Monaco schüttelt Formel-1-Fahrer durcheinander
Hamilton: "Mir springen die Augäpfel aus den Höhlen"

Formel 1 fahren in Monaco sei wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer, hat F1-Legende Nelson Piquet über die Hatz durchs Fürstentum gesagt. In diesem Jahr geraten die Fahrer dabei allerdings in heftige Turbulenzen, wie Mercedes-Star Lewis Hamilton recht anschaulich beschreibt.
"Holprigste Strecke, auf der ich je gefahren bin"
Augäpfel, die sich verselbstständigen, kennt man eigentlich nur aus Comics oder Horrorstreifen. Insofern fühlte sich F1-Rekordchampion Hamilton am Trainings-Freitag von Monte Carlo in seinem Silberpfeil wohl bisweilen wie im falschen Film.
„An manchen Stellen fühlt es sich durch die Bodenwellen so an, als würden meine Augäpfel aus den Höhlen springen“, resümierte der Mercedes-Pilot die ersten Sessions auf dem legendären Stadtkurs. Zwar sei der „Monaco Circuit“ neu asphaltiert worden. “Aber es ist wahrscheinlich die holprigste Strecke, auf der ich je gefahren bin“, urteilte Hamilton.
Monaco-typische Fahrfehler
Mit dem in dieser Saison so leidigen Hoppeln auf den Geraden, dem sogenannten Porpoising, hatte Hamiltons Monaco-Shaking aber nichts zu tun. „Das lag nicht am aerodynamischen Bouncing, wie wir es bisher in diesem Jahr erlebt haben, sondern einfach daran, dass wir das Auto tief und steif abgestimmt hatten. Dadurch setzte es viel auf“, analysierte der siebenmalige Weltmeister. Er war nicht der einzige, der im Cockpit durchgeschüttelt wurde.
Viele Fahrer klagten – vor allem im 1. Freien Training – über die wellige Strecke, die mit den Autos der neuen Generation, die insgesamt tiefer und härter abgestimmt sind, noch schwieriger zu fahren ist, als in den Jahren zuvor.
Monaco-typische Fahrfehler, vor allem in Sainte Devote und Mirabeau, waren die Konsequenz der welligen Piste. Immer wieder rauschten die Piloten an diesen Punkten mit qualmenden Reifen in die Notausgänge. „Das Auto ist einfach aufgesetzt“, kommentierte Hamilton seinen Verbremser in Mirabeau lapidar. Danach ging es für den 37-Jährigen nur noch darum, nicht in der Leitplanke zu enden.
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Teams suchen den richtigen Setup-Kompromiss
Die richtige Abstimmung wird bei der Jagd durch die Häuserschluchten Trumpf sein. „Wir müssen heute Abend noch analysieren, wie wir die richtige Mischung zwischen ultimativer Performance und einer fahrbaren Balance finden können“, erläuterte Hamilton sicher stellvertretend für viele. Auch Stallkollege Russell sah eine Nachtschicht auf sich und seine Ingenieure zukommen. Man habe noch einiges zu tun, „um zu sehen, wie wir das Auto etwas einfacher fahrbar machen können.“
Am schnellsten und „komfortabelsten“ fahrbar war zum Start ins Monaco-Wochenende ganz klar Ferraris F1-75. Zwar leistete sich auch Lokalmatador Charles Leclerc im 1. Training den ein oder anderen Verbremser (Sainte Devote lässt grüßen). In der zweiten Einheit aber knallte der Monegasse auf weichen Reifen Bestzeiten in Serie aufs fürstliche Parkett. Die Pole Position – und damit der Sieg am Sonntag – geht wohl nur über das Paket Leclerc/Ferrari, wennschon Carlos Sainz seinem Scuderia-Kollegen in Session 2 ziemlich auf die Pelle rückte.
Ferrari im Vorteil
Offenbar lässt sich der Ferrari auf den Bodenwellen leichter reiten als die Boliden der Konkurrenz. „Wir haben schon in Imola gesehen, wie gut sie über die Kerbs fahren können, und das spielt ihnen auch hier in die Karten“, beobachtete Russell.
Die Topteams Ferrari und Red Bull sieht der junge Brite in Monte Carlo für die zuletzt wiedererstarkten Silberpfeile daher nicht in Reichweite. „Wir wollen Best of the Rest sein, das ist hier denke ich ein faires Ergebnis." (mar)