Schlimme Erinnerungen werden wach

Schock-Szene mit Traktor: Gasly wütend - Bianchis Vater auch

SUZUKA, JAPAN - OCTOBER 08: Seventeenth placed qualifier Pierre Gasly of France and Scuderia AlphaTauri talks to the media in the Paddock during qualifying ahead of the F1 Grand Prix of Japan at Suzuka International Racing Course on October 08, 2022 in Suzuka, Japan. (Photo by Peter Fox/Getty Images )
F1 Grand Prix of Japan - Qualifying
WTM / WTM, Getty Images, Bongarts

Die Formel-1-Gemeinde muss nach dem turbulenten Japan-GP dankbar sein, nicht eine Tragödie zu betrauern. Im Regen Suzukas raste AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly um ein Haar in einen Traktor, der einen Boliden barg. Erinnerungen wurden wach an Jules Bianchi, der 2014 – ebenfalls in Suzuka – in einen Bergungskran gekracht war und neun Monate später an den Folgen des Unfalls starb. Nicht nur Gasly wütete nach dem Schock – auch Bianchis Vater war angesichts der Szene außer sich.

"Kein Respekt für Jules' Andenken"

„Kein Respekt für das Leben des Fahrers. Kein Respekt für Jules' Andenken. Unglaublich“, wetterte Philippe Bianchi via Instagram, wo er ein Foto des Vorfalls postete.

Auch Gasly hatte nach dem Rennen an seinen verstorbenen Landsmann und dessen Familie gedacht. „Wir haben Jules unter ähnlichen Bedingungen genau hier verloren. Ich verstehe nicht, wie acht Jahre später da wieder ein Fahrzeug stehen kann. Es ist einfach respektlos gegenüber Jules, gegenüber seiner Familie und seinen Lieben und uns allen“, sagte der Franzose. „Wenn ich in diesen Traktor gefahren wäre, wäre ich jetzt tot.“

Gasly war nach dem Rennen zuvorderst aber „einfach froh, noch am Leben zu sein und gleich meine Liebsten anrufen zu können.“

Der AlphaTauri-Pilot hatte in der Anfangsphase zum Feld aufschließen wollen, das hinter dem Safety Car fuhr. Währenddessen schickte die Rennleitung schon einen Traktor auf die Strecke, um den Ferrari von Carlos Sainz zu bergen. Als Gasly sich dem Bergungsfahrzeug näherte, war das Rennen zwar schon mit Roter Flagge abgebrochen. Das Warnlicht leuchtete für Gasly aber erst kurz vor der Unfallstelle auf.

Lesetipp: Die FIA in Japan – einer Formel-1-WM unwürdig

"Warum wurde mein Leben für eine Minute Zeitgewinn riskiert?"

Bei schlechter Sicht sah Gasly erst im letzten Moment den Traktor, hatte Glück, dass er im Regen nicht auf der Ideallinie unterwegs war.

Schon direkt im Anschluss an den Vorfall war Gasly im Team-Radio (mit Recht) aus seiner Haut gefahren. „Ich bin direkt daran vorbeigefahren. Das ist nicht zu akzeptieren. Denkt dran, was passiert ist. Ich kann das nicht glauben.“ Was Gasly so wütend macht: Trotz der schlimmen Erfahrung 2014 wurde der Kran sehr schnell losgeschickt. „Wir waren alle eine Minute später so oder so in der Boxengasse. Warum wurde mein Leben für eine Minute Zeitgewinn riskiert? Das ist nicht zu akzeptieren!“, wetterte Gasly.

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FIA bestraft Gasly

Die FIA hielt es nach der Schock-Szene allerdings für angemessen, Gasly zu bestrafen, weil dieser unter Roter Flagge zu schnell fuhr. Er kassierte eine 20-Sekunden-Strafe und zwei Strafpunkte.

Der Weltverband teilte zu der Schock-Szene zunächst gewohnt bürokratisch mit: „Die Bergung von Fahrzeugen unter Safety-Car- und Rote-Flagge-Bedingungen ist zwar gängige Praxis, doch aufgrund der besonderen Umstände und unter Berücksichtigung der Rückmeldung einer Reihe von Fahrern hat die FIA eine gründliche Überprüfung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Einsatz von Bergungsfahrzeugen während des Großen Preises von Japan eingeleitet. Dies ist Teil der üblichen Praxis der Nachbesprechung und Analyse aller Rennzwischenfälle, um eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Verfahren zu gewährleisten.“ (mar)