Urteil in Karlsruhe

Explosion in Drogeriemarkt: Sieben Jahre Knast für dm-Erpresser

ARCHIV - 23.03.2023, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Der Angeklagte im Prozess zu einer mutmaßlichen Erpressung wartet in einem Sitzungssaal des Landgerichts auf den Prozessbeginn. Dem 53-Jährigen wird vorgeworfen, einen Sprengstoffanschlag auf die Filiale eines Unternehmens verübt und weitere Anschläge angedroht haben. Laut Anklage erpresste er mehrere Hunderttausend Euro in Bitcoin. (Zu dpa «Gericht spricht Urteil gegen dm-Erpresser») Foto: Uli Deck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Verurteilter dm-Erpresser im März beim Prozessauftakt in Karlsruhe.
ude cat, dpa, Uli Deck

Er wollte nach wiederholtem Burn-out eine Alternative zu seinem Job als Pfleger finden und muss dafür jetzt büßen: Sieben Jahre muss ein 53-Jähriger nun ins Gefängnis. Er versuchte 2019, die Drogeriemarktkette dm um mehrere Hunderttausend Euro zu erpressen und ließ dafür in einer Filiale sogar einen Sprengsatz hochgehen. Die Summer forderte er in Bitcoins nicht wissend, dass ihm Kryptowährung zum Verhängnis werden würde.

Freiheits- und Geldstrafe für schwere Erpressung

Nun ist es gefallen. Das Urteil gegen den 53-jährigen Deutschen, der zuletzt in Konstanz und in der Schweiz gelebt hat: Der Versuch, die Drogeriemarktkette dm um Hunderttausende Euro zu erpressen, kostet ihn jetzt sieben Jahre. Die wird er statt in Freiheit nun hinter Gittern verbringen. Das Karlsruher Landgericht hat den Mann unter anderem wegen schwerer räuberischer Erpressung und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion verurteilt. Laut Spiegel soll er außerdem rund eine halbe Million Euro an das Unternehmen zahlen.

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Verurteilter dm-Erpresser zeigte sich geständig

ARCHIV - 23.03.2023, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Der 53-jährige Angeklagte im Prozess zu einer mutmaßlichen Erpressung der Drogeriemarktkette dm im September 2019 wartet in einem Sitzungssaal des Landgerichts auf den Prozessbeginn. Am 14.04.2023 wird das Urteil erwartet. (zu dpa "Gericht spricht Urteil gegen dm-Erpresser") Foto: Uli Deck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sieben Jahre Knast für die versuchte Erpressung der dm-Drogeriekette.
ude sab, dpa, Uli Deck

Kurz vor dem Prozessauftakt in Karlsruhe im März legte der 53-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Er gab zu, Erpresserbriefe an die Drogeriemarktkette verschickt zu haben. Außerdem sprach er auch über den Sprengsatz, den er außerhalb der Geschäftszeiten in einer Freiburger Filiale zwischen dem Katzenfutter versteckte und per Zeitzünder in die Luft jagte. Es entstand ein Sachschaden von 20.000 Euro. Er habe „Unordnung“ schaffen wollen. Dabei wollte er weder Menschen gefährden, noch töten, sondern seiner Forderung lediglich mehr Nachdruck verleihen. Deshalb drohte er dem Konzern auch mit weiteren Explosionen in anderen Filialen, sollte sie die Zahlungen verweigern.

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Bitcoins wurden dm-Erpresser zum Verhängnis

Der 53-Jährige forderte die Summe in Bitcoins, einem digitalen Zahlungsmittel, das man als Kryptowährung bezeichnet. Er versuchte seine Spuren, die solche Transaktionen im Netz hinterlassen, zu verwischen. Ohne Erfolg. Fahnder konnten mithilfe eines Experten den Weg der erpressten Bitcoins zurückverfolgen. Dank weiterer Hinweise konnte der Mann als Verdächtiger identifiziert und festgenommen werden. Ermittler durchsuchten daraufhin im Sommer 2022 sein Wohnhaus in der Schweiz. Dabei stellten sie Beweismittel wie explosive Stoffe und Schusswaffen sicher. Seit Ende Juli vergangenen Jahres sitzt er in Untersuchungshaft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Erpressung sollte Zeitraum bis zur Rente finanzieren

Auf die Idee, die Drogeriekette zu erpressen, kam der 53-Jährige aus gesundheitlichen Gründen: Nach wiederholtem Burn-out beschloss er, eine alternative Verdienstmöglichkeit zu seinem Job zu finden. Bis zur Rente musste das Geld dabei reichen. Da fasste er den Entschluss, es mit der Erpressung eines großen Konzerns zu versuchen. Ohne Erfolg. Zwar hat der Mann erreicht, dass er seinen Job tatsächlich die nächsten sieben Jahre nicht mehr ausführen muss, aber das zu einem hohen Preis. Diese Zeit hinter Gittern zu verbringen und eine hohe Geldstrafe zu zahlen, waren wahrscheinlich eher nicht Teil seines Plans. (she)