Aus für Feier-Finnen-Chefin

"Feierabend" für Ministerpräsidentin Sanna Marin: Finnen wählen Regierungschefin ab

Finland's Prime Minister Sanna Marin speaks as she attends the Social Democratic Party's parliamentary election event in Helsinki, Finland, April 2, 2023. REUTERS/Tom Little
Sanna Marin (37) hat bei den finnischen Parlamentswahlen eine Niederlage einstecken müssen. Das Amt der Ministerpräsidentin ist sie damit los.
Reuters

Im vergangenen Sommer sorgten mehrere Feiervideos der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin (37) für Aufregung. Nun ist ihre Zeit als Regierungschefin vorbei – auch wenn sie viel für ihr Land erreicht hat. Denn bei der Parlamentswahl in Finnland am Sonntag erreichte Marins sozialdemokratische Partei nur die drittmeisten Wählerstimmen. Neuer Ministerpräsident dürfte nun ein Mann werden.

Party-Regierungschefin hat ausgetanzt

Sie sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen, nun ist sie ihr Amt los. Am Sonntag wählte Finnland seine Regierungschefin Sanna Marin (37) ab. Ihre Partei „Suomen Sosialidemokraattinen Puolue“ landete bei der Parlamentswahl nur auf Platz drei, künftig wird die Partei 43 Sitze im Parlament stellen. Die Niederlage räumte Marin am späten Sonntagabend ein: „Die Demokratie hat gesprochen“, sagte sie. Zugleich lobte die Politikerin ihre Partei: „Wir haben es gut gemacht“. Dabei verzeichneten die Sozialdemokraten sogar Zugewinne bei den Stimmen. Für den Wahlsieg reichte das trotzdem nicht. Seit 2019 führte Marin Finnlands Regierung an, wurde sogar jüngste Regierungschefin der Welt. Nun folgt ein Machtwechsel.

Neuer Ministerpräsident wird nun wohl Petteri Orpo (53). Er war zwischen 2016 und 2019 Finanzminister des nordeuropäischen Landes. Ob Marin bei der Wahl auch die zahlreichen Skandale der Vergangenheit Stimmen kosteten? Unklar.

Im Dezember 2021, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, feierte sie mit ihrem Mann und mehreren Freunden ausgelassen in einer angesagten Diskothek in Finnlands Hauptstadt Helsinki. Und das, obwohl ihr Außenminister Pekka Haavisto positiv auf Covid-19 getestet wurde – mit dem sie kurz davor zusammen gesessen hatte. Diese Information hatte Marin damals einfach ignoriert. Videoaufnahmen des Abends tauchten im vergangenen Sommer auf. Darauf zu hörende Äußerungen anderer Party-Teilnehmer legten in Teilen der Öffentlichkeit gar den Verdacht nahe, auch Drogen seien im Spiel gewesen. Das wies Marin zurück und unterzog sich einem Drogentest. Das Ergebnis: negativ.

Essenslieferungen für 14.000 Euro

Es waren nicht die ersten Schlagzeilen um Marin. Im Mai 2021 recherchierte die Zeitung „Iltalehti“, dass Marin und ihr Mann rund eineinhalb Jahre Essen auf Kosten der Steuerzahler bestellt hatten – für rund 14.000 Euro. Das ist zwar rechtens, denn Frühstück und weitere Lebensmittel finanziert der Staat für den amtierenden Ministerpräsidenten. Doch ihre Amtsvorgänger kamen trotzdem selbst für die Lebensmittel auf oder versteuerten sie als Sondereinnahmen. Nicht Marin. Auch wenn sie keine Gesetze verletzte: „Ich werde uns kein Essen mehr liefern lassen. Ich zahle alles zurück“, hatte Marin anschließend gesagt. (jak)