Mick "definitiv eine Option für uns" Capito macht Schumacher zarte Hoffnung - Hülkenberg nicht auf dem Williams-Zettel
Schumacher im Williams – ein unerfüllter Traum der 1990er Jahre könnte 2023 Realität werden. Der Traditionsrennstall hat Mick Schumacher, der nach wie vor um seine Formel-1-Zukunft bangen muss, jedenfalls auf dem Zettel. „Ja klar“, antwortete Williams-Boss Jost Capito im RTL/ntv-Interview auf die Frage, ob der 23-Jährige für das britische Team ein Kandidat sei.
"Er hat es verdient, in der Formel 1 zu bleiben"
„Mick ist eine Option, er hat es auch verdient, in der Formel 1 zu bleiben. Ob das so kommt, wird man sehen, aber er ist definitiv eine Option für uns“, sagte Capito. Der Teamchef gab allerdings zu bedenken, dass der Kandidatenkreis für das Cockpit neben Alex Albon „bei uns sogar noch ein bisschen weiter ist“ als bei Haas, wo Schumacher noch bis Ende des Jahres unter Vertrag steht.
Unter anderem wolle Williams abwarten, ob Nachwuchsfahrer Logan Sargeant (Mitglied der Williams Academy) beim Formel-2-Finale in Abu Dhabi (18. bis 20. November) die nötigen Punkte einfährt, um die F1-Superlizenz zu bekommen, so Capito. „Er steht auch auf der Liste.“
Heißt im Umkehrschluss: Die Entscheidung, wer nächste Saison neben Albon fährt, dauert. „Höchstwahrscheinlich entscheidet sich das bei uns nach der Saison. Ich denke, dass es kurz nach Abu Dhabi oder ein, zwei Wochen danach der Fall sein sollte.“ Hat Schumacher in der Zwischenzeit Haas nicht schon von einer Vertragsverlängerung überzeugt, zieht sich seine Hänge- und Zitterpartie also bis in den Spätherbst.
Williams wartet auf de-Vries-Entscheidung
Aber: In der diesjährigen Silly Season kann alles ganz schnell gehen, das weiß auch Capito. „Der ganze Markt ist in Bewegung, täglich ändert sich etwas. Wir haben uns keinen Druck gesetzt. Aber das heißt nicht, dass wir nicht entscheiden können, wenn wir vorher wollten.“
Als ganz heißer Kandidat für die Latifi-Nachfolge gilt Nyck de Vries. Der Holländer war in Monza kurzfristig für Stammpilot Albon eingesprungen, der operiert werden musste. Mit Rang 9 legte de Vries im Vollgas-Tempel ein eindrucksvolles Formel-1-Debüt hin. Der Oranje-Pilot also ein „No-Brainer“ für Williams?
„Das liegt nicht nur an uns, das Interesse von anderen Teams an Nyck de Vries ist auch relativ groß“, sagte Capito und spielte auf Gespräche des Niederländers mit den Verantwortlichen von Red Bull/AlphaTauri an. „Da muss man sehen, wie er sich entscheidet. Wir können und wollen jetzt noch nicht entscheiden. Wenn er sich vorher für ein anderes Team entscheidet, dann ist das so.“
"Kein Kontakt" zu Hülkenberg
Bei der Gretchenfrage, ob Williams lieber einen jungen oder erfahrenen Fahrer wolle, machte Capito Schumacher und den Youngstern auf der Liste zwischen den Zeilen Hoffnung. „Ich sehe Alex Albon absolut als einen erfahrenen Fahrer. Er war bei AlphaTauri, er war bei Red Bull. Dazu kann man dann einen jungen Fahrer nehmen. Wenn man um die WM fährt, kann man sich das wahrscheinlich nicht leisten. In der Situation, in der Williams ist, dass wir nicht um den Titel fahren, trotzdem aber vorarbeiten müssen, kann man auch auf einen jungen Fahrer setzen, auf den man auch langfristig setzen kann, den man selbst unter Kontrolle hat und den man nicht für ein anderes Team ausbildet“, sagte der 64-Jährige.
Capito bestätigte zudem Berichte, wonach Nico Hülkenberg bei Williams nicht auf dem Zettel steht. „Im Moment haben wir keinen Kontakt zu ihm.“ Hülkenberg hatte seine F1-Karriere 2010 bei Williams begonnen.
Schumacher im Williams? "Wäre sicher charmant"
Schumacher habe das Potenzial, um „wirklich nach vorne kommen und ein sehr guter Fahrer in der Formel 1 zu sein. Er ist jetzt im zweiten Jahr“, sagte Capito und verglich Schumi jr. mit einem seiner früheren Fahrer. „Wenn man sich George Russell anschaut, er hat im zweiten Jahr bei Williams auch noch Fehler gemacht und hat sich trotzdem weiterentwickelt.“
Russell war nach seinem Formel-2-Titelgewinn 2018 drei Jahre für Williams gefahren, sitzt seit dieser Saison neben Rekordchampion Lewis Hamilton im Mercedes. Schumacher gewann die Formel 2 in der Saison 2020 ebenfalls, ehe er im Vorjahr bei Haas sein Formel-1-Debüt feierte. Sein Vertrag bei dem US-Team läuft am Saisonende aus. Haas-Capo Günther Steiner bezifferte die Chancen auf eine Vertragsverlängerung mit Schumacher im RTL/ntv-Interview jüngst auf „Fifty-Fifty“.
Einem jungen Fahrer müsse man Zeit geben, betonte Capito. „Die Formel 1 ist sehr komplex und der Schritt von der Formel 2 so groß, weil die Autos so komplex und technisch anspruchsvoller sind. Das muss man lernen, da muss man einem Fahrer zwei Jahre Zeit geben, um dahin zu kommen und zu zeigen, was er im dritten Jahr drauf hat.“
Ein Schumacher also im Williams? „Das wäre sicher charmant“, räumte Capito schmunzelnd ein.