Rotlicht trifft ReligionGottesdienst im Stripclub: Was hinter der Aktion auf der Reeperbahn in Hamburg steckt

Pastor Frank Hoffmann predigt dort, wo sonst leicht bekleidete Frauen tanzen.
Stripclub statt Kirche: Bei dem Adventsgottesdienst wurden Spenden für kranke Kinder und ihre Familien gesammelt.
RTL Nord

Normalerweise ist „Susis Showbar“ auf der Hamburger Reeperbahn ein Zuschauermagnet für Fans der erotischen Körperkunst, doch am vergangenen Sonntag eroberte Pastor Frank Hoffmann das Parkett in der Tabledance-Bar. Anstatt nackter Haut gab es dieses Mal Jesu Botschaft – für den guten Zweck, denn es wurden Spenden für kranke Kinder und ihre Familien gesammelt.

Adventsgottesdienst in anderer Amtosphäre

Unter dem Slogan „Glaube und Kiez“ wurde der vierte Adventsgottesdienst kurzerhand von der Kirche in das freizügige Lokal verlegt. Das oberste Ziel: Leute zu erreichen, die ansonsten niemals an einem Gottesdienst in der Kirche teilnehmen würden.

Innovatives Modell

Pastor Frank Hoffmann predigt dort, wo sonst leicht bekleidete Frauen tanzen.
Pastor Frank Hoffmann predigt dort, wo sonst leicht bekleidete Frauen tanzen.
RTL Nord

Insgesamt haben 35 Besucherinnen und Besucher den Weg in die heilige Halle gefunden. Vor allem der krasse Kontrast hat Veranstalter und Gäste fasziniert. „Man muss ja heutzutage gucken, dass man die Leute auch auf anderen Kanälen erreicht. Es geht ja nicht mehr jeder so in die Kirche, so stupide. Und hier können wir einfach über so ein Forum auch andere Leute erreichen, die vielleicht gar nicht so den Zugang hatten. Und daher ist es so angedacht, das ein bisschen event-lastiger aufzuziehen", erzählte Christian Schnell, Besitzer von Susis Showbar, im Gespräch mit RTL. Eine Stunde lang predigte Hoffmann seine vorweihnachtliche Botschaft, dem Umfeld entsprechend wurde sein Gottesdienst von kurzen Strip-Einlagen begleitet. Dieses innovative Modell kam auch bei den Besuchern gut an. „Ich finde die Atmosphäre sehr schön und ich finde das Konzept super. Das man die verruchte Gegend mit dem Glauben versucht zu kombinieren, weil das wird auch oft ausgelassen. Viele Menschen in dieser Szene werden von der Kirche verstoßen. Deswegen finde ich das wichtig, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in diesem Umfeld mit der Religion auseinanderzusetzen“, sagte ein Gast im Anschluss an die Veranstaltung.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Mehr als 1.700 Euro für kranke Kinder

Es ging an diesem Tag aber nicht nur darum, Religion und Kirche nahbarer zu machen, sondern auch um den guten Zweck. Sämtliche Spenden und Einnahmen der Getränke – ja, hier durfte tatsächlich Alkohol während der Andacht konsumiert werden – wurden an das Kinderhospiz Sternenbrücke übergeben. Insgesamt kamen so mehr als 1.700Euro für die kranken Kinder und ihre Familien zusammen. "Ein Teil unserer Kosten wird durch die Kranken- und Pflegekassen ersetzt und ein großer Teil eben auch über Spenden. Damit die Familien selber nichts zahlen müssen, nehmen wir diese Spenden super gerne an“, freute sich Christiane Schüddekopf, Pressesprecherin vom Kinderhospiz Sternenbrücke.

Der Kiez-Gottesdienst fand bereits zum fünften Mal in dieser Form statt, während der Corona-Pandemie musste er pausieren. Weitere Projekte sind fest geplant, bereits im Frühjahr soll es das nächste, besondere Event geben. (lmi/hzi)