Expertin nimm Ghosting unter die Lupe

Warnzeichen! Wenn er euch solche Nachrichten schreibt, solltet ihr wachsam werden

Eine junge Frau schaut genervt auf ihr Handy.
Der anderen Person, bei der man sich plötzlich nicht mehr meldet, keinen Grund für die Abfuhr zu liefern, kann schwerwiegende Folgen haben.
CESAR OKADA, CESAR OKADA
von Vera Dünnwald

Das Glück wartet nach dem Swipe!
Oder auch nicht. Denn via App den Traumpartner kennenzulernen, ist oft gar nicht so leicht. Selbst wenn alles gut läuft, besteht am Ende die Chance, (mal wieder) geghosted zu werden – und meistens wissen wir nicht mal, warum. Was haben wir falsch gemacht? Wir werden zurückgelassen mit Unverständnis und Selbstzweifeln. Doch was verleitet Menschen überhaupt dazu, eine andere Person zu ghosten, statt klipp und klar zu sagen, dass man doch nicht mehr will? Wir erklären, worauf ihr achten solltet.

Warum betreiben manche Menschen Ghosting?

Ist das toll! Nach dem Match wird geschrieben, man telefoniert und vielleicht kommt es bereits zu einem ersten Treffen. Alles bewegt sich in die richtige Richtung, man lernt sich (intensiv) kennen – bis sich der andere auf einmal nicht mehr meldet. Das Dating-Phänomen, jemanden auf diese Art und Weise abblitzen zu lassen, nennt sich Ghosting.

Ohne Vorwarnung wird der Kontakt abgebrochen. Und „die Motive dafür können ganz unterschiedlich sein”, erklärt uns die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt in einem RTL-Interview von 2023. Aus dem Nichts kommt es für uns zu einer bitteren Enttäuschung. Warum machen Menschen das?

Jemand, der auf diese Art und Weise ‘flirtet’ und den anderen anlockt, zieht gelangweilt und meist ohne Interesse an einer festen Beziehung durchs Leben. Es ist eine Suche nach dem schnellen Dopamin-Kick“, sagt die Familienberaterin. Man fühle sich zunächst gewollt, mache sich dann aber schon wieder auf zum nächsten Reiz.

Die andere Person und deren Gefühle seien dabei nebensächlich. „Manche Menschen benutzen andere Menschen bewusst, weil sie glauben, das stünde ihnen zu“, erklärt Marquardt.

Solche Menschen agieren laut der Familienberaterin feige, jagen aus einem Versteck heraus und verkriechen sich, sobald sie genug haben. Der Grund? Fehlendes Selbstvertrauen. Sie seien nicht mutig genug, der anderen Person eine ehrlich gemeinte Absage zu erteilen.

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Im Video: Schlussmach-Trend Ghosting – wenn das Date sich einfach nicht mehr meldet

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Achtung! Jemanden zu ghosten, kann für die Person schwerwiegende Folgen haben

Die andere Seite, die sich nach einigen Dates und viel investierter Zeit vielleicht wirklich (berechtigte) Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gemacht hat, bleibt mit einem ganz fiesen Gefühl zurück: „Was stimmt bloß nicht mit mir? Warum will mich die Person plötzlich doch nicht?“.

Ruth Marquardt erklärt: „In einem solchen Fall sind Selbstzweifel, Unsicherheit und viele offene Fragen etwas, das den Menschen tief in seinem Selbstwert erschüttern kann.“ Betroffene drehen sich immer wieder im Kreis.

Auch ein Gefühl von Wertlosigkeit sei üblich: „Ich war es nicht einmal wert, dass du mir sagen kannst, warum du dich plötzlich nicht mehr meldest?“ Die Folge: „Menschen, die so ‘zurückgelassen’ werden, häufen oft ein wachsendes Misstrauen vor der nächsten Beziehung an”, erklärt Marquardt.

Daher sei es wichtig, dem anderen unbedingt eine Erklärung zu liefern, selbst wenn es unangenehm ist oder wenn der Grund nur lautet, dass es einfach nicht passe. Denn dahinter stecke zumindest eine Erklärung, die unsere Psyche begreift. Das können wir insgesamt besser verkraften. Und alles ist besser, als ein plötzlicher Kontaktabbruch.

Erfolge nämlich kein Erklärungsgrund, koste das die geghostete Person oft viel Kraft, sich wieder zu fangen und irgendwann vorurteilsfrei einen neuen Flirt zu wagen.

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Ghosting: Auf diese Warnzeichen solltet ihr achten!

Woman Typing Phone Message On Social Network At Night
Im 21. Jahrhundert jemanden kennenzulernen, ist gar nicht so schwierig. Wenn da doch nur diese verflixten Dating-Maschen nicht wären!
IMAGO / Panthermedia

Doch wie kann ich schon im Vorfeld erkennen, ob jemand mich vielleicht ghosten wird? Die Expertin rät: Achtet auf bereits getextete Nachrichten! Marquardt: „Je belangloser und austauschbarer die (Online-)Konversation, je unregelmäßiger die Nachrichten eintrudeln, desto höher die Gefahr, dass ich für mein Gegenüber als potenziellen Partner überhaupt nicht infrage komme.”

Aber was tun? Sollte man doch noch Hoffnung hegen und warten, bis die andere Person eventuell doch nochmal auf einen zukommt? Marquardt sagt: „Dabei kommt es darauf an, wie wichtig die Person bereits ist und wie viel Zeit man bereits miteinander verbracht hat.“

Dinge direkt anzusprechen und um eine ehrliche Antwort zu bitten, sei jedoch in jedem Fall eine gute Vorgehensweise. Am besten live und persönlich: „So können Missverständnisse vermieden werden und es kommt zu klareren Reaktionen.“

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„Wir alle haben die Möglichkeit, die Menschen ziehen zu lassen, die unseren Wert nicht erkennen”

Wenn ihr trotzdem genug habt und eure Zeit – zurecht – nicht weiter verschwenden wollt, sei es Zeit für den Absprung. Marquardt sagt: „Wichtig ist hier, dass ich weiß, was ich mit mir machen lasse, und wo meine rote Linie verläuft. Wir alle haben die Möglichkeit, die Menschen ziehen zu lassen, die unseren Wert nicht erkennen.“

Ansonsten könne es helfen, Freunde um ihre Meinung und ihre aktive Unterstützung zu bitten.