Der Kampf gegen Schottergärten

Stadt Emden lockt mit kostenloser Umgestaltung

Hannes P. Albert
Kies und Schotter statt Blumen und Gras bestimmen die Gestaltung eines Schotter-Vorgartens. Foto: Hannes P. Albert/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Keine Arbeit für den Menschen, aber auch keine Nahrung für Insekten: Schottergärten gelten als besonders pflegeleicht – sind aber alles andere als umweltfreundlich. Die Stadt Emden startet deshalb einen ungewöhnlichen Wettbewerb.

Zehn Gärten zu verschenken

Schottergarten
Die Schottergärten sollen von Pflanzen ersetzt werden. Foto: Annette Riedl/dpa/Archivbild
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Blühwiese statt Kies: Das Emder Ökowerk sucht in einem Wettbewerb nach zehn Schottergärten in der Seehafenstadt und bietet Gewinnern eine naturnahe Gartenumgestaltung an. Mit dem ungewöhnlichen Garten-Wettstreit sollen Emderinnen und Emder motiviert werden, überwiegend mit Schotter oder Mulch versiegelte Flächen insektenfreundlicher zu gestalten, sagt die Geschäftsführerin des Emder Ökowerks, Katharina Mohr, der Deutschen Presse-Agentur.

Blütenpracht bereits im Sommer

Ein Tagpfauenauge sitzt in einem Vorgarten in Frankfurt (Oder) auf der Blüte des Sonnenhuts (Foto vom 02.08.2005). Aus dem Sonnenhut (Rudbeckia laciniata) gewinnt die Pharma-Industrie einen Saft (Echinacea), der besonders die körpereigene Abwehr gegen Erkältungskrankheiten stärken soll. Das Hausmittel Echinacea, mit dem sich Millionen Menschen in Europa und Nordamerika jeden Winter vor Erkältungen zu schützen versuchen, ist aber de facto wirkungslos. Das ist das Ergebnis einer großen, wissenschaftlich fundierten US-Studie, die das "New England Journal of Medicine" am 28. Juli 2005 veröffentlicht hat. Die Studie kommt zu dem Schluß, dass endlich aufgehört werden müsse, Echinacea irgendeine Wirkung zuzuschreiben. Foto: Patrick Pleul/lbn (zu Meldung dpa 0903 vom 28.07.2005) +++(c) dpa - Report+++
Die Echinacea (Purpursonnenhut) ist ein wahrer Insektenmagnet.

Bis Mitte März können sich Grundstückseigentümer nun mit einem Bild beim Ökowerk bewerben, deren Vorgärten überwiegend mit Schotter, Mulch oder Kies bedeckt sind. Eine Jury aus Gärtnerinnen und Mitarbeitern des Ökowerks wählt dann zehn Gewinner aus. Ihnen wollen die Naturschützer dann eine Umgestaltung anbieten. In Absprache mit den Eigentümern sollen dann bis zum Sommer neue Vorgärten entstehen, die insektenfreundlich und klimaschützend, aber auch pflegeleicht sein sollen. Dazu sollen auf maximal 20 Quadratmetern Blumen im Wert von bis zu 150 Euro pro Garten gepflanzt werden.

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Schottergärten sind schlecht für das Mikroklima

schottergarten
„Gartenbesitzer können schon mit kleinen Maßnahmen viel für Insekten tun. Als Stadtverwaltung ist es uns wichtig, hier Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt Oberbürgermeister Tim Kruithoff zu dem Projekt. „Gemeinsam können wir den Blüten- und Artenreichtum fördern. (...)"

Als Schottergärten werden Gartenflächen bezeichnet, die oft mit Folie oder Vlies und anschließend mit Schotter, Split oder Kies überdeckt werden und auf denen Pflanzen nur spärlich zu finden sind. Manchmal kommen auch Rindenmulch oder Holzhackschnitzel als Abdeckmaterial zum Einsatz. Der Boden wird durch solche Flächen versiegelt und durch die fehlenden Blühflächen finden Insekten weniger Lebensräume. Steinbeete wirken sich außerdem schlecht auf das Mikroklima in Straßenzügen aus, da sich Steine und Mulchflächen im Sommer stärker aufheizten als Pflanzen, sagt Geschäftsführerin des Emder Ökowerks, Katharina Mohr gegenüber der dpa. Zudem nähmen verdichtete Böden ohne Pflanzen auch Starkregen schlechter auf.

In Niedersachsen verboten

Reine Schottergärten sind laut der niedersächsischen Bauordnung nicht erlaubt. Demnach müssen nicht überbaute Flächen von Baugrundstücken Grünflächen sein, soweit sie nicht anders genutzt werden, etwa als Stellplatz oder Terrasse. Schotterflächen sind nur in „geringem Maße zulässig“, wenn die Vegetation überwiegt.

Ziel des Wettbewerbs sei es, mehr sichtbare Beispiele für naturnahe Gärten in Emden zu schaffen, sagt die Ökowerk-Geschäftsführerin. (dpa/kum)