Behörden kannten Tobias R.

Schizophrenie von Hanauer Attentäter war schwer erkennbar

 21.02.2021, xpsx, Lokal Hanau Nachbericht Jahrestag des Attentats v.l. Trauner, Gedenken, Blumen, Kerzen, Opfer, Anschlag, Attentat, 19.Februar 2020, Hanau, HU, Tatort,, Hanau Hessen Deutschland DEU Inennstadt *** 21 02 2021, xpsx, local Hanau after report anniversary of assassination v l Trauner, commemoration, flowers, candles, victims, attack, assassination, 19 February 2020, Hanau, HU, crime scene,, Hanau Hesse Germany DEU Inennstadt
Gedenken an die Opfer des rassistischen Attentat in Hanau
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Die psychische Krankheit des Attentäters von Hanau war nach Einschätzung eines Psychiaters schwer zu erkennen. Bereits 20 Jahre vor dem Attentat in Hanau war Tobias R. den Behörden wegen Verfolgungswahn aufgefallen. Das berichtete am Montag ein Sachverständiger im Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags.

Nach außen lebte Tobias R. ein normales Leben.

Tobias R. war den Behörden zum ersten Mal zu Beginn seines BWL-Studiums im Jahr 2001 in Bayreuth aufgefallen. Damals habe er sich verliebt, die Frau hatte ihn jedoch abgewiesen. Daraufhin fühlt sich Tobias R. von den Eltern der Frau verfolgt und erstattete bei der Polizei Anzeige. Nach einer Untersuchung durch einen Arzt wurde er mit dem Verdacht auf eine Psychose in einer Klinik aufgenommen.

Der Vater von Tobias R. sorgte damals dafür, dass er nach wenigen Tagen entlassen wurde. Die paranoide Schizophrenie habe sich fast 20 Jahre lang „wie ein Krebsgeschwür in seine Persönlichkeit eingefressen“, sagte der Sachverständige im Untersuchungsausschuss.

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Rassismus von Tobias R. steigerte sich im Jahr vor der Tat

Nach der Entlassung aus der Klinik, blieb der Verfolgungswahn von Tobias R. Nur wenige Jahre später meldete er der Hanauer Polizei, dass er von einem Geheimdienst verfolgt werden würde. Die nächsten Jahren lebte Tobias R, der unter einem national-konservativen Gedankengut aufwuchs, nach außen unauffällig. Nach Ansicht des zuständigen Psychiaters steigerte sich im Jahr vor der Tat, also 2019, sein Rassismus. Demnach soll er viel NS-Literatur gelesen haben.

Im Frühjahr 2019 zog Tobias R. zurück nach Hanau und schrieb dort eine 19-seitige-Strafanzeige. Dort schrieb er, dass er von der „mächtigsten Organisation der Welt“ überwacht werde.

„Von der Richtigkeit dieser Angaben war er felsenfest überzeugt“, sagte der Sachverständige.

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Hanau-Attentäter hat sich akribisch vorbereitet

Tobias R. habe damals versucht, Kontakt mit dem Verfassungsschutz und der damaligen Kanzlerin Angela Merkel aufzunehmen. Im Januar 2020 ergänzte er die Ausführungen seiner Strafanzeige mit rassistischen Anmerkungen und veröffentlichte diese als „Botschaft an das deutsche Volk“ im Internet. Mit seiner Tat habe er „aufrütteln“ wollen, sagte der Psychiater. Tobias R. habe sich akribisch vorbereitet und mehre mögliche Tatorte ausgespäht. Darunter waren auch Schulen.

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Als Tobias R. am 19. Februar 2020 neun Menschen mit Migrationshintergrund, erschoss, ging er laut Sachverständiger „kaltblütig“ vor. Bei der anschließenden Tötung seiner Mutter habe es sich um einen „Mitnahmesuizid“, also die Tötung Unbeteiligter gehandelt. Dass er sich im Anschluss selbst getötet habe, hängt damit zusammen, dass er sich als „Märtyrer“ präsentieren wollte.(dpa/ast)