Schlimme Erinnerungen werden wach

Schock-Moment bei Regen und schlechter Sicht! Bergungsfahrzeug plötzlich auf der Strecke

SUZUKA, JAPAN - OCTOBER 09: Pierre Gasly of France driving the (10) Scuderia AlphaTauri AT03 on track during the F1 Grand Prix of Japan at Suzuka International Racing Course on October 09, 2022 in Suzuka, Japan. (Photo by Clive Mason/Getty Images)
Pierre Gasly beim Rennen in Suzuka.
JP / WTM, Getty Images, Bongarts

Schrecksekunde für Pierre Gasly. Nach der Rennunterbrechung beim Großen Preis von Japan stand im heftigen Regen von Suzuka plötzlich ein Bergungsfahrzeug am Rande der Rennlinie des Franzosen. Eine extrem heikle Situation. Es werden Erinnerungen an einen tödlichen Unfall in Suzuka wach.

Schock-Moment für Gasly

Der Reihe nach: Nach einem Unfall von Ferrari-Pilot Carlos Sainz und immer stärker werdendem Regen lässt die Rennleitung Rote Flagge schwenken. Das Rennen in Suzuka wird nach nur zwei Runden unterbrochen. Das Safety Car ist zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Strecke. Pierre Gasly jagt – nach einem Boxenstopp wegen einer beschädigten Frontpartie – dem Feld hinterher. Inzwischen ist aber schon ein Bergungsfahrzeug auf dem Weg zum havarierten Ferrari von Sainz – gerade wegen der schlechten Sicht eine brutal gefährliche Situation.

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Gasly rastete im Boxenfunk aus: „Was macht dieser Traktor auf der Strecke“, brüllte der AlphaTauri-Fahrer: „Ich bin direkt daran vorbeigefahren. Das ist nicht zu akzeptieren. Denkt dran, was passiert ist. Ich kann das nicht glauben.“ Er habe sich in dieser Situation umbringen können, fluchte er später und lief sauer durch das Fahrerlager.

Erinnerungen an Horror-Unfall von Bianchi

Der Grund für Gaslys Empörung: Eine Tragödie an gleicher Stelle vor acht Jahren: 2014 war ebenfalls bei Regen Jules Bianchi, ein guter Freund von Gasly, von der Strecke gerutscht und in ein Bergungsfahrzeug gekracht, der Franzose verstarb im folgenden Sommer 2015 an den Folgen des schlimmen Unfalls. Bianchi hatte sich schwerste Kopfverletzungen zugezogen. Es war der bislang letzte Todesfall der Formel 1. Gasly war bedient. Er habe sich in dieser Situation umbringen können, fluchte er später in der AlphaTauri-Garage und stapfte darauf stinksauer durchs Fahrerlager.

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Vettel: Wir hatten heute einfach nur Glück

Auch Sebastian Vettel wurde deutlich: „Wir haben vor acht Jahren hier einen ganz tragischen Unfall gehabt. Wir habe nach Singapur auch noch mal darüber gesprochen. Unter diesen Bedingungen darf kein Streckenfahrzeug auf der Strecke sein“, sagte der Aston-Martin-Routinier und fügte hinzu: „Wir hatten heute einfach nur Glück.“

Ferrari-Pilot Sainz war ebenfalls entsetzt. „Selbst hinter dem Safety Car fahren wir mit 100 bis 150 km/h. Und selbst dann sehen wir nichts hinter dem Safety Car. Wenn dann ein Fahrer von der Linie abkommt, Aquaplaning hat oder etwas am Lenkrad ändern muss und von der Rennlinie fährt, dann einen Bergungsfahrzeug trifft, dann ist es vorbei“, sagte der Spanier bei Sky. Er wisse wirklich nicht, “warum man bei solchem Wetter das Risiko eingeht, ein Bergungsfahrzeug auf die Strecke zu holen.“

FIA bestraft Gasly nachträglich

Der Automobil Weltverband FIA bewertete die Situation dagegen anders: Gasly sei "mit hoher Geschwindigkeit" unterwegs gewesen, obwohl bereits Rote Flagge gezeigt wurden hieß es in einem Statement noch währende des Rennens, mit dem eine Untersuchung gegen den AlphaTauri-Mann eingeleitet wurde. Nach dem GP brummten die Stewards Gasly zwei Strafpunkte und eine 20-Sekunden-Strafe auf – laut Messungen war der Franzose trotz Roter Flaggen 251 Stundenkilometer schnell.

Gasly hätte extrem vorsichtig fahren müssen, auch weil er wusste, dass es an der Stelle eine Runde zuvor einen Unfall gegeben hatte. Ihm hätte klar sein müssen, dass zumindest die Chance bestand, dass Bergungsfahrzeuge oder Personen auf dem Kurs sind. (msc/wwi/dpa)