Ungarn-Sieger ging durch harte Zeiten
Ocon: "Habe im Dunkeln gearbeitet"
Aus dem Dunkel ins Licht - die Esteban-Ocon-Story
„2021 sind wir Formel-1-Gewinner, ich habe einen Dreijahresvertrag bei einem Team, mit dem ich seit 2010 zusammengearbeitet habe. Ich könnte nicht glücklicher sein, zurzeit bin ich der glücklichste Mensch“, sagt Esteban Ocon und strahlt. Dabei weiß der 24-Jährige: Sein Weg bis zum Sensationssieg in Ungarn war „nicht einfach“. Im Gespräch mit RTL-Reporter Peter Reichert erinnert sich Ocon an die harten Zeiten in seiner Karriere, als er ohne Formel-1-Cockpit dastand und „im Dunkeln arbeitete“. Warum der Franzose trotzdem nie den Glauben an sich verlor, wie er sich zurückkämpfte und was er noch vorhat – im Video.
Ende 2019 traf ihn die Stroll-Keule
Sieg in der europäischen Formel-3-Meisterschaft 2015, ein Jahr später Gewinn der GP3-Serie: Esteban Ocon gilt schon früh als potenzieller Formel-1-Superstar. Mit dem Einstieg in die Königsklasse klappt es trotzdem nicht ohne weiteres. Obwohl von Mercedes gefördert, muss der Franzose 2016 erst einmal in der DTM Gummi geben. Das Racing in den schweren Karossen sagt Ocon allerdings nicht sonderlich zu.
Mitte des Jahres bietet sich beim Hinterbänkler-Team Manor die Chance – und Ocon greift zu. Neben Pascal Wehrlein macht er sofort eine gute Figur, wird prompt belohnt. Auch dank Mercedes im Rücken ergattert Ocon 2017 ein Cockpit beim Force-India-Team (später Racing Point).
Trotz guter Leistungen und einiger spektakulärer Duelle mit Teamrivale Sergio Perez folgt Ende 2018 der Nackenschlag. Ocon muss sein Cockpit räumen – der neue Rennstall-Eigner Lawrence Stroll will lieber Sohnemann Lance im pinken Renner sehen. Dass dieser nach einhelliger Meinung weniger talentiert ist, hilft dem Ausgebooteten nicht. Bei den anderen Teams sind die Türen zu, Ocons Formel-1-Traum ist fürs Erste ausgeträumt.
"Immer daran geglaubt, dass sich harte Arbeit eines Tages auszahlt“
Statt Rad-an-Rad-Kämpfen auf der Strecke heißt es 2019 für Ocon Kärrnerarbeit im Simulator. Toto Wolff bindet den Mercedes-Junior als Entwicklungsfahrer für die Silberpfeile ein. Besser als gar nichts, für den ehrgeizigen Ocon dennoch eine harte Zeit. Eine, „in der ich im Dunkeln gearbeitet habe, ohne Rampenlicht, ohne, dass es jemand sieht“, wie sich der 24-Jährige erinnert.
„2019 hatte ich wirkliche Tiefpunkte, ein paar Zweifel, ob es sich auszahlt“, gesteht Ocon. Letztendlich habe er aber „immer daran geglaubt, dass sich harte Arbeit eines Tages auszahlt“. Sein Credo in der dunklen Zeit: „Wenn ich zeige, dass ich motiviert bin, egal ob Filmtag ist, ob Wintertestfahrten sind, dass ich dann da bin. Wenn es eine Möglichkeit gibt, springe ich ins Auto - immer. Egal, ob ich Rennen fahre oder nicht, ich wollte so viel fahren wie möglich.“
Und die Plackerei lohnt sich wirklich. Zwar setzt Mercedes auch 2020 auf Valtteri Bottas, Toto Wolff weiß aber, dass er Ocon nicht länger im Simulator versauern lassen kann. Er lässt ihn ziehen. Renault sagt „Merci“, zum Leidwesen von Nico Hülkenberg, dessen Cockpit der Mann mit den dünnen Beinen und dem schweren Gasfuß übernimmt.
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Hochinteressantes Duell mit Alonso
An der Seite von Daniel Ricciardo überzeugt Ocon 2020 nach anfänglichen Problemen vor allem in der zweiten Saisonhälfte, zahlt das in ihn gesetzte Vertrauen zurück. Beim Sakhir-GP nutzt der Franzose die Turbulenzen auf der Wüsten-Piste eiskalt aus, fährt als Zweiter sein erstes Formel-1-Podium ein.
Auch in diesem Jahr ist Ocon voll da, macht F1-Rückkehrer Fernando Alonso im neuaufgelegten Alpine-Team das Leben schwer. Trotz „100 Prozent“ reiche es gerade nicht, um mit seinem jungen Teamkollegen mitzuhalten, gibt der zweimalige Champion nach dem Spanien-GP im Mai zu Protokoll – ein kleiner Ritterschlag für Ocon. Mittlerweile hat sich Alonso verbessert, liefert sich mit seinem Garagen-Nachbarn ein sportlich faires, hochinteressantes Duell im Hundertstelbereich.
Video: Alonso hatte "großen Anteil" an Ocons Sieg
Auf den Spuren des großen Alain Prost
Vergangenen Sonntag beißt Ocon dann im Startchaos von Budapest abermals zu, belohnt sich endgültig für all die harte Arbeit in den Jahren zuvor. „Ich habe erwartet, dass die Leute eines Tages verstehen, dass ich um jeden Preis Rennen gewinnen will. Diese Zeit ist gekommen, man hat mir vertraut und hier bin ich, wir haben den Ungarn-GP gewonnen“, sagt er.
Esteban Ocon ist der erste Franzose seit dem großen Alain Prost (Österreich 1983), der in einem französischen Auto, mit französischem Motor, ein Formel-1-Rennen gewonnen hat. Wie gesagt: Esteban Ocon ist zurzeit „der glücklichste Mensch“. (ana/pre/mar)