Foto von Neunjähriger mit Rett-Syndrom missbraucht, um für Abtreibung zu werben
Sophia ist neun Jahre alt. Sie hat das Rett-Syndrom, ihre Entwicklung ist stark beeinträchtigt, ihr Gesicht deformiert. Sophias Familie kämpft jeden Tag dafür, ihr Leben so schön und normal wie möglich zu gestalten. Nun hat ein Unbekannter ein Foto von ihr missbraucht, um Werbung zu machen – dafür, dass Abtreibung manchmal sinnvoll sein kann.
Sophia hat das Rett-Syndrom
Als Natalie Weavers Arzt ihr in der 34. Schwangerschaftswoche erklärt, dass ihr ungeborenes Kind anders als andere Kinder sein würde, bricht für die Amerikanerin eine Welt zusammen. Sophia wird mit Deformationen an Händen, Füßen und im Gesicht geboren, leidet an Diabetes und kann weder laufen noch sprechen. Natalie wird klar: Ihre kleine Tochter braucht Betreuung, rund um die Uhr, ihr ganzes Leben lang.
Als Sophia fünf ist, wird das Rett-Syndrom bei ihr diagnostiziert. Die fast ausschließlich bei Mädchen auftretende Erkrankung geht mit schweren körperlichen Behinderungen einher. Betroffene Kinder entwickeln sich scheinbar normal. Doch zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat stoppt die Entwicklung plötzlich – und geht zurück. Bereits erlernte Fähigkeiten können nicht mehr umgesetzt werden. Die Kinder leiden unter anderem an Muskelschwund, epileptischen Anfällen und Demenz.
"Wegen meiner Tochter ist mein Leben besser"
Dass Sophia trotz ihrer Beeinträchtigungen glücklich wirkt, hat sie ihrer Familie zu verdanken. Auch wenn das Leben mit einem schwerbehinderten Kind schwierig, schmerzhaft und emotional sein kann, sei dies nicht das Entscheidende, beschreibt ihre Mutter. "Wir haben mit so vielen Herausforderungen zu kämpfen, aber wegen ihr ist mein Leben besser. Dank ihr weiß ich, was wahres Glück ist", sagt sie im Interview mit CNN.
Um sich für Kinder mit Behinderungen einzusetzen, hat Natalie Weaver unter anderem die Stiftung 'Advocates for Medically Fragile Kids' gegründet. Bei ihren öffentlichen Auftritten kämpft sie für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung und die Rechte von Kindern mit Behinderung. Ein Einsatz, der nicht jedem gefällt.
Hass-Tweet bricht Natalie das Herz
Im November letzten Jahres erreicht Natalie ein hasserfüllter Tweet: Ein Unbekannter wirbt auf Twitter dafür, dass Abtreibung seiner Meinung nach sinnvoll sei und jeder, der sich bei Auffälligkeiten in der Schwangerschaft gegen einen Abbruch entscheide, selbst für die gesundheitliche Versorgung aufkommen solle. Er verlinkt Natalie Weavers Profil und missbraucht ein Foto der kleinen Sophia als Beispiel.
"In diesem Moment brach mein Herz", erinnert sich Natalie Weaver im Interview mit WNCN. "Es war unglaublich schmerzhaft, das zu sehen." Wochenlang hat die dreifache Mutter darum gekämpft, den grauenvollen Post bei Twitter entfernen zu lassen – ohne Erfolg. Erst zwei Monate später wurde das Profil gelöscht und Twitter entschuldigte sich bei der Familie.
"Sophia soll definitiv auf dieser Welt sein"
Für Sophias Familie ein unverständliches Verhalten und ein schmerzhafter Rückschlag in der öffentlichen Akzeptanz behinderter Menschen. An ihrer Liebe zu der heute Neunjährigen kann eine solche Einstellung jedoch nichts ändern. "Sophia ist einfach unglaublich. Sie soll definitiv auf dieser Welt sein. Sie ist ein wundervoller Mensch und sie hat mich zu einem besseren Menschen gemacht", erklärt Natalie im WNCN-Interview.
Dass Fotos von Kindern mit Behinderungen im Netz missbraucht werden, ist leider kein Einzelfall: Schon 2016 kämpfte eine Mutter aus den USA gegen fiese Memes über ihren kleinen Sohn Jameson.