Wird zur Behandlung von Übelkeit und Brechreiz eingesetztGesundheitslexikon: Metoclopramid

ILLUSTRATION - Eine junge Frau liegt am 07.08.2011 in Berlin mit einer Wärmflasche auf dem Bauch auf einem Sofa.
Metoclopramid ist ein zu den Dopamin-Antagonisten gehörender Wirkstoff
picture alliance / dpa Themendie, Mascha Brichta

Wenn der Magen beruhigt werden soll, sind manche Hausmittel schnell am Ende ihrer Wirkkraft. Vor allem wenn Patienten sich wiederkehrend übergeben müssen und deshalb kein Medikament über den Magen aufgenommen werden kann, soll eine effektivere Arznei verabreicht werden. In manchen Fällen muss dann ein Wirkstoff her, der zwar den Magen beruhigt, aber tatsächlich ganz woanders wirkt. Metoclopramid gehört zu solchen Substanzen. Ärzte greifen immer dann zu dem Mittel, wenn die Gabe anderer Medikamente nicht weiterführend gewesen ist und der Patient eine schnelle Linderung benötigt.

Was ist Metoclopramid?

Der Wirkstoff wurde 1965 entwickelt und ist seitdem aus dem Klinikalltag kaum mehr wegzudenken. Bei dem Arzneimittel handelt es sich um ein sogenanntes Gastrokinetikum als auch ein Antiemetikum. Der Wirkstoff fördert also die Beweglichkeit des Magen-Darm-Traktes und unterdrückt gleichzeitig Übelkeit und Brechreiz. Metoclopramid ist der einzige Wirkstoff, der diesen speziellen zweifachen Effekt auf den Magen aufweisen kann. Chemisch gesehen handelt es sich bei dem Stoff um ein Lokalanästhetikum. Es wirkt aber nicht wie sonstige Betäubungsmittel an Ort und Stelle, sondern entfaltet seine Wirkkraft in einem anderen Bereich. Die WHO hat Metoclopramid auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel gesetzt.

Wie wirkt Metoclopramid?

Der Wirkstoff gerät innerhalb kurzer Zeit ins Blut und wird bis ins Gehirn geschwemmt. Dort überwindet er die Blut-Hirn-Schranke. Ganz gezielt setzen sich die Moleküle an die Dopaminrezeptoren an und blockieren diese. Daneben werden auch die Serotoninrezeptoren der Nerven abgeriegelt. Durch diese doppelte Sperre lassen sich die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin wirkungsvoll unterdrücken. Für den Patienten ergeben sich daraus zwei Konsequenzen: Weil der Magenpförtner sich entspannt und die Peristaltik des Magens angeregt wird, ergießt sich der Speisebrei schneller in den Darm. Zudem lässt dank der Dopaminblockade selbst starke Übelkeit rasch nach.

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Anwendungsgebiete von Metoclopramid

Metoclopramid kann bei Patienten mit starker Migräne zum Einsatz kommen. Leiden diese unter Übelkeit und Erbrechen und verspüren starke Schmerzen, so wird der Wirkstoff in Form von Tropfen oder Zäpfchen verabreicht. Ebenso können Erkrankte im Rahmen einer Chemo- oder Strahlentherapie von dem Wirkstoff profitieren, wenn der Brechreiz temporär unterdrückt werden soll. Auch nach einer kräftezehrenden Operation kann mittels der venösen Gabe von Metoclopramid der Brechreiz wirksam gedrosselt werden. Kurzfristig darf das Arzneimittel auch Schwangeren injiziert werden, wenn diese von heftiger Übelkeit und fortwährendem Brechreiz betroffen sind.

Was muss man über Metoclopramid wissen?

Metoclopramid steht aufgrund der selten auftretenden, aber doch erheblichen Nebenwirkungen seit wenigen Jahren in der Kritik. Zu den Begleiterscheinungen gehören Müdigkeit, Schwindel, Ruhelosigkeit, Depressionen, Kopfschmerzen und Bewegungsstörungen (Muskelkrämpfe, Gliederzittern). Weil der Wirkstoff die Ausschüttung des Hormons Prolaktin erhöht, kann es zur nachlassenden Libido, zu Menstruationsstörungen und bei Männern zu Potenzstörungen kommen. Schwangere dürfen das Präparat zwar einnehmen, stillende Mütter jedoch nicht, da der Wirkstoff auf die Muttermilch übergehen könnte. Metoclopramid ist verschreibungspflichtig und darf nur in sehr geringen Mengen und für kurze Zeit (an maximal fünf aufeinanderfolgenden Tagen) eingenommen werden.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und Hinweise über Arzneimittel, hat jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt daher nicht die Beratung durch einen Arzt oder Apotheker. Da die Medizin sich ständig weiterentwickelt, sollten Sie immer die aktuelle Gebrauchsinformation zu Ihrem Arzneimittel sorgfältig durchlesen und Ihren Arzt oder Apotheker zurate ziehen.