Flüchtlingskrise in Frankreich
Decathlon stoppt Kajak-Verkauf nach Schiffbrüchen von Migranten

Die Lage in den Flüchtlingscamps rund um Calais, Frankreich, spitzt sich zu. Während zehntausende Migranten dort ausharren, versuchten in den letzten Tagen immer mehr von ihnen die heikle Überfahrt nach Großbritannien. Oft vergeblich. Nachdem es zu mehreren tragischen Schiffbrüchen kam, zieht die Sportartikel-Kette Decathlon Konsequenzen und nimmt in zwei französischen Städten Kajaks aus dem Programm.
Zwei Flüchtlinge nach Kajak-Überquerung vermisst
Ab sofort werden in in den Geschäften von Calais und Grande-Synthe keine Kajaks mehr verkauft, weil die Boote von Migranten für die gefährliche Überfahrt nach Großbritannien genutzt werden könnten.
Zur Begründung hieß es von Seiten der Decathlon-Pressestelle, die Sportboote seien für die Überquerung des Ärmelkanals ungeeignet und Menschen könnten ihr Leben gefährden, wenn sie es dennoch versuchten. Produkte, "die die Sicherheit auf See erhöhen, wie etwa Westen, Paddel oder Thermoschutz" würden weiterhin in Calais und Grande-Synthe verkauft, fügte die Pressestelle hinzu. Demnach war der Vorschlag, die Kajaks aus dem Angebot zu nehmen, von den Geschäften selbst gekommen.
Seit Freitag werden drei Flüchtlinge vermisst, die versucht hatten, den Ärmelkanal in Kajaks zu überqueren, am Tag davor waren zwei vor der Küste von Calais treibende Kajaks entdeckt und zwei Schiffbrüchige gerettet worden. Zwischen Calais und Dover ist das Gewässer etwa 45 Kilometer breit.
Innenminister wollen gefährliche Überquerungen beenden
Zwischen Januar und Ende September haben knapp 30.000 Migranten versucht, über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen. In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Versuche und damit auch die Zahl der Unfälle erheblich angestiegen, was die Spannungen mit der britischen Regierung erhöht hat. Über 1000 Menschen hatten allein am Donnerstag versucht, vom Festland überzusetzen.
Innenminister Gérald Darmanin und seine britische Kollegin Priti Patel erklärten am Dienstag,16.11.2021, sie wollten ihre Zusammenarbeit weiter verstärken, um die "gefährlichen Überquerungen" zu beenden. Am selben Tag räumten Sicherheitskräfte ein wildes Flüchtlingslager in Grande-Synthe, in dem mehr als 1000 Menschen lebten. Vor der Küste Frankreichs wurden außerdem 272 Menschen aus dem Meer gerettet. Sie hatten versucht, mit behelfsmäßigen Booten nach England zu gelangen. (ntv.de/lgr)