Italienerin will ihre Oma auf Sizilien besuchen, kommt aber nie bei ihr an

Wo ist Gaia Randazzo? 20-Jährige steigt auf Fähre und verschwindet spurlos

Wo ist Gaia Randazzo?
Wo ist Gaia Randazzo?
Facebook / Giacomo Randazzo
von Marisa Caligiuri

Es ist der 10. November, 23 Uhr. Gaia Randazzo steigt in Genua, gemeinsam mit ihrem 15-jährigen Bruder, auf die Fähre in Richtung Palermo. Die beiden möchten ihre Oma besuchen. Aber am nächsten Tag steigt nur Matteo vom Schiff aus. Der Teenager ist verzweifelt. Erzählt der Familie, dass seine Schwester vermisst wird. Die Ermittler haken den Fall schnell als Suizid ab. Die Mutter der Vermissten aber glaubt nicht an diese Theorie. Und jetzt meldete sich ein Passagier mit neuen Hinweisen zum mysteriösen Verschwinden der 20-Jährigen. Was geschah mit der jungen Frau an Bord der „La Superba GNV“?
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Mysteriöses Verschwinden auf der "La Superba GNV": War es Suizid oder doch eine Gewalttat?

Gaia und Matteo nehmen auf Deck Nummer fünf ihre Sitzplätze ein. Der 15-Jährige schläft gegen Mitternacht ein. Als er am nächsten Morgen um 07.00 Uhr wach wird, sitzt seine Schwester nicht mehr neben ihm. Einzig ihr Rucksack und ihr Handy liegen auf ihrem Platz, das berichtet der italienische Fernsehsender „Rai“. Der 15-Jährige sucht auf der Fähre nach seiner großen Schwester. Auf dem obersten Deck, Deck Nummer neun findet er das Sweatshirt von Gaia, aber von ihr fehlt weiter jede Spur.

Er alarmiert das Schiffspersonal, es wird ein Alarm abgegeben. Nach weiteren acht Stunden fährt die Fähre schließlich am Hafen von Palermo ein. Die Polizei untersucht die Fahrzeuge, die die Fähre verlassen. Aber Gaia ist nicht aufzufinden.

Die Ermittler schließen den Fall, laut Bericht, schnell als Suizid ab. Die Beamten vermuten, dass die 20-Jährige selbst von Bord gesprungen sein könnte. Aber die Familie der Verschwundenen glaubt nicht daran.

Italien: Die Familie von Gaia Randazzo glaubt nicht an einen Suizid

Bruder Giacomo sucht nach seiner Verschwundenen Schwester Gaia Randazzo
Bruder Giacomo verbreitet Fotos auf Facebook und sucht nach seiner Verschwundenen Schwester Gaia Randazzo.
Facebook / Giacomo Randazzo

Die Mutter von Gaia gibt der Sendung „Chi l´ha visto“ am vergangenen Mittwochabend ein Interview. „Ich will Gerechtigkeit. Die Polizei hat überhaupt nicht ermittelt. Sie drückten mir ihr Sweatshirt in die Hand und das wurde nicht mal auf DNA Spuren überprüft.“ Ihre Tochter sei voller Lebensfreude gewesen, so die Italienerin weiter.

„So etwas hätte sie nie getan. Sie wollte ihrer Oma Weihnachtsgeschenke bringen. Hat ausgemacht, was sie alles schönes unternehmen würden, wenn sie da ist. Ein Selbstmord macht keinen Sinn. Sie hat auch keinen Brief oder so etwas hinterlassen.“ In mehreren italienischen Zeitungen wird behauptet, sie haben ihrem Ex-Freund eine Abschieds-SMS geschrieben. Aber der junge Mann bestätigte dem Fernsehsender Rai, dass er eine solche Nachricht nie erhalten habe.

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Ehemalige Passagiere der "La Superba GNV" berichten von katastrophalen Zuständen an Bord

Nach einem Aufruf des italienischen Senders, Hinweise an die Redaktion zu melden, kontaktierten mehrere Personen den TV-Kanal. Sie seien bereits auf der Fähre gewesen und berichteten von allgemeinen, desaströsen Zuständen an Bord. Es sei kein Sicherheitspersonal vorhanden.

„Jeder mache dort, was er wolle“, heißt es weiter von mehreren Reisenden. Passagiere würden sich mit selbst mitgebrachtem Alkohol betrinken. Mehrere Frauen berichten, sie seien an Bord dieses Schiffes belästigt worden. In einem Fall in der Vergangenheit, sei sogar ein Mitarbeiter der Crew wegen sexueller Nötigung angezeigt worden. Und es meldete sich sogar ein Reisender, der sich auf der gleichen Fähre befand, wie Gaia Randazzo.

Ein Zeuge, der auf der gleichen Fähre wie Gaia Randazzo war, meldet sich bei TV-Redaktion

Auch er berichtet wie katastrophal sich einige Passagiere in der Nacht vom 10. auf den 11. November benommen hätten. „Es waren unfassbar viele Betrunkene auf dem Schiff. Sie lagen teilweise in den Gängen auf dem Boden. Bis zwei Uhr nachts richteten viele von ihnen ein großes Chaos auf diesem Schiff an.“

Der Zeuge halte es für möglich, dass die junge Frau vielleicht einem dieser Männer oder mehreren von ihnen zum Opfer gefallen ist. Gesehen hat er es nicht. Aber im Interview beschreibt er weiter, dass einige von den betrunkenen Passagieren völlig außer Kontrolle gewesen seien.

Was passierte wirklich auf der Fähre von Genua nach Palermo?

Laut dem Anwalt der Familie Randazzo habe die Reederei bisher keine Liste mit den Namen der anwesenden Passagiere herausgegeben. Und die Beamten haben den Fall als „Selbstmord“ abgehakt. Aufnahmen der Überwachungskamera seien nach 24 Stunden gelöscht worden, heißt es. Die Mutter von Gaia, Angela P., ist verzweifelt.

„Meine Tochter war vor einigen Tagen noch gesund und munter Zuhause. Jetzt ist sie verschwunden. Ich will die Wahrheit! Was ist auf dieser Fähre mit meinem Kind passiert?“

Antworten auf diese Frage hat Angela P. bisher keine bekommen. Aber sie kämpft weiter für Gerechtigkeit, bittet Journalisten darum, die Geschichte ihrer Tochter zu verbreiten. In der Hoffnung, dass weitere Zeugen sich melden und die Familie darin unterstützen aufzuklären, was wirklich mit Gaia Randazzo passiert ist. (mca)