Wert zur Beurteilung der BlutgerinnungGesundheitslexikon: INR (International Normalized Ratio, INR-Wert)

Der Quickwert, der der Berechnung der INR zugrunde liegt, wird in Prozent angegeben und liegt bei einem gesunden Menschen zwischen 70 und 130 Prozent, wobei 100 Prozent der Mittelwert der normalen Population ist. Ein Quickwert von 100 Prozent entspricht einem INR-Wert von 1. Bei der Therapie mit oralen Gerinnungshemmern wird hingegen ein Quickwert zwischen 15 und 30 Prozent angestrebt. Das entspricht einer International Normalized Ratio von 2,0 bis 3,5.
Was ist die International Normalized Ratio (INR)?
Der INR-Wert ist ein Laborparameter, der zur Bestimmung der Funktionsleistung des sogenannten "extrinsischen Blutgerinnungssystems" genutzt wird. Grundsätzlich kann die Blutstillung ("Hämostase") über zwei Wege in Gang gesetzt werden. Während das "intrinsische System" eher auf eine langsame und gründliche Reparatur der Verletzung ausgelegt ist, dient die extrinsische Aktivierung dem sofortigen und schnellen Stopp der Blutung. Dafür werden in kaskadenartigen Schritten verschiedene Gerinnungsfaktoren im Blut aktiviert. Am Ende des intrinsischen Gerinnungswegs steht die Bildung eines Fibringerinnsels zur Abdichtung des Gefäßdefekts. Die Bestimmung der INR erfolgt dabei anhand der "Thromboplastinzeit".
Wer kann von erhöhten INR-Werten betroffen sein?
Die INR sollte bei Patienten nach schwerer Beinvenenthrombose, Lungenembolie und bei Vorhofflimmern zwischen 2,0 und 3,0 betragen. Bei Patienten mit einer mechanischen Herzklappe gilt eine International Normalized Ratio zwischen 2,5 und 3,5 als optimal. Der INR-Wert ist aber nicht nur unter der medikamentösen Therapie erhöht. Er kann auch Hinweise auf verschiedene Erkrankungen liefern. Eine Erhöhung zeigt sich zum Beispiel bei:
Vitamin-K-Mangel durch Lebererkrankungen, einseitige Ernährung oder gestörte Aufnahme
Blutgerinnungsstörungen
Mangel an Fibrinogen
Wie wird der INR-Wert bestimmt?
Die INR ist eine standardisierte Form des Quickwerts. Auch dieser wird zur Beurteilung des extrinsischen Systems der Blutgerinnung genutzt und mithilfe der gemessenen Thromboplastinzeit berechnet. Zur Bestimmung von Quickwerts beziehungsweise INR wird dem Patienten Blut abgenommen und mit Citrat versetzt, um eine sofortige Blutgerinnung zu vermeiden. Dem im Labor gewonnenen Blutplasma wird dann Calcium zugefügt. Anschließend wird die Probe erwärmt und der Gewebefaktor dazugegeben. Dadurch wird der exogene Weg der Blutgerinnung in Gang gesetzt und die Zeit bis zum Auftreten erster Fibrinfäden gemessen. Bei gesunder Blutgerinnung beträgt diese zwischen elf und 20 Sekunden. Der so gewonnene Quickwert wird anschließend zur besseren Vergleichbarkeit in die INR umgerechnet.
Warum wird die INR bestimmt?
Die INR-Bestimmung wird immer dann durchgeführt, wenn man wissen möchte, wie schnell das Blut eines Patienten gerinnt. Der Test dient somit zum einen der Diagnose von Blutgerinnungsstörungen. Zum anderen eignet sich die Methode zur Kontrolle bei der Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten. Ein solcher Gerinnungshemmer ist "Marcumar". Der Arzneistoff wird zur Prävention und Therapie von Gefäßverschlusskrankheiten wie Bein- und Beckenvenenthrombosen und zur Herzinfarktprophylaxe eingesetzt. Bei einer zu niedrigen Dosierung tritt die Wirkung nicht ein, wohingegen eine zu hohe Dosierung Blutungen zur Folge haben kann. Deshalb muss der Arzt während des Behandlungszeitraumes das Blutungsrisiko genau beobachten. Hierzu eignet sich die INR.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.