Warum Schumi junior jetzt erst recht durchstarten kann

Das Haas-Aus ist ein Segen für dich, Mick!

von Ludwig Degmayr

Nun ist es also traurige Gewissheit: Mick Schumacher bekommt von Haas die Tür gezeigt und ist damit raus aus der Formel 1 – vorerst. Denn so schmerzhaft das Aus ist, ist es beileibe nicht das Aus aller Träume für den jungen Deutschen. Nein, es ist wahrscheinlich sogar die bessere Option.

Nicht wie Charles Leclerc enden!

Sicherlich tut es enorm weh, 2023 nicht als Stammfahrer in der Königsklasse vertreten zu sein. Aber so sieht eben die Realität aus. Und in dieser gibt es neben Höhen auch Tiefen. Doch wenn wir den Verlauf der bisherigen Saison betrachten, war dieses Tief doch schon! Erst die beiden heftigen Crashs in Saudi Arabien und Monaco, danach die konstant erniedrigenden Worte von Haas-Teamchef Günter Steiner. Das Aus beim amerikanischen Rennstall ist also in gewisser Weise eine Wohltat. Denn Bäume ausgerissen hätte Schumacher mit Haas auch in der Zukunft nicht. Stattdessen lieber gleich den Stecker ziehen und einen Neuanfang wagen.

Denn das Umfeld von Ferrari, in dessen Korsett das Haas-Engagement von Mick geschnürt ist, hilft dem 23-Jährigen nicht weiter. Ein perfektes Beispiel dafür ist ein gewisser Charles Leclerc, der den Roten blind vertraut und dabei immer wieder aufs Neue Lehrgeld bezahlt. Statt um den WM-Titel zu fahren, krebst der Monegasse immer noch bei gerade mal fünf Rennsiegen in vier Dienstjahren bei der Scuderia herum. Gut möglich, dass Leclerc seine Vertragsunterschrift bis Ende 2024 immer mehr bereut. Denn im Mercedes oder Red Bull wäre er vielleicht schon Weltmeister.

VIDEO: RTL-Experte Görner ordnet Schumacher-Aus ein

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Es braucht einen Leit-"Wolff" statt Bin-"Otto"

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto als oberster Chef ist ebenfalls keine gute Bezugsperson. Weder im Management des Mutterteams, das derzeit deutlich schlechter dasteht als bei seinem Amtsantritt, noch in der Handhabung der Junioren gibt der Italiener eine gute Figur ab. Wo sind denn die Ferrari-Junioren? Im Alfa Romeo sitzt statt eines Academy-Mitglieds Paydriver Guanyu Zhou und bei Haas wurde Kevin Magnussen aus der Trickkiste ausgegraben, der nun den Vorzug vor Schumacher erhält. Nur Gott weiß, warum Binotto seinen Job noch nicht los ist.

Warum also aus Schumacher-Sicht nicht einmal diese Untreue erwidern und die Fühler in eine andere Richtung ausstrecken? Dorthin, wo zumindest in Teilen deutsch gesprochen wird: Mercedes. Teamchef Toto Wolff hat neben all den Trophäen als Vater des Erfolges von Mercedes während der Hybrid-Ära seit 2014 auch tolle Talente in die Serie gebracht. Valtteri Bottas war sein erster Schützling, der zwar letztlich nie ganz nach den Sternen greifen konnte, aber wenigstens als starke Nummer zwei für sie fuhr. Danach Esteban Ocon, der gegen einen nach wie vor bärenstarken Fernando Alonso seinen Mann steht und nächstes Jahr der Teamleader bei Alpine sein wird. Und natürlich George Russell, der nicht zuletzt mit seinem Sieg in Brasilien zeigte, dass er der neue Kronprinz bei den Silberpfeilen ist. All diese Talente baute Wolff behutsam auf.

Auch Mick Schumacher gab Wolff in seiner schwierigen Phase immer wieder Tipps. Und der Österreicher ist voll des Lobes über Mick. Im RTL-Interview gab Wolff dem 23-Jährigen eine Rückendeckung, wie sie von seinem (Noch-)Teamchef Günther Steiner so noch nicht zu hören war. Gerne würde der Mercedes-Boss Mick in die eigenen Reihen holen, etwa zu Motorenpartner Williams: „Immer, wenn ich denen (Williams, d. Red.) sage, was sie machen sollen, machen sie es genau anders.“ Nach dem Sao-Paulo-GP sendete Wolff in Sachen Schumacher-Wechsel erneut positive Signale.

Runterkommen, neu fokussieren und stärker zurückkommen

Und selbst wenn es mit Mercedes am Ende nichts wird, steigt ab 2024 ein weiterer deutscher Hersteller ein. Und mal ganz ehrlich: Die Kombination Audi und Mick Schumacher? Das klingt doch so viel besser als Haas und Schumi jr. Klar ist aber auch, dass Racing weiter wichtig für den Deutschen bleiben wird. Ob in der IndyCar, WEC oder Formel E - Schumacher kann seinen Kopf freibekommen. Und mit guten Ergebnissen Selbstbewusstsein tanken, dass er stärker denn je zurückkommt.

Und wer Mick Schumacher beobachtet hat, der weiß genau: Dieser Mann lässt sich nicht zu Boden ringen.