Gesundheitsminister einig

Geboosterte müssen sich künftig nicht mehr testen

Wie kann man das hartnäckige Fünftel der Bevölkerung rumkriegen, dass sich bis jetzt jeder Nadel verweigert und sich auch von einer Impfpflicht nicht beeindrucken lassen würde? Vor dieser Frage standen der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und seine Länderkollegen heute. Der Plan: Geboosterte sollen bei 2G-Plus-Veranstaltungen keine Tests mehr vorlegen müssen. Aber bringt das die Impfverweigerer zu einer Erstimpfung?
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Lauterbachs Expertengremium erarbeitet Plan

Delta, erste Tote in Großbritannien durch Omikron und nur eine 80-prozentige Impfquote: Der neue Bundesgesundheitsminister Lauterbach steht mit seinem Expertengremium vor großen Aufgaben. Mit ins Boot genommen wurden am Nachmittag auch die Gesundheitsminister der Länder. Die drängendste Frage: Wie können die Corona-Zahlen gesenkt und gleichzeitig die Impfquote erhöht werden.

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Dafür hatte Karl Lauterbach nach seinem Treffen mit Viro- und Epidemiologen nun einen Plan entwickelt. Um die Boosterimpfungen noch attraktiver zu machen, soll bundesweit für Geboosterte die Testpflicht wegfallen. Das bedeutet: Bei 2G-Plus-Veranstaltungen sollen Menschen mit dritter Impfung den sonst fälligen negativen Coronatest nicht mehr erbringen müssen.

Diesem Vorschlag haben die Gesundheitsminister der Länder nun zugestimmt.

Das ist Lauterbachs Expertenrat

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"Gefährlich, solche Anreize setzen zu wollen.“

Doch die Kritik an der neuen Regel lässt nicht lange auf sich warten. „Ich halte grundsätzlich die Testpflicht für wichtig“, sagte der Virologe Dr. Martin Stürmer im RTL-Interview. „Wir haben noch einen neuen Spieler auf dem Feld, das ist Omikron und da halte ich es für gefährlich, solche Anreize setzen zu wollen.“

Auch Kristen Schneider, Professor für Modellbildung und Simulation an der Hochschule Mittweida, kritisiert im RTL-Interview Lauterbachs Vorschlag. „Das Vernünftigste sind Kontaktbeschränkungen. Ein vorweihnachtlicher oder nachweihnachtlicher Lockdown würde sich sicher positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken.“ Schneider entwirft mit seinem Team Modelle, wie sich das Coronavirus in Zukunft weiter ausbreiten könnte.

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Lauterbach selbst aber verteidigt seinen Vorschlag. „Der Verzicht auf die Testung von Geboosterten macht aus epidemiologischer Sicht Sinn“, sagte Lauterbach nach seiner Gesprächsrunde mit dem Expertenrat, zu dem unter anderem auch die Virologen Drosten und Streeck zählen. Jemand, der frisch geboostert sei, habe nur ein sehr geringes Ansteckungsrisiko, so Lauterbach weiter.

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Bayern und Hessen ziehen nach

Lauterbachs Argumentation hatte nun offenbar auch die anderen Gesundheitsminister überzeugt. Bereits am Nachmittag hatten nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern auch Bayerns und Hessens Landeschefs angekündigt, die Testpflicht für Geboosterte abzuschaffen. „Das ist eine echte Erleichterung für die, die dreimal geimpft sind“, sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. „Wir halten das für vertretbar.“

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Die Entscheidung dürften Impfskeptiker allerdings ganz anders bewerten und auch wenig verlockend finden. Denn während Drittgeimpften quasi der rote Teppich ausgerollt wird, werden Ungeimpfte nur noch weiter ins Abseits gedrängt. Eine Spaltung, die die neue Regelung wohl auch nicht beheben wird. Im Gegenteil.

Weiterhin Tests in der Pflege nötig

Ganz testfrei sollen laut neuer Regelung aber auch die Geboosterten nicht auskommen. „Für den Zutritt in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen soll zum Schutz der besonders vulnerablen Personengruppen weiterhin auch von Personen mit einer Auffrischimpfung ein negatives Testergebnis verlangt werden“, heißt es in dem Papier.

Heißt: Wer in einem Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung arbeitet oder dort jemanden besuchen will, muss auch weiterhin ein negatives Testergebnis vorlegen. „Dort kann das nicht akzeptiert werden, weil selbst das sehr geringe Restrisiko (für eine Infektion, Anmerkung der Redaktion) zu wenig ist“, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. (sst)

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