Hamiltons Frust ist hausgemacht

Sebastian Vettels Experiment in Istanbul liefert peinliche TV-Bilder

ISTANBUL, TURKEY - OCTOBER 10: Sebastian Vettel of Germany driving the (5) Aston Martin AMR21 Mercedes makes a pitstop during the F1 Grand Prix of Turkey at Intercity Istanbul Park on October 10, 2021 in Istanbul, Turkey. (Photo by Peter Fox/Getty Images)
Falsche Entscheidung getroffen: Sebastian Vettel.
WTM / WTM, Getty Images, Bongarts

Man stelle sich vor, Lewis Hamiltons Plan hätte funktioniert. Platz drei, 15 WM-Punkte, und das mit nur einem Reifensatz. Wow! Andererseits: Man stelle sich vor, Lewis Hamiltons abgewetzte Walzen wären in der letzten Runde des Großen Preises der Türkei geplatzt oder der Weltmeister wäre ohne jeden Halt im Kies gestrandet. Ein Debakel! Das erlebte tatsächlich Sebastian Vettel.

Schwerschwiegende Entscheidung sollte beim Team liegen

Für Hamiltons Frust im Cockpit kann man Verständnis haben. Der siegverwöhnte Mercedes-Star will immer das Maximum herausholen. Das wäre nach Startplatz elf bei schwierigen Verhältnissen diesmal Rang drei gewesen, sein Rückstand in der WM auf Max Verstappen hätte so nur einen Punkt betragen. Letztlich muss eine solch schwerwiegende Entscheidung aber beim Team liegen, der Kommandostand hat immer mehr Informationen zur Verfügung als der Fahrer.

Der Kompromiss, doch noch - wenn auch vielleicht etwas zu spät - die Reifen an Hamiltons Wagen zu wechseln und zumindest Platz fünf abzusichern, kann sich mit Blick auf die Weltmeisterschaft noch als goldene Entscheidung erweisen. Nicht umsonst hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Vorfeld des siebtletzten Saisonrennens erklärt, dass ein Null-Punkte-Wochenende sämtliche Titelträume beenden könnte. Sechs Punkte Rückstand auf Verstappen dagegen sind aufzuholen - erst recht, weil Mercedes gegenüber Red Bull beim Speed wieder leichte Vorteile hat.

"... deswegen war es die falsche Entscheidung"

Etwas anders kann man das Experiment von Sebastian Vettel bewerten. Der viermalige Weltmeister, frustriert vom ewigen Fahren im Mittelfeld, opferte bereitwillig die Chance auf vielleicht ein oder zwei WM-Punkte für die Möglichkeit auf ein deutlich besseres Resultat. Im Nachhinein war es ein Fehler, der peinliche TV-Bilder produzierte. Denn der Bolide schlitterte wie auf Eis über die Strecke. Und Vettel merkte, das war keine gute Idee. Er wechselte zurück auf Intermediates, wurde nur 18.

„Es war komisch, denn die Strecke war natürlich nass. Ich hatte an den wichtigen Reifenstellen kein Profil mehr und ich dachte, ein neuer Reifen für trockenen Untergrund könnte funktionieren.“, erklärte Vettel. „Es hat sehr lange gedauert, bis die Strecke trockener wurde, auch zum Schluss wurde es nicht viel besser. Deswegen war es die falsche Entscheidung.“

Mit etwas Abstand am Abend sagte er noch auf den Social-Media-Accounts des Teams: „Ich hatte das Gefühl, dass wir es versuchen müssen. Aber es zahlte sich nicht aus. Wir sind das Risiko eingegangen – und haben daraus gelernt. Ich hätte heute ein oder zwei Punkte machen müssen. Aber jetzt heißt es nach vorne schauen Richtung Austin.“ (tno/sid)