François Hollande begnadigt Jacqueline Sauvage: Sie erschoss ihren Mann nach 47 Jahren Ehe-Hölle

epa05137834 A picture dated 03 December 2015 shows Jacqueline Sauvage (C), a French woman convicted of murdering her abusive husband, with her lawyer (no name given) in court in Blois, France. Media reports on 31 January 2016 state that French President Francois pardoned Jacqueline Sauvage after a clermency plea by her children. Sauvage has become a symbol of the scourge of domestic violence in France since she lost her appeal against her conviction for murder in December. EPA/PHILIPPE RENAUD FRANCE OUT / CORBIS OUT +++(c) dpa - Bildfunk+++
Jacqueline Sauvage mit einer Anwältin vor Gericht in Blois (vom 31. Januar 2016)

Sie wurde geschlagen, ihre Kinder wurden missbraucht, fast 50 Jahre erlebte sie die Hölle auf Erden. Nach 47 Jahren Pein erschoss Jacqueline Sauvage ihren Mann. Frankreichs Staatschef Francois Hollande hat die Frau jetzt begnadigt. Er gab damit dem Gesuch der Familie nach, Kritiker sagen, er beugte sich dem Druck der Straße. Der Fall der 66-Jährigen, die nach 47 Jahren Ehe-Hölle ihren Mann erschossen hatte, bewegte seit Wochen nicht nur die Menschen in Frankreich. Politiker, Künstler und Frauenvereinigungen hatten sich für ihre Entlassung ein eingesetzt.

Nun hat der Präsident von seinem Recht Gebrauch gemacht und die zu zehn Jahren Gefängnis verurteilte Frau begnadigt.

Die Begnadigung erlaube ihr, umgehend einen Antrag auf Haftentlassung unter bestimmten Bedingungen zu stellen, teilte der Präsidentenpalast mit. Hollande wollte angesichts einer außergewöhnlichen menschlichen Situation die Rückkehr von Frau Sauvage in den Kreis ihrer Familie ermöglichen.

Staatsanwalt: Sauvage hätte "mit einem verhältnismäßigeren Akt" reagieren können

Jacqueline Sauvage soll 47 Jahre lang von ihrem Mann brutal behandelt worden sein, auch ihre Töchter wurden misshandelt und geschlagen, heißt es. Am 10. September 2012 tötete die Frau ihren Peiniger mit drei Schüssen in den Rücken. Der Tat ging anscheinend ein handgreiflicher Streit um ihren Sohn voraus, der in dem Transport-Familienunternehmen nicht mehr Chauffeur sein wollte. Was die Frau zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Ihr Sohn hatte sich in seiner Wohnung erhängt.

"Unser Vater ist tot und für mich ist das eine Erleichterung", sagte eine von Sauvages Töchtern.

Für Staatsanwalt Frédéric Chevallier sind drei Schüsse in den Rücken dennoch inakzeptabel. Auf die Gewalt ihres Mannes hätte Sauvage mit einem verhältnismäßigeren Akt reagieren können, erklärte der Jurist. Er sprach im Oktober 2014 von versuchter vorsätzlicher Tötung. Am 3. Dezember wurde das Urteil von einem Schwurgericht bestätigt.

Seitdem kämpften Künstler, Politiker - darunter Daniel Cohn-Bendit - sowie Frauen- und Menschenrechtsorganisationen um Sauvages Haftentlassung. Legitime Verteidigung und eine menschliche Antwort auf eine unmenschliche Situation lauteten ihre Argumente. Francois Hollande hat sich diesen Argumenten angeschlossen.