Gu Ailing
Chinas ungewöhnlicher Superstar holt Gold

Gu Ailing ist Chinas außergewöhnlicher Sport-Mega-Star. Die gebürtige Kalifornier zeigte beim Ski-Freestyle spektakuläre Tricks und flog zum anvisierten Gold. Die Entscheidung fiel beim letzten Sprung.
Grenzenloser Jubel
Thomas Bach kniff geblendet die Augen zusammen, als Gu Ailing im strahlenden Sonnenschein von Shougang zum Höhepunkt ihrer Show ansetzte. Spektakulär flog Chinas Superstar beim Finale des Big-Air-Events der Ski-Freestyler durch die Luft, die wilden Drehungen ließen den IOC-Präsidenten und das mit Fähnchen ausgestattete Publikum den Atem anhalten - dann brach grenzenloser Jubel aus.
Gu, das Gesicht und Aushängeschild der chinesischen Olympiamannschaft, hatte das erhoffte Gold bei ihrem ersten Wettkampf der Winterspiele gewonnen. "Das ist der beste Moment meines Lebens. Ich kann nicht glauben, was gerade passiert ist", sagte sie.
Vor den Kühltürmen eines ehemaligen Stahlwerksgeländes hatte sich die 18 Jahre alte Doppelweltmeisterin dank eines herausragenden letzten Versuchs zur ersten Olympiasiegerin der neuen Disziplin gekürt.
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Dieser Trick gelang ihr als erste Frau
Mit 188,25 Punkten verwies Gu die Französin Tess Ledeux (187,50) und Mathilde Gremaud aus der Schweiz (182,50) auf die Plätze. Es war Chinas drittes Gold der Winterspiele. Die einzige deutsche Startern Aliah Delia Eichinger (St. Oswald) war in der Qualifikation gescheitert.
Gu griff im dritten und letzten Sprung tief in die Trickkiste. Sie zeigte einen "Left Double 1620" mit einem "Safetygrab", landete die komplizierte Übung, die ihr als erster Frau gelang, perfekt und schob sich an Ledeux vorbei. Bach spendete ausgiebig Applaus, Gu sank fassungslos auf die Knie in den Schnee. Ledeux zog im letzten Sprung des Wettkampfs nicht mehr vorbei.
Gigantischer Hype
Golden Gu. Schon wieder verzückte die "Schneeprinzessin" China. Der Hype um die hochtalentierte Überfliegerin ist gigantisch. Denn auch wenn der Teenager sich auf den Sport konzentriert, steht er doch unfreiwillig zwischen zwei Welten, die politisch immer weiter auseinanderdriften.
Gu ist gebürtige Kalifornierin. Im Herbst beginnt sie in ihrem Geburtsland USA ein Studium an der renommierten Stanford University und ziert dort als Model die Titelseiten diverser Hochglanzmagazine. Trotzdem springt sie für China auf Skiern von Rampen.
Mit 15 hatte Gu beschlossen, für das Heimatland ihrer Mutter zu starten. Sie wolle "Millionen junger Menschen inspirieren", begründete sie damals ihre heiß diskutierte Entscheidung. Angesprochen auf ihre Nationalität blieb sie stets diplomatisch: "Wenn ich in den USA bin, bin ich Amerikanerin. Wenn ich in China bin, bin ich Chinesin."
Die Olympia-Gastgeber freut das dieser Tage noch ein bisschen mehr. Im Slopestyle (ab 13. Februar) und in der Halfpipe (ab 17. Februar) gibt es weitere Goldchancen. (msc/sid)