Zwischen Wahn und Wirklichkeit
Gesundheitslexikon: Paranoia
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Paranoia – wenn sich die Realität verzerrt
Umgangssprachlich wird der Begriff der Paranoia häufig leichtfertig verwendet, um auszudrücken, dass eine Person zum Beispiel zu Verfolgungsideen neigt. Jemand gilt als ‚paranoid’, wenn er etwa Unterstellungen äußert, die nicht der Wirklichkeit entsprechen, oder generell misstrauisch ist. In der Psychiatrie bezeichnet die Paranoia jedoch eine ernste psychische Störung, die für Betroffene und ihre Umwelt vielfältige negative Auswirkungen haben kann und behandlungsbedürftig ist.
Was ist Paranoia?
Ein anderer Begriff für die medizinische Diagnose Paranoia ist Wahn, der bis hin zu einem Wahnsystem ausufern kann. Die Realität wird verkannt, der Betroffene nimmt die Wirklichkeit wahnhaft verzerrt wahr. Dies bedeutet, dass sein Wissen über die Realität nicht mit dem der Allgemeinheit übereinstimmt. Charakteristisch ist, dass Betroffene nicht mit Argumenten von ihrer wahnhaften Gewissheit abzubringen sind. Somit handelt es sich bei der Paranoia um eine Störung des Denkens, für die es vielfältige Gründe geben kann. Das bekannteste Beispiel für eine Paranoia ist der Verfolgungswahn, es sind aber auch völlig andere Ausprägungen möglich, zum Beispiel Liebeswahn oder Größenwahn. Oft entwickelt sich diese Störung schleichend über mehrere Jahre hinweg.
Wer ist betroffen?
Paranoia tritt als Symptom bei verschiedenen Krankheitsbildern auf. Häufig betroffen sind Schizophrene, Demenzkranke, Menschen mit affektiven Störungen, aber auch Menschen mit Persönlichkeitsstörungen wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung oder der paranoiden Persönlichkeitsstörung. Am häufigsten sind Psychose-Kranke von Paranoia betroffen, wobei die Psychose der Oberbegriff für bipolare, schizoaffektive und schizophrene Erkrankungen ist. Auch Personen, die lange Zeit real oder auch nur gefühlt verfolgt und misshandelt wurden, können eine Paranoia entwickeln, ohne jedoch psychisch krank zu sein. In diesem Fall ist der Wahn eine Folge von erlittenen Traumata. Hirnorganische Erkrankungen wie Hirntumore können ebenfalls zu paranoiden Symptomen führen.
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Ursachen
Grundsätzlich geht man in der Medizin davon aus, dass Paranoia durch einen gestörten Hirnstoffwechsel – vor allem einem gestörten Dopamin-Stoffwechsel – entsteht, der wiederum verschiedene Ursachen haben kann: Denkbar ist ein vorangegangener Drogen- oder Alkoholmissbrauch, der zu Veränderungen in Stoffwechselprozessen des Gehirns führt. Drogen, die Wahn auslösen können, sind zum Beispiel Cannabis, Ecstasy oder Amphetamine. Unter Umständen sind die Schäden nach einem solchen Substanzmissbrauch bleibend. Häufig ist Paranoia ein Resultat einer psychischen Krankheit und tritt im Rahmen dieser neben anderen Symptomen auf. Auch psychische Belastungssituationen können einen Wahn auslösen.
Behandlung/Therapie
Da man aktuell davon ausgeht, dass paranoide Vorstellungen in einem gestörten Hirnstoffwechsel begründet liegen, wird Wahn zumeist medikamentös mit sogenannten Neuroleptika behandelt, die Einfluss auf den Dopamin-Stoffwechsel nehmen. Da die Wirkweise von Neuroleptika noch nicht gänzlich erforscht ist, müssen häufig verschiedene Medikamente getestet werden, bis das richtige gefunden ist. Begleitend sollte eine Gesprächstherapie stattfinden, jedoch kann diese allein die Störung des Denkens nicht beheben. Betroffene mit Argumenten von ihrem Wahn abbringen zu wollen, kann die Situation sogar noch verschlimmern, da es gerade ein Kennzeichen dieser psychischen Störung ist, dass Erkrankte sich im Recht wähnen.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.