Führt der Preiskampf der Discounter zu schlechteren Tierschutzbedigungen?

Wenn Aldi den Rotstift ansetzt, folgt die Konkurrenz meist sofort. Nachdem der Discounter am Wochenende die Preise für Salami und andere Wurstwaren um bis zu zehn Prozent gesenkt hat, gibt es nun auch eine Reaktion aus der Politik: Schleswig-Holsteins Agrarminister Robert Habeck (Grüne) verurteilte das Verhalten der Discounter als "unanständig". Denn die niedrigeren Preise an der Supermarktkasse ziehen schlechtere Bedingungen für die Tiere nach sich.

Blick auf verschiedene Wurstsorten und -aufschnitt an der Wursttheke einer Fleischerei im brandenburgischen Vetschau, aufgenommen am 31.01.2008. Foto: Patrick Pleul   +++(c) dpa - Report+++
Nachdem Aldi die Preise für Wurstwaren senkte, zogen andere Discounter nach - was zu schlechteren Tierschutzbedingungen führen könnte.

Für Schweinebauer Torsten Lange ist der Fleischpreis im Keller: "Die Produktionskosten von einem Ferkel bis zum fertigen Mastschwein liegen insgesamt bei 160 Euro und bei den derzeitigen Preisen bekommen wir 145 Euro." Pro Schwein macht Lange also momentan sogar Verlust. "Im Moment können wir nicht kostendeckend arbeiten", so der Schweinebauer.

Grünen-Politiker Habeck sieht neben der schlechten Bezahlung der Schweinebauern ein großes Problem beim Preiskampf – der Tierschutz sinkt. "Was die Discounter da gerade machen, ist unanständig. Ich verstehe jeden, der sagt, die Verbraucher wollen doch billige Nahrungsmittel und es gibt so viele Leute im unteren Einkommensbereich, die können sich das nicht leisten", so Schleswig-Holsteins Agrarminister. "Aber in diesem Fall geht der billige Preis an der Supermarkttheke nur auf Kosten des Tierschutzes."

Skandale um Pferde- oder Gammelfleisch verschreckten Verbraucher

Marktführer Aldi begründet den Preissturz mit gesunkenen Einkaufspreisen, welche sie nur an den Kunden weitergeben wollten. Dabei verlangen viele Konsumenten gar keine niedrigeren Fleischpreise, denn viele befürchten dadurch auch schlechtere Qualität. Die Pferde- oder Gammelfleischskandale haben viele Verbraucher verschreckt. Erst vor wenigen Wochen wurde ein Schlachthof in Schleswig-Holstein geschlossen, weil dort angeblich gegen Tierschutz- und Hygienebestimmungen verstoßen wurde.

Verbraucherschützer glauben, dass sich irgendwann der Preiskampf der Discounter auf die Qualität des Fleisches auswirken wird. "Die entscheidende Frage ist, ob wir Preiskämpfe haben, die auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden, und das sind die Tiere selber", sagt Matthias Wolfschmidt von Foodwatch. Für eine ordentliche Behandlung des Tieres müssten die Landwirte eine ordentliche Entlohnung bekommen, um genug Arbeitskraft und Zeit investieren zu können.

Doch nach höheren Fleischpreisen sieht es momentan nicht aus. Zwar kritisierte Lidl die aktuellen Preissenkungen aus Tierschutzgründen, zog dann aber selbst nach. Schweinebauern wie Torsten Lange bleibt damit nur die Hoffnung auf Besserung bei den Fleischpreisen.