"Das ist falsch"

Red-Bull-Berater Marko: Klartext zu Saudi-Gerüchten und FIA-Maulkorb

 44 Lewis Hamilton GBR, Mercedes-AMG Petronas F1 Team, F1 Grand Prix of Saudi Arabia at Jeddah Corniche Circuit on March 25, 2022 in Jeddah, Saudi Arabia. Photo by HOCH ZWEI Jeddah Saudi Arabia *** 44 Lewis Hamilton GBR, Mercedes AMG Petronas F1 Team
Lewis Hamilton fährt auf dem Dschidda-Kurs.
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Gerüchte um eine Übernahme Saudi-Arabiens mischen die Formel 1 auf. Red-Bull-Berater Helmut Marko sieht einen möglichen Einstieg kritisch. Im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de erklärt er, warum solch ein Angebot ein zweischneidiges Schwert ist und er die umstrittene FIA-Ansage gegen politische und persönliche Statements von Fahrern für absolut falsch hält.

Angebliches Saudi-Angebot mischt Formel 1 auf

Es ist noch Winterpause in der Motorsport-Königsklasse, aber die Formel 1 kommt nicht zur Ruhe. Vor wenigen Tagen schreckte eine Meldung Fans weltweit auf. Der saudi-arabische Staatsfonds PIF wolle die Formel 1 übernehmen, für kolportierte 20 Milliarden Dollar – eine Wahnsinnssumme. Weder aus Saudi-Arabien noch von der F1 selbst wurde ein derartiges Angebot bestätigt. FIA-Boss Mohammed bin Sulayem meldete sich aber kurz darauf mit Tweets. Die FIA sei vorsichtig, was das angebliche Preisschild von 20 Milliarden Dollar angeht. Sulayems Rat: „Jeder mögliche Käufer sollte gesunden Menschenverstand einsetzen und das größere Wohl des Sports bedenken und einen klaren, nachhaltigen Plan haben - nicht nur eine Menge Geld."

Zwischen FIA und Formel 1 soll daraufhin ein heftiger Streit entbrannt sein. Die F1 schrieb einen Brandbrief. Liberty Media hatte die Formel 1 2017 für 4,4 Milliarden Dollar gekauft, die wirtschaftlichen Rechte der F1 wurden Anfang der 2000er vom Weltverband an Bernie Ecclestone verkauft - für 300 Millionen Dollar.

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Angebot gut, aber ...

Red-Bull-Berater Helmut Marko findet es grundsätzlich gut für die Formel 1, wenn ein Angebot in dieser Höhe „angeblich auf dem Tisch liegt“, sagt er im Interview mit RTL/ntv und sport.de. Das zeige den Wert der Rennserie. Dann folgt ein klares Aber: „Ich glaube, es wäre nicht so gut, wenn das an ein Land geht, das kulturell sich doch unterscheidet von dem, wo die meisten Rennen stattfinden“, sagt Marko. „Und generell ist es eine kommerzielle Angelegenheit, und das sollte eher mit jemandem passieren, der normalen aktienrechtlichen Vorstellungen entspricht, wenn man es so ausdrücken will.“

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In Saudi-Arabien findet seit 2021 ein Formel-1-Rennen in Dschidda statt. Der Vertrag mit dem Königreich läuft bis mindestens 2027. Der Wüstenstaat steht wegen Missachtung von Menschenrechten immer wieder massiv in der Kritik. Der Staatsfonds hatte 2021 den Premier-League-Club Newcastle United übernommen, betreibt intensiv Sportswashing.

FIA-Maulkorb für Fahrer "falsch"

Wenn es nach der FIA geht, dann sollen in Ländern wie Saudi-Arabien die Fahrer keinerlei politische Statements setzten. In den vergangenen Jahren hatten Piloten wie Sebastian Vettel und Lewis Hamilton häufig Botschaften gesendet oder Gesten angebracht. Ab diesem Jahr verbietet die FIA das in ihren Statuten ausdrücklich, es sei denn der Protest wird vorher abgesegnet - in gewisser Weise ein Maulkorb für die Fahrer. Dass die Meinungsfreiheit der Piloten derart eingeschränkt wird, lehnt Marko deutlich ab.

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Diese Entwicklung sei „falsch“, erklärte der 79-Jährige. „Das ist ganz klar falsch. Es sind mündige Bürger, die in der Weltöffentlichkeit stehen und die wissen, wie und was sie zu sagen haben“, sagt Marko, der in dieser FIA-Ansage auch eine Folge auf die Proteste von Sebastian Vettel sieht. „Aber generell sind wir in einer demokratischen Gesellschaft und jeder kann seine Meinung kundtun.“ (msc/fgö)