Heckflügel-Hektik bei Red Bull
Bottas fliegt, Hamilton deutlich vor Verstappen

Nach einem ersten Trainingstag mit kleineren Problemen hat Titelkandidat Lewis Hamilton erstmals die F1-Hosen in Katar heruntergelassen. Der Weltmeister musste sich im 3. Training nur um 78 Tausendstel seinem Teamkollegen Valtteri Bottas (1:22,310) geschlagen geben. Seinem WM-Widersacher Max Verstappen enteilte er aber um fast dreieinhalb Zehntel. Der Red-Bull-Pilot kämpfte erneut mit seinem Heckflügel, fuhr aber auf Rang drei. Die Mercedes-Männer sind damit die Top-Favoriten auf die Pole Position für den Katar-GP (Sonntag ab 15 Uhr im RTL-Liveticker). Sebastian Vettel fuhr in der Quali-Probe auf Rang 12, Mick Schumacher wurde 19.
Losail bisher Mercedes-Strecke
Die Frage nach dem Freitag in der Wüste: Hatte der Weltmeister seinen Mercedes Motor schon ganz aufgedreht? Immerhin hatte er im 1. Training noch darüber geklagt, dass „massiv Power“ fehlte. Die Samstagsantwort: Der Motor wurde offenbar aufgedreht. Beide Mercedes-Piloten waren am Samstagmittag deutlich schneller unterwegs als noch am Freitag. Um acht Zehntel um genau zu sein. Wie schon am Freitag drehte Bottas die schnellste Runde. Die beiden Mercedes-Fahrer agierten auf Augenhöhe, nur Tausendstel trennten den Finnen und Hamilton. Hinter dem Drittplatzierten Verstappen brachte sich Pierre Gasly im AlphaTauri in Stellung. Erst dahinter folgte Verstappen-Adjutant Sergio Perez.
Gasly war schon am Freitag zwei Mal Zweiter geworden. Einziger Fauxpas des Franzosen: Er drehte eine Pirouette in Kurve 2 auf kalten Reifen, der Dreher blieb aber folgenlos.
Im engen Kampf um Platz drei in der Konstrukteurswertung hat Ferrari leicht das Näschen vorne. Die Roten landeten auf P6 (Carlos Sainz) und P9 (Charles Leclerc). Die McLaren-Konkurrenten parkten ihren Boliden abgeschlagen auf Rang 11 und 13.
Bei knapp unter 30 Grad und leichtem Wind verunreinigte wieder viel Sand den Track, ehe die ersten Piloten die Strecke „freischaufelten“. Mehr Grip, sauberere Strecke, bessere Zeiten, so die einfache Rechnung.
Mazepin im Pech, Red Bull verdrahtet Flügel
Doch das dauerte ein bisschen. „Schuld“ daran war Nikita Mazepin bzw dessen Wagen. Denn sein Arbeitstag begann mit reichlich Problemen. Noch in der Boxenausfahrt musste er seinen Wagen abstellen. „Der Wagen klingt komisch. Der Motor hört sich anders an“, funkte er verzweifelt. Seine Mechaniker eilten herbei, um den Haas-Renner in die Garage zurückzurollen. Das Team teilte mit, dass die Motorsteuerung gewechselt werden müsse.
Bitter für den Russen: Er konnte sich bisher kaum mit dem Kurs vertraut machen. Unmittelbar vor der 2. Session war sein Chassis getauscht worden. Das Training verpasste er daher. Nun auch die komplette Samstagseinheit. Nur Mick war vor ihm gestartet, drehte als Erster ein paar Runden auf dem Losail International Circuit.
Währenddessen bildete das Red-Bull-Team eine menschliche Bullen-Mauer um den RB16B von Verstappen, um die genauen Detail-Arbeiten zu verschleiern. Aufnahmen zeigten aber, dass am Heckflügel geschraubt wurde. Dieser hatte am Freitag mit Schwingungen Verwirrung gesorgt. Auf der Strecke hielt der Niederländer nicht mit der Mercedes-Pace mit – und wieder wackelte der Flügel.
Später arbeite die Red-Bull Box wieder am DRS und am Flügel. Die Heckflügel-Hektik zieht sich als Konstante durchs Wochenende. Erst drei Minuten vor Sessionende schraubte er seine Bestzeit nochmal herunter und robbte auf drei Zehntel an Hamilton heran.
Pole-Showdown unter Flutlicht
Das Qualifying in Losail nahe Doha wird nach Sonnenuntergang unter dem Flutlicht stattfinden, also bei niedrigeren Temperaturen als im 3. Training. Und damit etwas weniger repräsentativ. Trotzdem ist Mercedes nun klarer Favorit. Da Überholen auf der Strecke nicht unbedingt als einfach gilt, ist eine gute Startplatzierung umso wichtiger.
Unterdessen spitzt sich das Duell auch neben der Strecke weiter zu. Der Freitag stand im Zeichen des Teamchef-Clinches. Auf der Pressekonferenz schossen Toto Wolff und Christian Horner verbale Giftpfeile hin und her. Der Titelkampf mit den Silberpfeilen sei "der mit Abstand politischste in der Geschichte unseres Teams", bemerkte Horner kritisch. Er habe keine Beziehung zu Wolff. "Es ist ein Wettkampf", sagte Horner auf einer Pressekonferenz, auf der auch der Österreicher anwesend war. "Ich muss nicht zum Dinner mit Toto, ich muss nicht seinen Hintern küssen. Andere Teamchefs haben das vielleicht nötig", keilte Horner. (msc)