Ski-Star, Model, Elite-StudentinGu Ailing: Chinas Olympia-Aushängeschild - born in the USA
Sie ist Chinas Aushängeschild bei den Olympischen Spielen in Peking! Ski-Freestylerin Gu Ailing aber ist noch viel mehr: Model, Elite-Studentin – und als gebürtige Amerikanerin auch noch ungewollt Diplomatin zwischen den konkurrierenden Supermächten.
"Vierfach-Korken" - für Gu kein Thema
Diese 18-Jährige setzt Maßstäbe – in vielerlei Hinsicht. Fangen wir mit dem Sport an. Im Ski-Freestyle ist Gu buchstäblich eine Überfliegerin. Bei den Olympischen Jugend-Spielen 2020 holte sie zweimal Gold und einmal Silber, danach räumte sie auch bei den „Seniorinnen“ ab: Zweimal Gold bei den X-Games in Aspen 2021 (Superpipe, Slopestyle), bei der WM wenig später wieder Doppel-Gold (Halfpipe, Slopestyle).
Und: Gu ist die erste, die es geschafft hat, einen „Double Cork“ 1440 zu landen, also einen zweifachen Salto und vier volle Umdrehungen. Vergangenen November postete sie die „kleine Weltneuheit“ auf Instagram. Apropos Insta: Dort hat Gu schon 220.000 Follower. In China aber ist sie noch viel populärer, ein absoluter Mega-Star. Ein Post von ihr nach den X-Games wurde auf der chinesischen Plattform Weibo 23 Millionen Mal abgespielt.
Die Erwartungen der chinesischen (Sport-)Führung an die junge Frau sind wenig überraschend glasklar: In Peking soll Gold her, am besten in drei, wenigstens aber in zwei Disziplinen.
Ihr Ziel: "Millionen junger Menschen inspirieren"
Gu aber ist vielmehr als die Ski-Freestylerin. Ob gewollt oder nicht: Als Sino-Amerikanerin steht die als Eileen Gu geborene Sportlerin zwischen den Supermächten, die – in Deutschland wie so oft unbemerkt – erbittert um die globale Vorherrschaft des 21. Jahrhunderts ringen. Erst im Dezember hatten die USA als erstes Land einen diplomatischen Olympia-Boykott angekündigt. China reagierte gereizt, die Stimmung ist äußerst angespannt.
So ist Gu auch als sportliche Dipomatin gefordert – beherrscht aber auch den ausgleichenden Ton schon wie eine alte Häsin. Sie, die fließend chinesisch spricht, vermeidet Klartext, hebt lieber den Einfluss des Sports auf die internationalen Beziehungen hervor und sagt mantraartig: "Wenn ich in den USA bin, bin ich Amerikanerin. Wenn ich in China bin, bin ich Chinesin." Sie sei stolz auf ihre Herkunft und ihre "amerikanische Erziehung".
Mit 15 Jahren beschloss die hochtalentierte Gu für China, das Heimatland ihrer Mutter, zu starten. Damit wolle sie "Millionen junger Menschen inspirieren", begründete sie ihre damals heiß diskutierte Entscheidung. Die US-Staatsbürgerschaft behielt sie. Nicht ohne, eigentlich ist ein Doppel-Pass in China verboten.
Zwischen Vogue und Stanford
Natürlich aber fasziniert genau diese amerikanisch-chinesische Geschichte die Welt. Und weil Gu auch noch bildhübsch ist, sind lukrative (Werbe-)Verträge nicht weit. Kein Wunder, wenn man die zwei größten Märkte der Welt anspricht.
Gu hat Sponsoren aus aller Welt und ziert die Titelseiten internationaler Magazine. Auch für die chinesische Ausgabe der „Vogue“ posierte sie schon. "Egal, was ich tue, mein Körper ist Teil meines Berufs", sagt Gu Ailing.
Mit Skiern durch die Luft wirbeln, modeln – und studieren wird der Tausendsassa auch noch bald. Und das natürlich nicht an irgendeiner Universität. Im Herbst legt sie der Elite-Uni Stanford los. Man fragt sich, was diese Frau eigentlich nicht kann. (mar/sid)