Die Linke: „Damit verliert unsere Partei eine bedeutende Persönlichkeit“Hans Modrow ist tot - letzter SED-Staatschef der DDR stirbt mit 95 Jahren

09.05.2021,Berlin,Deutschland,GER,Sowjetisches Ehrenmal Treptow.Hans Modrow. *** 09 05 2021,Berlin,Germany,GER,Soviet Memorial Treptow Hans Modrow
Hans Modrow im Mai 2021 in Berlin
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Der letzte DDR-Ministerpräsident der Staatspartei SED, Hans Modrow, ist tot. Er starb in der Nacht zum Samstag im Alter von 95 Jahren, teilte seine Partei Die Linke mit. „Damit verliert unsere Partei eine bedeutende Persönlichkeit“, erklärten der Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch und der Ex-Fraktionschef Gregor Gysi.

Modrow galt als überzeugter Sozialist

Hans MODROW , Vorsitzender des Ministerrates der DDR , und Bundeskanzler Helmut KOHL , CDU , in Bonn , Februar 1990 Hans MODROW , Chairman of the Council of Ministers of GDR , and Chancellor Helmut KOHL , CDU , in Bonn , February 1990

Hans Modrow Chairman the Council of Ministers the GDR and Federal Chancellor Helmut Kohl CDU in Bonn February 1990 Hans Modrow Chairman of The Council of Minister of GDR and Chancellor Helmut Kohl CDU in Bonn February 1990
Archivfoto aus dem Februar 1990: Hans Modrow als Vorsitzender des Ministerrates der DDR und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl in Bonn
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Von November 1989 bis April 1990 lenkte Modrow die Geschicke der DDR. Er verhandelte nach dem Fall der Mauer die ersten Annäherungsschritte mit der Bundesregierung. Der langjährige SED-Funktionär und spätere PDS- und Linke-Politiker galt als überzeugter Sozialist, der sich zu DDR-Zeiten ein kleines Stück kritische Distanz zur allmächtigen SED bewahrt hatte. In den 1970er Jahren wurde Modrow deshalb aus der Machtzentrale Berlin weg als 1. Bezirkssekretär in die Provinz nach Dresden geschickt.

Nach dem Fall der Mauer qualifizierte ihn das für Führungsaufgaben in der sich erneuernden SED. Nur vier Tage danach wurde Modrow am 13. November 1989 zum Vorsitzenden des Ministerrates der DDR als Nachfolger von Willi Stoph gewählt – für rund 150 Tage.

Bei den ersten freien Volkskammerwahlen am 18. März 1990 verlor die SED-PDS die Macht und Modrow einen Monat später sein Amt. Ihm folgte als letzter Ministerpräsident der DDR bis zur Wiedervereinigung der CDU-Politiker Lothar de Maizière.

"Modrow-Gesetz" ermöglichte enteigneten DDR-Bürgern günstigen Grunderwerb

In seiner fünfmonatigen Amtszeit versuchte Modrow mit seinem Drei-Stufen-Plan, ein Stück DDR zu retten. Als Preis für die deutsche Einheit forderte er eine militärische Neutralität des neuen Staates. Im März 1990 gründete seine Regierung die Treuhandanstalt, die den Übergang von der Plan- in die Marktwirtschaft organisieren sollte.

Mit dem sogenannten Modrow-Gesetz ermöglichte der DDR-Ministerpräsident zahlreichen Haus- und Hof-Besitzern, die Grundstücke, auf denen ihre Häuser standen und die oft nach dem Krieg enteignet worden waren, sehr preiswert zu kaufen. „Der gesamte friedliche Verlauf der Herstellung der Deutschen Einheit war gerade ein besonderes Verdienst von ihm. Das wird sein politisches Vermächtnis bleiben“, schrieben Bartsch und Gysi in ihrem Nachruf.

Nach der Wiedervereinigung saß Modrow von 1990 bis 1994 für die PDS im Deutschen Bundestag und vertrat sie von 1999 bis 2004 im Europaparlament. (dpa/uvo)