Rettung in letzter Sekunde
Ohne Geburtshilfe wäre die kleine Sophia heute nicht am Leben
Würde es im Fritzlarer Krankenhaus in Hessen keine Geburtshilfe geben, dann würde es die kleine Sophia heute vermutlich auch nicht geben. Ihre Mutter Kerstin war während der Schwangerschaft gerade spazieren, als sie plötzlich bewusstlos auf der Straße im hessischen Fritzlar zusammenbricht. Einem 14-jährigen Beobachter und der Fritzlarer Geburtshilfe ist es zu verdanken, dass sowohl Mutter als auch Kind heute wohlauf sind. Im Video erzählt uns die 38-Jährige von dem furchtbaren Erlebnis.

Geburtshilfe ist Kerstins letzte Rettung
Schlussendlich stellt sich heraus, dass Kerstins Gebärmutterwand gerissen ist und sich in ihrem Bauchraum zu dem Zeitpunkt schon drei Liter Blut angesammelt hatten. Der kurze Weg in die Geburtsklinik in Fritzlar hat Tochter Sophia das Leben gerettet. Doktor Bertram Stitz, Chefarzt der Geburtshilfe in Fritzlar musste einen Notkaiserschnitt durchführen. „Dem Kind ging es wirklich ganz schlecht. Für das Kind hätte es vermutlich ein katastrophales Ergebnis gebracht“, sagt er in unserem Interview.
Immer mehr Geburtshilfen im ländlichen Raum müssen schließen
Kerstins Beispiel zeigt, wie wichtig schnelle Hilfe im Ernstfall ist. Hätte sie in das 30 Kilometer entfernte Kassel gebracht werden müssen, hätte ihre Tochter nicht überlebt. Allerdings haben in den vergangenen 15 Jahren im Umkreis von 70 Kilometern die Hälfte aller Geburtskliniken um Fritzlar herum geschlossen. Das liegt daran, dass der ländliche Raum für Mediziner nicht so attraktiv ist. Auch die Finanzierung der Geburtshilfe ist schwierig, das Budget ist schmal, sagt uns der Chefarzt Carsten Bismarck.

Was sich ändern muss
Zwar gibt es bereits in Hessen eine Strukturförderung für Krankenhäuser im ländlichen Raum – allerdings ist das Geld aus diesem Fond an Bedingungen geknüpft. So müsse die Fahrt in das nächstgelegene Krankenhaus mehr als 40 Minuten dauern. Im Fall von Kerstin, die in das „nur“ 30 Kilometer entfernte Kassel hätte fahren müssen, wäre jede Hilfe zu spät gekommen. „Wir fordern, dass es eine gerechte Entlohnung für Geburtshilfe gibt“, sagt Bismarck. Geburten seien schließlich der Anfang der Existenz und der Gesellschaft, nicht zuletzt deswegen würde hier am falschen Ende gespart werden. (api/kmü)