Jubel und Frust bei Red Bull„Manchmal hasse ich diesen Sport“

Der Formel-1-Rennstall Red Bull Racing erlebte beim wilden Baku-Rennen am Sonntag eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Während Max Verstappen nach seinem Unfall verständlicherweise ordentlich schimpfte, war Sergio Perez plötzlich auf F1-Wolke sieben unterwegs. Lob gab es von höchster Stelle.
Formel 1: Reifenplatzer kostet Verstappen den Sieg
Alles sah beim Großen Preis von Aserbaidschan nach dem nächsten Verstappen-Streich aus – es wäre der dritte in diesem Jahr gewesen. Doch ein Reifenplatzer in Runde 47 machte dem 23-Jährigen einen Strich durch die Rechnung. Mit Highspeed knallte der Red Bull auf Start/Ziel in die Mauer.
„Wir hatten hier eine gute Chance, unsere Führung auszubauen, und das hat nicht geklappt. Manchmal hasse ich diesen Sport – für ein paar Stunden, dann ist alles wieder gut“, sagte Verstappen nach dem Rennen. Der Niederländer weiß, wie wichtig die Punkte im Kampf um die WM-Krone hätten sein können. Gleich zwei Rennen in Folge hat Mercedes nun gepatzt. Ewig wird diese Negativ-Serie wohl nicht fortgesetzt. „Wir wollten auf etwas ausgefallenen Strecken wie Monaco und Baku die Möglichkeit nutzen, ein kleines Punktepolster zu erarbeiten. Denn ich gehe davon aus – wenn wir auf die klassischen Rennstrecken zurückkehren, dann wird Mercedes wieder so stark sein wie üblich.“
Verstappen: "Habe mich sehr für Perez gefreut"

Umso wichtiger für Red Bull, dass Teamkollege Sergio Perez in die Bresche sprang – und wie! Der Mexikaner hielt Lewis Hamilton über weite Strecken in Schach und fuhr nach dessen Ausfall zum Sieg. Dem ersten in seinem neuen RB16B. Endlich scheint auch Perez bei den „Bullen“ wirklich angekommen zu sein. Und wie er vor der Saison prophezeit hatte, dauerte es fünf bis sechs Rennen.
Anerkennung gab es vom WM-Führenden persönlich: "Ich glaube, dass Checo sich immer wohler im Auto fühlt. Das ist für ihn und das Team natürlich gut", so Verstappen. Nach einer kurzen Stippvisite und Check-up im Streckenkrankenhaus schaute Verstappen noch bei der Siegesfeier vorbei. Natürlich wäre er selbst gerne oben gestanden, sagte Verstappen. „Aber ich habe mich sehr für Sergio gefreut, denn er ist nicht nur fabelhaft gefahren, er ist auch ein super Typ.“
Verstappen weiter: "Er hatte ein sehr gutes Wochenende und hat alles getan, was er konnte. Er hatte einen guten Start, war dann hinter mir und wir haben alle überholt. Eigentlich hätten wir einen Doppelsieg geholt. Das wäre ein fantastisches Ergebnis gewesen."
"Wussten nicht, dass der so gut ist"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner stimmte in die Lobeshymne ein: „Wir wussten, dass er hier gut ist. Aber wir wussten nicht, dass er so gut ist.“ Nur im Qualifying hatte sein Fahrer noch Probleme. "Er war das ganze Wochenende über schnell. Die einzige Runde, die er nicht richtig hinbekommen hat, war der erste Versuch in Q3", sagte Horner, der für genau solche Situationen wie am Sonntag Perez ins Team geholt hat. Hat Verstappen Probleme, soll der Mexikaner liefern „Wenn man das führende Auto verliert, dann ist Checo da und liefert den Sieg. Das ist genau das, wonach wir gesucht haben", erklärte Horner.
Dank der starken Leistung von Perez baute Red Bull immerhin seine Führung in der Konstrukteurswertung aus. Dort liegt das Team nun 26 Punkte vor den Schwarzpfeilen. Perez‘ Baku-Ritt brachte ihn auf Platz drei der Fahrerwertung. (msc)