. Wie bitte? Wieso wissen wir davon noch nichts? Ein absoluter Gamechanger im Hochsommer!

Für eine Erklärung müssen wir einen Exkurs ins Fach Biologie machen und den menschlichen Körper – genauer gesagt das vegetative Nervensystem – unter die Lupe nehmen: „Normalerweise sind Reaktionen des vegetativen Nervensystems nicht beeinflussbar. Es steuert zum Beispiel unseren Herzschlag, den wir ja auch nicht einfach so steuern können. Außerdem besteht es aus mehreren Teilen, unter anderem dem Sympathikus und dem Parasympathikus, die wie Gegenspieler agieren“, so Dr. Specht. Dass wir müde und schläfrig werden, langsam zur Ruhe kommen und auch der Herzschlag weniger wird oder wir weniger schwitzen, dafür sorge der Parasmpathikus, erklärt der Mediziner. Der Sympathikus hingegen sei für alles verantwortlich, was mit Angriff oder Flucht zu tun hat, wie zum Beispiel Aggressionen. Ebenfalls eine Reaktion: vermehrtes Schwitzen. Und – obwohl es eigentlich Teil des nicht steuerbaren vegetativen Nervensystems ist – können wir genau diese Reaktion steuern. Aber wie?

Biofeedback-Methode: Mittels der Kraft der Gedanken schwitzen unterdrücken? Das geht!

Dr. Specht sagt: „Es gibt die Möglichkeit, das Ganze willentlich zu beeinflussen. Aber das ist hartes Training und funktioniert nicht von jetzt auf gleich.“ Dahinter stecke eine wissenschaftlich untersuchte und fundierte Methode namens Biofeedback.

„Hier lernt der Patient sein vegetatives Nervensystem durch Gedankenkraft zu beeinflussen. Als Beispiel kann man den Bluthochdruck nehmen, der ja auch vegetativ gesteuert wird. Menschen, die das Biofeedback trainiert haben, können am Ende ihren eigenen Blutdruck hoch und runter drücken.“

Wie das funktioniert, erklärt der Mediziner ebenfalls: „Der Patient wird dafür an verschiedene Sensoren angeschlossen, die eben die vegetativen Reaktionen messen. Also Blutdruck, Herzfrequenz und Hautwiderstand. Man bekommt aber auch spezielle Sensoren am Kopf befestigt. Der Patient sitzt dann vor einem Bildschirm und sieht eine Art Ballspiel. Er muss aktiv versuchen, den Ball in eine Richtung zu lenken. Er versucht irgendetwas zu denken und schaut anschießend, welche Dinge – wie zum Beispiel der Blutdruck – sich verändern.“ In dem man diese Veränderungen dann wahrnimmt, müsse man die Reaktionen verstärken und dann habe man mittels der eigenen Gedanken Dinge gesteuert.

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„Das ist einfach nur faszinierend. Und es funktioniert auch fürs Schwitzen – auch wenn es wahrscheinlich langes Training braucht“, so Dr. Specht. Viel Verbreitung habe die Biofeedback-Methode vor allem deswegen nicht gefunden, weil der Patient viel selbst machen müsse und es meist zu zeitaufwendig sei.

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Schweiß ade! Auch diese Dinge helfen

Ob Heidi Klum genau diese Methode angewandt hat, um ihrem Körper zu befehlen, dass er weniger Schweiß im Gesicht produzieren soll, steht natürlich in den Sternen. „Aber das Schwitzen als physiologische Reaktion zu regulieren, das ist an sich schon möglich“, erzählt Dr. Specht.

Was sonst noch gegen Hyperhidrose, also vermehrtes Schwitzen hilft:

  • Wenig überraschend, aber: Deodorants benutzen. Diese sorgen nicht nur dafür, dass wir gut riechen, sondern sie sollen auch das Schwitzen reduzieren.
  • Biofeedback-Methode kann helfen und das Ganze eindämmen.
  • Eine Botox-Behandlung schaltet das Schwitzen für eine gewisse Zeit aus.
  • Wenn all das nicht hilft, können auch die Schweißdrüsen operativ entfernt werden.

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