Spezialkamera deckt auf
Im Kampf gegen Trockenheit und Ernteausfall zählt jeder einzelne Tropfen
von Suzan Üner und Andreas Geerken
An der Christian-Albrechts-Universität Kiel setzen Forscher eine Spezialkamera ein, um die Wirkung eines einzelnen Wassertropfens auf Acker- und Waldböden zu untersuchen. Im Kampf gegen zunehmende Trockenheit ist das nicht nur für die Landwirtschaft sondern auch für den Schutz vor Waldbränden wichtig. Wie diese Kamera funktioniert, zeigt das Video.
Regenwürmer verzweifelt gesucht
Mit Sorge blickt Getreide-Landwirt Dieter Meyer aus Stockelsdorf über sein Weizenfeld, die Trockenheit der letzten Wochen machen den Pflanzen schwer zu schaffen: „Normalerweise müssen sie jetzt tiefe Wurzeln bilden“, so der 46-Jährige im Interview mit RTL Nord „Mindestens einen Meter tief, damit sie die Feuchtigkeit für gesundes Wachstum erreichen.“ Doch seine Pflanzen erreichen derzeit höchstens 70cm, der Boden ist einfach zu trocken und die Wurzeln kommen nicht durch. Auch Regenwürmer, die sonst den Boden durchpflügen und den Pflanzen so beim Wachsen helfen, sind nirgends zu finden. Sollte es die nächsten zwei Wochen weiterhin so trocken bleiben, drohe ihm ein Ernteausfall von 20%-30% des Ertrages, so der Landwirt.
Wetterkapriolen oder Klimawandel?
Im April war Schleswig-Holstein mit rund 235 Sonnenstunden die sonnigste Region bundesweit und auch der Mai begann trocken. Diese Entwicklung hat sich abgezeichnet und wird sich laut Klimaforschern fortsetzen: „Natürlich kann man nie genau sagen, okay, diese trockene Phase ist jetzt auf den Klimawandel zurückzuführen. Aber die Häufung, die wir sehen, zum Teil auch die Intensivierung von Wetterextremen, das ist eben schon der Einfluss der globalen Erwärmung“, so Prof. Dr. Mojib Latif. „Die Ausschläge verändern sich,“ so der Meteorologe weiter: „Entweder hat man sehr lange Phasen mit Niederschlägen, aber dann hat man auch wieder Phasen, wo es extrem trocken ist. Das könnte auch eine Auswirkung des Klimawandels sein.“
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Autobahn für Maispflanzen
Die Landwirtschaft muss sich auf Wetterextreme einstellen, so die einhellige Meinung der Klimaforscher. Deshalb testen Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität Kiel in einem groß angelegten Feldversuch wie viel Trockenheit die Landwirtschaft noch aushalten kann. Neben Messungen zum Grad der Austrocknung, wird hier nach Lösungen für einen möglichst störungsfreien Anbau von Nutzpflanzen wie Mais gesucht: Sogenannte Zwischenfrüchte, z.B. Klee oder Gräser, sollen dem Mais mit ihren Wurzeln den Weg in tiefere, feuchte Schichten ebnen. „So eine Wurzelröhre von einer Zwischenfrucht, die dann abgeerntet wird, bevor der Mais angebaut wird, ist für den Mais fast so was wie eine Autobahn in den Unterboden“, so Prof.Dr.Sandra Spielvogel, die seit 2018 an dem Projekt mitarbeitet.