Viel Kleinholz und Bullen-Abschuss
Als 2018 in Baku die Fetzen flogen

Crashs, spektakuläre Überholmanöver und Friendly Bullen-Fire: Das Rennen über den Stadtkurs von Aserbaidschan 2018 ging als eines der wilderen in die Formel-1-Geschichtsbücher ein. Am Ende strahlte ein überaus glücklicher Sieger namens Lewis Hamilton.
Vettel lange vorne, krasse Aufholjagd von Räikkönen
Den ersten Saisonsieg in jener Saison holte der Brite dank einer ordentlichen Portion Glück. Er profitierte unter anderem von einem Reifenplatzer des Teamkollegen Valtteri Bottas und einem optimistischen Manöver von Sebastian Vettel. Zuvor hatten sich die Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen gegenseitig zerlegt.
Den Kleinholz-Reigen hatte zuvor schon Kimi Räikkönen (noch im Ferrari) eröffnet und zu Beginn Esteban Ocon im Force India an die Wand geklatscht.
Vettel sah lange Zeit als Sieger des Rennens aus, verpasste am Ende als Vierter aber sogar das Podium. Sein Teamkollege Räikkönen freute sich nach einer starken Aufholjagd vom letzten Platz über Rang 2. Auch der damalige Force-India-Pilot Sergio Perez profitierte als Dritter vom Missgeschick und von den Fehlern der eigentlich stärkeren Konkurrenten.
Kleinkrieg der Bullen
Großes Thema im Paddock war der wilde Bullen-Abschuss. Beide Piloten belauerten und bekriegten sich schon das ganze Rennen über. Der Höhepunkt dann in Runde 40. Ricciardo blies zur nächsten Attacke auf Verstappen, der damals 19-Jährige wechselte in der Anbremszone vor der Kurve zweimal die Linie – mit Geschwindigkeitsüberschuss rauschte Ricciardo Verstappen ins Heck, beide Red Bull flogen von der Strecke, die Autos: Schrott.
Helmut Marko hinterher am RTL-Mikro ratlos: „Beide müssen so viel Hirn haben, dass sie nicht in so eine Situation kommen.“
Und gerade als Bernd Mayländer im Zuge des Unfalls auf seiner letzten Safety-Car-Runde war, rutschte Haas-Pilot Romain Grosjean in die Mauer. Der nächste Baku-Rumms.
Toto Wolff entgeistert
Vettel war durch einen früheren Boxenstopp hinter Bottas zurückgefallen. Beim fliegenden Re-Start versuchte Vettel sofort, sich die Führung zurückzuholen, doch er bremste vor der ersten Kurve zu spät und verpasste die Einfahrt – Bottas, Hamilton und Räikkönen schlüpften vorbei, zudem handelte sich Vettel einen dicken Bremsplatten ein.
Nun war also Bottas in Führung – und der sichere Sieger? Denkste. Ein Reifenschaden stoppte den Finnen in den letzten Runden. „Das gibt’s doch nicht“, fluchte Toto Wolff entgeistert in der Mercedes-Garage und fasste sich an die Stirn.

Bottas finnisch-trocken nach dem Rennen: „Ich besaufe mich jetzt. Das ist vielleicht am besten und dann geht es weiter.“
Es profitierte: Der eigentlich chancenlose Hamilton. Es war sein erster Sieg von insgesamt elf auf dem Weg zum fünften Titel. (msc)