Kommentar von Fenja (Jahrgang 1999)
Generation Z nur Jammerlappen? Diese Videos machen mich wütend!
Besteht die Generation Z nur aus Jammerlappen?
Dana Rosa kommen die Tränen, wenn sie an ihre Zukunft denkt: ein Vollzeitjob als Berufsanfängerin mit 36.000 Euro Jahresgehalt und 30 Tagen Urlaub. Ihr Video sorgte im Netz für Riesendiskussionen. Ich bin Fenja Basen (Jahrgang 1999), gehöre auch zur Generation Z – und mich machen solche Videos wütend. Ein Kommentar.
Solche Videos sorgen dafür, dass meine Generation mit Klischees überhäuft wird
Ich bin im September 1999 zur Welt gekommen. Ich bin also mittendrin. Mittendrin in der Generation Z. Wie oft ich mir schon anhören musste, dass die Gen Z faul, verwöhnt und nicht belastbar sei. Und wieso kommen solche Mutmaßungen? Genau wegen solcher Videos. Solche Videos sorgen dafür, dass meine Generation mit Klischees überhäuft wird.
Dass jeder Mensch eine andere Definition von Work-Life-Balance hat – klar. Dass jeder Mensch eine andere Grenze an Belastbarkeit hat – klar.
Aber was Tiktokerin Dana Rosa sagt, ist meiner Meinung nach Meckern auf ganz hohem Niveau. Wie viele Bekannte ich habe, die deutlich weniger als 36.000 im Jahr verdienen und das, obwohl sie studiert haben und bereits seit ein paar Jahren in ihrem Bereich arbeiten. Wie viele Eltern oder Alleinerziehende weniger verdienen und mit dem Gehalt noch Kinder versorgen müssen.
30 Tage Urlaub sind wenig? Acht Stunden pro Tag arbeiten sind zu viel?
Dank solcher Aussagen denken viele, dass meine Generation und somit „wir“ arbeitsfaul sind. Und das macht mich wütend, weil es einfach nicht stimmt. Wieso fühlen sich manche Leute unfair behandelt, obwohl alle anderen Generationen seit Jahrzehnten unter den gleichen oder teilweise sogar schlechteren Bedingungen arbeiten müssen?
Zudem ist es ja nichts Neues, was sie sagt. Klar, wir würden vermutlich alle nicht „nein“ sagen zu mehr Gehalt und Freizeit und weniger Arbeit. Aber die Situation so zu dramatisieren, wie sie es macht, finde ich respektlos. So gibt es beispielsweise in anderen Ländern deutlich schlimmere Arbeitsbedingungen.
Ich bin froh, dass ich einer Generation angehöre, die den Mund aufmacht und dafür kämpft, dass Sachen geändert und erleichtert werden. Aber man muss es ja nicht so übertrieben darstellen, wie es Tiktokerin Rosa gemacht hat.
Zudem es mittlerweile doch auch positivere Aspekte gibt, die sich bei vielen Arbeitnehmern im Arbeitsalltag etabliert haben. So wurde doch erst in unserer Generation mit dem Beginn von Corona die Möglichkeit zum Homeoffice bei einer Mehrzahl der Unternehmen eingeführt. Man kann ja auch mal die positiven Dinge benennen, die sich in den letzten Jahren verändert haben und das Arbeiten angenehmer gestalten – und nicht immer nur meckern.
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Ich kann natürlich nur für mein Umfeld und mich sprechen, wenn ich sage: Wir sind nicht faul. Wir sind nicht verwöhnt. Wir sind belastbar!
„Wir leben und lachen und ab und zu beschweren wir uns auch und sind kaputt"
Ich habe allein während meines Studiums teilweise vier Jobs auf einmal gehabt – und auch eine eigene Wohnung und einen Haushalt. Meinen Freunden geht es nicht anders. Nicht wenige haben neben dem Studium bereits Vollzeit gearbeitet.
Und ja: Wir hatten Freizeit, wir sind in den Urlaub geflogen, haben unseren Haushalt gemacht und wir haben gelacht und Spaß gehabt. Und auch jetzt ist es nicht viel anders. Wir leben und lachen und ab und zu beschweren wir uns auch und sind kaputt. Aber so läuft es bei den anderen Generationen ja auch, oder?
Trotzdem können wir uns meiner Meinung nach alle glücklich schätzen, wenn wir direkt nach dem Studium einen Vollzeitjob mit 36.000 Euro Jahresgehalt und 30 Urlaubstagen bekommen. Wer sich dafür zu fein ist und solche Angebote als unfair empfindet, ist meiner Meinung nach genau das, was der Großteil unserer Generation aber eben nicht ist: faul, verwöhnt und nicht belastbar.
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Aber bitte tut uns anderen einen Gefallen und behaltet solche Aussagen wie von Dana Rosa für euch. Damit wir anderen nicht auch darunter leiden müssen.
Anmerkung: Dieser Artikel erschien erstmals am 8. November 2023 auf RTL.de