Was hält die Zukunft bereit?

Forever Young oder einfach nur länger aktiv? Der Traum von der ewigen Jugend

Spain, Barcelona, Montjuic, happy young woman listening to music with headphones at sunset model released Symbolfoto PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY AFVF01972
Ewige Jugend und Lebensfreude: Nur ein Traum?
imago stock&people, imago/Westend61, VITTA GALLERY
von Tobias Elsaesser

Der Wunsch nach ewigem Leben ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Oder zumindest so alt wie die Erkenntnis, dass das Leben irgendwann endet. Statistisch gesehen werden wir Menschen immer älter, doch ist der Traum vom ewigem Leben überhaupt so erstrebenswert?

Der Traum von der ewigen Jugend: Leben dauert länger

Bereits in der griechischen Mythologie gibt es die Erzählung von der Titanin Eos, die sich unsterblich (wie Titanen nun mal sind) in den Prinzen Thitonos verliebte. Um für immer mit ihm zusammen zu sein, bat sie Zeus, den höchsten der olympischen Götter, Thitonos ewiges Leben zu schenken. Zeus gewährte ihr diesen Wunsch. Als die Jahre vergingen, wurde Thitonos jedoch immer älter und schrumpfte, bis Zeus ihn aus Mitleid in eine Zikade verwandelte. Eos hatte einen Fehler gemacht. Was sie eigentlich für ihren Geliebten im Sinn hatte, war ewige Jugend.

Wie aber sieht es heute und fernab der Mythen und Sagen mit diesem Traum aus? Die Lebenszeit ist noch immer endlich, aber sie hat sich in den Jahrzehnten deutlich verlängert. Bis zum Corona-Jahr 2020 ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland seit 1950 kontinuierlich gestiegen – von 67,5 auf durchschnittlich 81,0 Jahre (Zahlen des Statistischen Bundesamts, Stand 2019). Frauen werden im Schnitt 83,4 Jahre alt, Männer 78,4 (ebenfalls Stand 2019). Soweit die nüchternen Zahlen.

Lese-Tipp: Früher war alles besser? Von wegen! Fünf Beispiele, die das Gegenteil beweisen

Tatsächlich wird der Mensch biologisch gesehen nicht älter als vor 70 Jahren, er lebt nur länger. Was diese Zahlen eigentlich sagen, ist, dass sich der Alterungsprozess kontinuierlich verlangsamt. Wenn nicht ewig, so bleiben wir zumindest doch immer länger jung (und alt). Und mit Blick auf die Tatsache, dass sich die Lebensspanne seit Beginn der Fünfziger Jahre um mehr als 13 Jahre verlängert hat, ist also an Aussagen wie „30 ist das neue 20“ oder „40 ist das neue 30“ etc. durchaus etwas Wahres dran.

Forever young? Mehr Tage und ein Vielfaches an Chancen

Das eine ist also die Zahl und die ist das Unwichtigste. Das andere ist die Biologie. Und der dritte Faktor ist die Philosophie, die sich daraus ableitet. Statistisch gesehen sind es knapp 5.000 Tage mehr, die uns das Leben im Vergleich zu früher anbietet. Knapp 5.000 Tage, an denen sich ein Vielfaches an Möglichkeiten bietet, etwas Neues zu beginnen, sich neue Ziele zu stecken, zu verfolgen und zu erreichen. Zeit, länger aktiv zu sein, sich gesellschaftlich zu engagieren, Träume zu verwirklichen oder einfach Beziehungen zu geliebten Menschen zu pflegen.

Denn Zeit ist wahrscheinlich das Wertvollste, das wir haben. Bevor wir danach streben, unendlich viel davon zu haben, sollten wir die nutzen, die wir haben. Jeden Tag aufs Neue. Denn, was ist sie noch wert, wenn sie nicht mehr verrinnt? In diesem Sinne: Carpe diem!