Nach dem Anschlag von Hanau
Viele Ideen für Mahnmal
Erinnerungsort und Denkanstoß
Noch in diesem Monat soll die Vorentscheidung für das Mahnmal fallen, mit dem die Stadt Hanau künftig der neun Opfer des rassistischen Anschlags vor eineinhalb Jahren erinnert. Am Samstag hat die Stadt die verbliebenen fünf Entwürfe vorgestellt, die in der engen Auswahl dafür sind.
Jeder kann sich die Entwürfe für das Hanauer Mahnmal anschauen
Alle fünf Vorschläge seien von hoher Qualität, sagte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Die Modelle sind ab Montag, dem 6. September in einer Ausstellung im Kulturforum am Hanauer Freiheitsplatz zu sehen.
DOSSIER: Der Anschlag von Hanau
Ein 43-jähriger Deutscher hatte am 19. Februar 2020 neun Menschen in Hanau aus rassistischen Motiven erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter und schließlich sich selbst tötete. Die Tat löste bundesweit Entsetzen aus.
Gestaltungswettbewerb: 118 Vorschläge für das Mahnmal von Hanau
Ein Fachbeirat und eine Jury hatten eine Vorauswahl getroffen. Die nun vorgestellten Vorschläge stammen aus den Bereichen Bildende Kunst, Architektur, Kommunikationsdesign und Steinbildhauerei. Gemeinsam ist den fünf Entwürfen, dass sie die Namen der Getöteten tragen:
Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.
Dabei setzen die Künstler auf unterschiedliche Materialien, darunter neben Stein auch Edelstahl, Spiegelelemente und Glas. Die spiegelnden Eigenschaften sollten dafür sorgen, dass sich der Betrachter auch selbst sieht und deutlich machen: Es hätte jeden treffen können, der am 19. Februar 2020 zur falschen Zeit am falschen Ort war, wie der Hanauer Kultur-Fachbereichsleiter Martin Hoppe sagte.
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Mahnmal-Entwürfe: Begehbare Kunstwerke
Auch im Entwurf "Einschnitt" von Heiko Hünnerkopf aus Wertheim sind die Namen der Getöteten in gelasertem Edelstahl aufeinandergesetzt und in einem Halbrund angeordnet, in das der Betrachter eintreten kann.
Künster gehen unterschiedlich an die Erinnerung heran
Carla Mausch verfolgt mit ihrem Projekt "Der Vielfalt." einen kommunikativen Ansatz: Sie will mit Hanauer Bürgern und den Hinterbliebenen Begriffe sammeln, die für Vielfalt stehen und neun Bronzeteile gießen, die auf Steinsäulen aufgesetzt werden sollen und im Stadtgebiet ihre Plätze finden sollen.
Nach der Erörterung wollen Fachbeirat und Jury noch im September den ersten Platz küren und eine Empfehlung zur Realisierung aussprechen. Die endgültige Entscheidung obliege danach dem Magistrat, den Ortsbeiräten und der Stadtverordnetenversammlung, hatte die Stadt mitgeteilt. Das Mahnmal soll zum zweiten Jahrestag des Anschlags am 19. Februar 2022 realisiert werden. (dpa)