Brite sieht keine Parallele zu 2008
Hamilton bleibt dabei: WM-Niederlage 2021 gegen Verstappen "manipuliert"

Der Schmerz über die verlorene Formel-1-Weltmeisterschaft 2021 sitzt bei Lewis Hamilton tief – auch wenn das umstrittene Saisonfinale von Abu Dhabi bald ein Jahr her ist. Noch immer hat Hamilton das Gefühl, um Rekord-Titel Nummer 8 betrogen worden zu sein, wie der Brite in einem Interview mit Timo Glock unterstreicht.
"2008 war nicht vor irgendjemandem manipuliert"
Glock, lange Jahre Formel-1-Pilot und heute Experte bei Sky, traf Hamilton vor dem Sao-Paulo-GP auf einen Plausch – und wollte wissen, ob Hamilton 2008 die WM in ähnlicher Weise gewonnen – wie er sie 2021 verloren habe.
Die klare Antwort des Mercedes-Stars: „Nein, das war anders. 2008 war nicht vor irgendjemandem manipuliert. Jemand hat eine Entscheidung getroffen, das Ergebnis (2021, d.Red.) so zu drehen, wie es im Grunde war.“
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„Manipuliert“. Das Wort hatte Hamilton noch in Abu Dhabi im Mercedes-Funk ausgesprochen, nachdem er die WM-Krone auf den letzten Metern an Red-Bull-Pilot Max Verstappen verloren hatte. Der Holländer gewann freilich nur, weil der damalige Rennleiter Michael Masi das Regelbuch zu dessen Gunsten auslegte. Nachdem der Red-Bull-Kommandostand Druck gemacht hatte, erlaubte Masi kurz vor Rennende während einer Safety-Car-Phase einer Reihe von Fahrern, die als Puffer zwischen dem Führenden Hamilton und Jäger Verstappen auf der Strecke waren, sich zurückzurunden. Der Rennleiter machte so den Weg für einen Verstappen-Angriff in der letzten Runde frei.
Glock, Trockenreifen und ein unvergessener WM-Thriller
Im Jahr 2008 spielte Glock beim WM-Finale in Brasilien eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu Hamiltons erstem Titel. Im Regen von Interlagos war der Brite im McLaren auf Rang 6 zurückgefallen. Was für Hamilton nicht gereicht hätte, weil Ferrari-Rivale Felipe Massa vor heimischer Kulisse zum Sieg surfte. Auf den Rängen und in der Ferrari-Garage jubelten sie schon, da überholte Hamilton in der letzten Kurve noch den Toyota von Glock, der mit Trockenreifen auf nasser Piste nichts mehr zu melden hatte.
Das Manöver brachte Hamilton Rang 5 und die entscheidende Punkte – nach dem 18. und letzten GP des Jahres lag er ein Pünktchen vor Massa.
Viele Ferrari-Fans witterten danach eine Verschwörung, beschuldigten Glock, Hamilton absichtlich vorbei gelassen zu haben. Was sie ignorierten war die Tatsache, dass Glock auf dem Bergauftstück von der letzten Kurve bis zum Ziel mehr als zehn Sekunden auf Hamilton verlor und auch etliche andere Autos passieren lassen musste. Auf seinen abgefahreren Slicks ging es für ihn nur noch darum, den Toyota irgendwie auf der nassen Strecke zu halten.
Die Formel 1 aber ist seit jeher ein Sport, in dem Verschwörungs-Theorien blühen. Unter dem Hashtag #F1xed (zu deutsch so viel wie: abgekartertes Spiel) sammeln sich bei Twitter seit Abu Dhabi 2021 Einträge, die hinter Hamiltons Niederlage eine bösartige Aktion des Weltverbandes FIA sehen. (mar)